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Letzte Verhandlungen

9. Juli 2007

Muslimische Geistliche unternehmen in Pakistan einen letzten Versuch, die Erstürmung der Roten Moschee zu verhindern. Islamisten halten die Moschee besetzt. Sie riefen zu einer islamischen Revolution auf.

Pakistanische Soldaten auf dem Weg zur Roten Moschee, Quelle: AP
Pakistanische Soldaten auf dem Weg zur Roten MoscheeBild: AP

Die pakistanischen Sicherheitskräfte haben die seit fast einer Woche in der Moschee in Islamabad verschanzten Extremisten ultimativ zur Aufgabe aufgerufen. Über Megafon sagten die Sicherheitskräfte, dies sei die letzte Warnung. Obwohl keine konkrete Frist gesetzt wurde, erhöhte sich in der pakistanischen Hauptstadt am späten Sonntagabend (8.7.07) damit die Befürchtung, dass der Gebäudekomplex, in dem auch viele Frauen und Kinder festgehalten werden sollen, gestürmt wird.

Noch wird belagert - bald auch gestürmt?Bild: AP

Militärsprecher Generalmajor Waheed Arshad sagte dagegen, er habe erst über die Medien von einer möglicherweise bevorstehenden Militäroperation erfahren. Auch wurden am Sonntagabend die Bemühungen für eine Verhandlungslösung fortgesetzt. Daran seien religiöse Führer und Vertreter der Regierung beteiligt.

Verhandlungen

Sechs Tage nach Beginn der Kämpfe um die Rote Moschee in Islamabad ist der pakistanische Präsident Pervez Musharraf zu einem Strategietreffen mit Vertretern der Sicherheitskräfte zusammengekommen. An dem Gespräch nahmen nach Angaben des Senders Geo TV unter anderem Premierminister Shaukat Aziz und Religionsminister Ejaz-ul-Haq teil. Der Sender meldete weiter, an der Moschee seien am Montag erneut heftige Schusswechsel zwischen Sicherheitskräften und den belagerten Koranschülern entbrannt. Am Sonntagabend hatten religiöse Führer Musharraf dazu aufgerufen, die Krise friedlich beizulegen.


Die Delegation der Wafaq-ul-Madarasas - ein Verbund zahlreicher Koranschulen in Pakistan - traf mit dem Präsidenten der regierenden Muslim-Liga, Chaudhry Shujaat Hussein, zusammen. Ein Sprecher der Wafaq-ul-Madarasas warnte, die seit Dienstag andauernde Belagerung der Moschee könne zu einem Bürgerkrieg führen. Ein radikaler Prediger mit Tausenden Anhängern, Maulana Sami ul Haq, warnte vor Selbstmordanschlägen, sollten die Militäroperationen gegen die Rote Moschee (Lal Masjid) nicht beendet werden. "Das Lal-Masjid-Thema wird, wenn es nicht sofort gelöst wird, eine unaufhaltsame Serie von Selbstmord- und Bombenanschlägen im Land auslösen", sagte Maulana Sami ul Haq.

Der Anführer der Koranschüler in der Roten Moschee hat zu einer islamischen Revolution in Pakistan nach seinem "Märtyrertod" aufgerufen. "Wir vertrauen fest auf Gott, dass unser Blut zu einer Revolution im Land führen wird", heißt es in dem von der Urdu- sprachigen Zeitung "Jang" am Sonntag veröffentlichten "Testament" des Vizeleiters der Roten Moschee, Abdul Rashid Ghazi. Ghazi betonte erneut, die Koranschüler in der seit Dienstag belagerten Moschee würden bis zum Tode kämpfen. "Wir werden den Märtyrertod akzeptieren, aber wir werden uns nicht ergeben."

Kontrollverlust Ghazis?

Allerdings ist die derzeitige Rolle Ghazis unklar. Wie die Nachrichtenagentur AFP am Sonntag berichtete soll er die Macht in der Mosche verloren haben. Nach sechs Tagen Belagerung habe Ghazi "keine Kontrolle" mehr, sagte Religionsminister Ijaz-ul Haq. Stattdessen hätten militante Extremisten die Macht auf dem Gelände übernommen. "Wir fürchten, sie könnten beginnen, die Frauen und Kinder zu ermorden, um ihre Forderung nach freiem Abzug durchzusetzen", sagte Haq.

Innerhalb des umkämpften Komplexes gibt es nach Angaben aus der Moschee Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen. Diese könnten sich nicht einigen, wie der Kampf geführt werden solle. Religionsminister Haq betonte, in der Moschee befänden sich "Terroristen, die innerhalb und außerhalb Pakistans gesucht werden".

Aufgeben oder sterben

Musharraf hatte die Koranschüler am Samstag zur bedingungslosen Kapitulation aufgefordert. Andernfalls würden sie getötet. In der Nacht zum Sonntag kam es zu schweren Gefechten an der Moschee im Zentrum der pakistanischen Hauptstadt, bei denen Koranschüler nach Angaben der Armee einen Oberstleutnant töteten. Ein Sprecher der Moscheeverwaltung sagte, mehr als 300 Koranschüler seien ums Leben gekommen, darunter seien 280 Frauen. Von der Armee an der Mauer des Koranschulen-Komplexes detonierte Sprengsätze hätten zwei Räume zum Einsturz gebracht. Das Militär wies die Angaben zurück. Nach offiziellen Angaben seien bisher 24 Menschen getötet worden. (chr)

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