Seine Karriere weist große Erfolge, aber auch kapitale Flops auf. Jetzt kommt sein Actionspektakel "Anna" weltweit in die Kinos. Besson galt als mächtigster Mann des französischen Films. Doch sein Imperium ist bedroht.
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Luc Bessons neuer Action-Film "Anna"
Besson galt als mächtigster Mann der französischen Filmindustrie. Doch finanzielle Schwierigkeiten und Vorwürfe sexueller Belästigung setzten ihm zu. Jetzt soll das Actionspektakel "Anna" die Karriere retten.
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Ist das die Rettung? Bessons neuer Film "Anna"
Schöne Frauen mit scharfen Waffen - Luc Bessons neuer Film setzt nicht gerade auf Intellekt und künstlerische Raffinesse. Als eine Art weiblicher James Bond fürs 21. Jahrhundert schlägt sich Anna Poliatova (Sasha Luss) durch Bessons neues Kino-Spektakel. Die KGB-Agentin gerät im Film zwischen die Fronten - und teilt nach allen Seiten aus. "Anna" fügt dem weiblichen Actionkino neue Facetten bei.
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Autor, Produzent und Regisseur: Luc Besson
Luc Besson hat sich in den vergangenen vier Jahrzehnten den Ruf eines Erfolgsgaranten des europäischen Kinobetriebs erarbeitet. Seine Filme sprengen die in Europa üblichen Budgets. Er ist auch für Dutzende Filme anderer Regisseure verantwortlich - als Produzent. Für viele seiner eigenen Arbeiten hat er zudem die Drehbücher geschrieben. Doch Besson musste auch einige Misserfolge verkraften.
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Früher Erfolg mit Isabelle Adjani
Nach einem düsteren Regie-Debüt, dem in Schwarz-Weiß gedrehten Science-Fiction-Film "Der letzte Kampf" (1983), erregte der Nachfolger "Subway" (Bild) 1985 große Aufmerksamkeit. "Subway" war ein furios inszenierter Action-Film, der vor allem im Untergrund von Paris spielt, in U-Bahn-Schächten, auf Gleisen und Rolltreppen. Der Film war mit Christopher Lambert und Isabelle Adjani prominent besetzt.
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Blick in den Abgrund: "Im Rausch der Tiefe"
1988 ließ Luc Besson mit seinem Taucherdrama "Im Rausch der Tiefe" die Herzen der Kinofans in ganz Europa höher schlagen. Die Geschichte zweier Taucher, die sich vor der Küste Griechenlands einen gefährlichen Wettkampf um neue Rekorde liefern, faszinierte mit atemberaubenden Aufnahmen und einer mythisch aufgeladenen Story. "Im Rausch der Tiefe" entwickelte sich schnell zum Kultfilm.
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Der Actionspezialist Luc Besson
Seine beiden folgenden Filme brachten eine weitere Facette der Fähigkeiten des Regisseurs zu Tage. Sowohl "Nikita" (1990) als auch "Léon - Der Profi" (1994/unser Bild) zeigten Besson als ausgewiesenen Könner actiongeladener Filmerzählungen mit rasant inszenierten Szenen und dramaturgischen Spannungsbögen. In "Léon" agierte an der Seite der blutjungen Natalie Portman der Franzose Jean Reno.
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Science Fiction: "Das fünfte Element"
Auch mit seinem nächsten Film, dem teuren Science-Fiction-Epos "Das fünfte Element", bewies Besson nachdrücklich sein Gespür fürs Genre-Kino. Er wusste mit großen Budgets umzugehen, mit Special-Effects - und auch mit Hollywood-Stars wie Bruce Willis. Doch obwohl Besson seine Filme inzwischen oft auf Englisch drehte - produziert wurden seine Werke immer in der Heimat Frankreich.
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Französische Geschichte: "Johanna von Orléans"
Nach den Action- und Science-Fiction-Filmen wandte sich Besson 1999 mit "Johanna von Orléans" einem Historienfilm zu. Besson erzählte die Geschichte der französischen Nationalheiligen Jeanne d’Arc mit rasanten Szenenwechseln, vielen Schnitten und kühnen Kameraperspektiven. In der Hauptrolle glänzte Bessons Lieblingsschauspielerin Milla Jovovich. Die beiden waren für kurze Zeit verheiratet.
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Vielfältige Filmwelten: "Arthur und die Minimoys"
Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends - Besson produzierte inzwischen immer mehr Filme für andere Regisseure - erwies sich für den Regisseur Luc Besson als künstlerisch weniger fruchtbar. Sowohl sein Film "Angel-A" als auch die drei Teile von "Arthur und die Minimoys" (unser Bild) beeindruckten weniger als das Frühwerk des Regisseurs. Doch als Produzent verdiente Besson weiter viel Geld.
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Ausflug ins Polit-Genre: "The Lady"
Eher ungewöhnlich fiel dann 2011 Bessons nächster Film aus. In "The Lady" näherte sich der Filmemacher der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi aus Myanmar an. Das Projekt kam auf Initiative der Hauptdarstellerin Michelle Yeoh zustande. Die Schauspielerin aus Malaysia ist eine Bewunderin der Filme Bessons. "The Lady" war einer der untypischsten Besson-Filme.
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Erfolg mit "Lucy"
Nach der 2013 mit US-Stars gedrehten Mafia-Komödie "Malavita - Die Familie" inszenierte Besson im Jahr darauf "Lucy" mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle. Der Genremix mit Action und Science-Fiction-Elementen entpuppte sich an den Kinokassen als Sensationserfolg und spielte ein vielfaches seiner Kosten ein. Wieder drehte Besson auf Englisch, produzierte aber in Frankreich.
