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GesellschaftDeutschland

Letzte Ehre für Holocaust-Überlebende Margot Friedländer

15. Mai 2025

Mit einer bewegenden Zeremonie ist Friedländer in Berlin beigesetzt worden. Spitzenpolitiker und Weggefährten würdigten ihr Lebenswerk. Die 103-Jährige galt als moralische Instanz gegen Antisemitismus und Ausgrenzung.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (4.v.r.) stehen vor zwei Blumenkränzen auf dem Friedhof
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (rechts), Bundeskanzler Friedrich Merz (3.v.r.) und Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (4.v.r.) gedenken Margot FriedländerBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Unter großer öffentlicher Anteilnahme ist die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt worden. Friedländer war am vergangenen Freitag im Alter von 103 Jahren in Berlin gestorben. Die gebürtige Berlinerin überlebte als Einzige ihrer engeren Verwandtschaft die nationalsozialistische Verfolgung und wurde im Laufe ihres langen Lebens zu einer der wichtigsten Stimmen im Kampf gegen Antisemitismus und für Erinnerungskultur.

Margot Friedländers Sarg im Friedhof Weißensee in BerlinBild: Kay Nietfeld/dpa/picture alliance

Eine Stimme für Demokratie und Versöhnung

An der Trauerzeremonie nahmen zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesellschaft und Kultur teil. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Friedrich Merz, Bundestagspräsidentin Julia Klöckner und Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner erwiesen Friedländer ebenso die letzte Ehre wie Altbundespräsident Joachim Gauck, Altkanzlerin Angela Merkel und ihr Nachfolger Olaf Scholz. Auch der israelische Botschafter Ron Prosor, der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, sowie Prominente wie Iris Berben waren unter den Gästen.

Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlin, würdigte Friedländer in seiner Trauerrede als warmen, nahbaren Menschen, der aus der Erinnerung heraus Kraft geschöpft habe. "Sie wollten nicht hassen, sondern erinnern", sagte Joffe in seiner Rede an die Verstorbene gerichtet. Gemeinderabbiner Jonah Sievers bezeichnete sie als "moralischen Kompass" und "lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart". Ihre Stimme werde über ihren Tod hinaus wirken.

"Holocaust survivor returns" - Margot Friedländer in Berlin

42:35

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Friedländer hatte sich zeitlebens für Demokratie, Versöhnung und das Gedenken an die Opfer der Schoah eingesetzt. Nach ihrer Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt überlebte sie das NS-Regime und emigrierte nach dem Krieg in die USA. Erst im hohen Alter kehrte sie dauerhaft nach Berlin zurück, das sie stets als ihre Heimat betrachtete.

Große Anteilnahme in ganz Deutschland

Für ihr Engagement erhielt Friedländer zahlreiche Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande und die Berliner Ehrenbürgerwürde. Noch am Tag ihres Todes sollte sie das Große Verdienstkreuz erhalten - laut Bundespräsidialamt gilt es dennoch als verliehen, da Friedländer der Auszeichnung zuvor bereits zugestimmt hatte.

Das Land Berlin würdigte Friedländer mit Trauerbeflaggung an öffentlichen Gebäuden. Im Roten Rathaus liegt noch bis zum 23. Mai ein Kondolenzbuch aus. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger nutzten bereits die Gelegenheit, sich dort persönlich zu verabschieden. Der Bundestag gedachte Margot Friedländer am Mittwoch mit einer Schweigeminute. Ihre im vergangenen Jahr gegründete Stiftung soll ihr Vermächtnis weitertragen.

pgr/haz (afp, dpa)

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