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Letzte Hoffnung Export

Andreas Becker, z.Zt. Hannover9. April 2013

Durch die Schuldenkrise ist in den südeuropäischen Ländern die Wirtschaftsleistung eingebrochen. Viele Firmen sind daher auf der Suche nach neuen Märkten, wie auf der Hannover Messe deutlich wurde.

Arbeiter in einer Gießerei(Foto: AP)
Bild: dapd

Seit dem Beginn der Wirtschaftskrise musste die Bronzegießerei Agakos aus Thessaloniki einen doppelten Schlag verkraften: Die Ausgaben stiegen, und die Einnahmen fielen dramatisch, sagt Exportmanager Nikolaos Angelidis. "Die Kosten haben sich erhöht: Strom, Steuern, alles. Und unser Umsatz hat sich ungefähr halbiert."

Nikolaos Angelidis auf seinem Messestand in HannoverBild: DW/A. Becker

Die bronzenen Gußteile von Agakos werden vor allem von Maschinen und Anlagenbauern eingesetzt. Weil es davon in Griechenland nicht sehr viele gibt, macht Agakos die Hälfte seiner Geschäfte mit Kunden aus dem Ausland. Doch die sind zunehmend vorsichtig und fragen sich, ob sie überhaupt noch mit einer griechischen Firma Geschäfte machen sollen, sagt Angelidis. "Sie sagen: das ist eine griechische Firma, die uns anspricht. Sollen wir? Oder lieber nicht? In dieser Krise weiß doch keiner, was morgen passiert."

Vertrauensfrage

Dieses Mißtrauen der Geschäftspartner kennt auch Matthias Hackerschmidt. Der Deutsche arbeitet im Bereich Verkauf und Finanzen für die griechische Aluminiumdruck-Gießerei Vioral. Viele Kunden aus der Elektro- und Automobilindustrie hätten schlicht Angst gehabt, dass durch den Ausfall eines griechischen Zulieferers ihre Lieferkette unterbrochen wird.

"Wir konnten aber die meisten überzeugen, weiter mit uns zu arbeiten und uns zu vertrauen", so Hackerschmidt. "Wir haben unsere Zahlen, unsere Bilanzen offengelegt. Wir waren völlig offen. Ich glaube, das war der Grund, warum wir relativ schnell wieder in den Markt hineinfinden konnten."

So gelang es dem Familienunternehmen mit 45 Angestellten, den Umsatzeinbruch auf weniger als 20 Prozent zu begrenzen. Dass Vioral sein Produkte zu 100 Prozent exportiert, erwies sich in der Krise als großer Vorteil.

Umsatzeinbruch

Firmen, die stark von ihrem Heimatmarkt abhängig sind, trifft die Krise dagegen hart. So exportierte das spanische Unternehmen Alju seine Maschinen zur Oberflächenbehandlung von Metallen vor der Krise kaum, sagt Exportmanager José Moya. "Wir haben in Spitzenzeiten mit 42 Mitarbeitern einen Umsatz von sechs bis acht Millionen Euro gehabt, und der ist eingebrochen bis auf 3,5 Millionen im letzten Jahr. Wir können also von einem Umsatzeinbruch von 50 Prozent sprechen."

Alju setzt nun verstärkt auf Kunden außerhalb Spaniens. "Wir sind jetzt weltweit unterwegs, um neue Märkte und Nischen zu finden und neue Kunden zu gewinnen", so Moya. Mit einigem Erfolg: Inzwischen macht der Export 15 Prozent vom Gesamtgeschäft aus, vor der Krise waren es nur drei Prozent.

Export als Rettung

Alju ist nicht die einzige Firma, die nach Hannover gekommen ist, um den Export zu vergrößern. Pedro Quelhas ist Marketingdirektor des Generatorenhersteller Omnisantos aus Portugal. Dort und auch in Spanien sei der Verkauf um 30 Prozent eingebrochen, sagt er. "Wir präsentieren uns nun zum ersten Mal auf der Hannover Messe, und zwar vor allem, weil wir Kunden aus Russland gewinnen wollen", so Quelhas.

Mit einem Exportanteil von mehr als 90 Prozent ist der Anlagenbauer Borri dagegen fast unabhängig von seinem Heimatmarkt Italien. "Dort ist die Lage im Moment sehr, sehr, sehr schlecht", sagt Verkaufsmanager Lorenzo Benzoni. "Es gibt keine Investitionen, auch nicht von der Regierung. Es gibt kein Vertrauen, viele internationale Firmen verlassen das Land. Die Steuern sind zu hoch. All das sind Gründe, warum die Situation in Italien schlecht ist."

Die Effizienz erhöhen und neue Märkte erobern - das sind die Strategien, mit denen viele Unternehmen der Wirtschaftskrise begegnen. Das private spanische Forschungsinstitut SEM weist jedoch auf einen beunruhigenden Trend hin: viele Unternehmen würden in der Krise ihre Ausgaben für Forschung und Entwicklung reduzieren, um Kosten zu sparen. Damit laufen sie allerdings Gefahr, in ein paar Jahren den Anschluss an die technische Entwicklung zu verpassen.

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