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Blick in die Zukunft: "Valerian"
Mit seinem 16. Spielfilm hat sich Luc Besson dann, was das Budget betraf, selbst übertroffen. Der Regisseur nahm für sein neues Projekt so viel Geld in die Hand, dass "Valerian - Die Stadt der tausend Planeten" zum teuersten europäischen Film aller Zeiten wurde. Rund 200 Millionen Euro soll "Valerian" gekostet haben. Außerhalb seiner Heimat spielte der Film jedoch weit weniger ein als erhofft.
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Kann Luc Besson noch einmal den Kopf aus der Schlinge ziehen? Sein neues Action-Epos "Anna", in dem sich eine junge KGB-Agentin martialisch gegen alle möglichen Bösewichte zur Wehr setzt, gilt als letzte Hoffnung für den angeschlagenen Regisseur und Produzent. Bessons Film-Imperium, u.a. eine Produktionsfirma und eine Filmschule, ist in eine schwere finanzielle Schieflage geraten. Seine Firma "EuropaCorp", mit der der Franzose Hollywood Paroli bieten wollte, ist zahlungsunfähig. Ein Pariser Gericht beantragte vor kurzem Gläubigerschutz.
Zuletzt stand bei dem 1959 geborenen Luc Besson darüber hinaus auch die Verteidigung der eigenen Person im Vordergrund. Mehrere Frauen hatten dem Regisseur und Produzenten 2018 sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Auch wenn einige Ermittlungen in der Folge eingestellt wurden, stehen andere Vorwürfe gegen den Franzosen noch heute im Raum. Besson hatte stets bestritten, gegen die Frauen übergriffig geworden zu sein.
Konkurrenz zu Hollywood: "Valerian"
Sein vorletzter Film, das Science-Fiction-Opus "Valerian"- Die Stadt der tausend Planeten", der 2017 weltweit in die Kinos kam, spielte weit weniger ein als erhofft. "Valerian" gilt mit rund 200 Millionen Euro als teuerster französischer Film aller Zeiten. Die Story, die auf einem 50 Jahre alten Comic basiert, ist eine Art "Star Wars"-Version auf Französisch. Doch die Einspielergebnisse von "Valerian" blieben bescheiden, in der Heimat, aber auch auf den großen Kino-Märkten USA und China.
Bessons Kino-Imperium geriet daraufhin ins Wanken. Bei einem 200-Millionen-Budget muss solch ein Blockbuster viel Geld einspielen, um tatsächlich zu einem nachhaltig kommerziellen Erfolg zu werden. Besson war nicht nur Regisseur des Films, sondern auch Produzent. Hinter "Valerian" steht seine Produktionsfirma "EuropaCorp".
Mit seinen Regiearbeiten feierte er auch künstlerische Erfolge
"EuropaCorp" hatte der umtriebige Besson im Jahr 2000 gegründet und sich damit endgültig zum mächtigsten Mann der heimischen Filmindustrie aufgeschwungen. Zwar hatte Besson in den 1980er Jahren als Regisseur begonnen und mit Erfolgen wie "Im Rausch der Tiefe", "Léon - der Profi" und "Das fünfte Element" beachtliche Erfolge an den Kassen und auch bei der Kritik feiern können, doch endgültig in seinem Element schien der gebürtige Pariser erst mit der Gründung der eigenen Produktionsfirma zu sein.
Luc Besson war einer der erfolgreichsten Produzenten in Frankreich
Ende der 1990er Jahre spülten die Einnahmen erfolgreicher Filme wie "Taxi" und "Taken", die dann jeweils in Serie gingen, Millionen in die Kassen von Bessons Firma. Der Franzose arbeitete von nun an zweigleisig. Seine Regiearbeiten erreichten nur noch selten die große künstlerische Kraft vergangener Tage. Immerhin konnte er mit "Lucy" - mit Scarlett Johansson in der Hauptrolle - auch in den USA noch einen großen Erfolg feiern. Besson war zu diesem Zeitpunkt eher Produzent populärer Massenware als künstlerisch ambitionierter Filmemacher: Das französische Kino auf (kommerzielle) Augenhöhe mit Hollywood zu hieven - das schien sein Ziel.
Das ging auch eine Zeit lang gut. Mit dem Großprojekt "Valerian" scheint er sich aber verhoben zu haben. Ob nun "Anna" noch viel retten kann, scheint zweifelhaft. Besson hält inzwischen nur noch gut ein Drittel der einst von ihm aus der Taufe gehobenen Firma. Zuvor waren bereits Anteile verkauft worden, unter anderem nach Hongkong. Und selbst wenn es mit "EuropaCorp" trotz der großen Schieflage weitergehen sollte, Bessons Zukunft dort ist alles andere als rosig. Nach dem Willen der anderen Miteigentümer soll der Franzose das Unternehmen auf keinen Fall weiter führen.
"Anna" setzt - nach dem Vorbild von Bessons letztem großen Erfolg "Lucy" - ganz auf die Power einer attraktiven jungen Frau. Die Neuentdeckung Sasha Luss schlägt sich durch den actiongeladenen Film wie eine Mischung aus James Bond, Rambo und Lara Croft. Dem neuen weiblich geprägten internationalen Action-Kino setzt der Franzose damit ein Denkmal. Ob "Anna" die eigene Karriere wieder befeuern kann, darüber werden die Zuschauer in aller Welt entscheiden.
"Anna" startet am 20. Juni 2019 zunächst in Italien, der Türkei und Singapur. US-Start ist am 21.6. In den folgenden Wochen läuft der Film weltweit in den Kinos. In Deutschland kommt "Anna" am 18. Juli 2019 in die Lichtspielhäuser.