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Politik

Letztes TV-Duell zwischen Johnson und Corbyn

7. Dezember 2019

Sechs Tage vor der Parlamentswahl in Großbritannien haben sich Premierminister Boris Johnson und Oppositionsführer Jeremy Corbyn in der BBC einen Schlagabtausch geliefert. Nach Umfragen gab es einen - knappen - Sieger.

England TV-Duell | Jeremy Corbyn und Boris Johnson
Bild: picture-alliance/AP Photo/BBC/J. Overs

Oppositionsführer Jeremy Corbyn versuchte, den Druck auf Premierminister Boris Johnson zu erhöhen. Dieser lasse Offenheit vermissen, wenn es um seine Brexit-Pläne gehe, sagte der Chef der britischen Sozialdemokraten.

Das Versprechen des Regierungschefs, mit seinem Brexit-Deal das Gezerre um den EU-Austritt zu beenden, sei nicht einzuhalten und so wachse die Unsicherheit in der Bevölkerung, sagte der Labour-Chef. "Millionen Menschen geht es nicht gut. Sie brauchen eine ehrgeizige Regierung, die für sie einsteht. Eine Stimme für Labour ist eine Stimme für einen wirklichen Politikwechsel."

Außerdem warnte Corbyn vor langwierigen Verhandlungen über Freihandelsabkommen mit den USA und der EU. Großbritannien werde Jahre brauchen, um neue Handelsverträge abzuschließen.

Johnson wiederum warf seinem Kontrahenten vor, keine klare Haltung zum EU-Austritt einzunehmen. Der Oppositionsführer plädiert für eine weitere Volksabstimmung, will dabei aber neutral bleiben.

Brexit überschattet alles andere

Ob Gesundheitssystem, Investitionen oder Sicherheit - keines der anderen Themen in der Fernsehdebatte kam auch nur annähernd an die Bedeutung der Brexit-Diskussion heran.

Corbyn hatte bei einer Wahlkampfveranstaltung vor dem Fernsehduell behauptet, es gebe ein "vertrauliches Dokument" aus dem Finanzministerium, das Beweise für "Lügen" des Premiers enthalte.

Entgegen der Behauptung Johnsons gehe aus dem durchgesickerten Dokument hervor, dass auch mit seinem Brexit-Abkommen künftig Warenkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und dem Rest des Vereinigten Königreichs stattfinden müssen. "Johnsons Abkommen wird für die Unternehmen und den Arbeitsmarkt im gesamten Vereinigten Königreich katastrophal sein", sagte Corbyn und prophezeite, die Vereinbarung werde auch Nordirland "erheblichen wirtschaftlichen Schaden" zufügen.

Futuristisch anmutende Kulisse beim TV-Duell über die Zukunft GroßbritanniensBild: picture-alliance/AP/BBC/J. Overs

Knapper Sieg für Johnson

Bei dem verbalen Schlagabtausch im BBC-Fernsehen konnte sich offenbar keiner der Kontrahenten maßgeblich absetzen. Einer YouGov-Umfrage zufolge waren 52 Prozent der Befragten hinterher der Meinung, dass Johnson das letzte TV-Duell vor dem Urnengang am kommenden Donnerstag für sich entschieden hat.

In Wahlumfragen liegen Johnsons Konservative deutlich vor Corbyns Labour-Partei. Beobachter sahen die Fernsehdebatte als letzte Chance für Corbyn, den Abstand zu Johnson zu verringern.

Schicksalswahl am 12.12.

Mehr als drei Jahre, nachdem die Briten knapp für einen Austritt aus der EU votiert haben, dürfte die anstehende Wahl darüber entscheiden, wann, wie und möglicherweise ob überhaupt der Brexit vollzogen wird. Wenn Johnson gewinnt, tritt Großbritannien nach jetzigem Stand am 31. Januar aus der EU aus.

Corbyn dagegen will den Austritt noch einmal verschieben und innerhalb von drei Monaten ein neues Abkommen mit Brüssel aushandeln. Ihm schwebt ein Brexit mit sehr enger Bindung an die EU vor. Seinen Deal will er den Briten in einem Referendum zur Abstimmung vorlegen. Die Alternative soll ein Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU sein.

mak/jj (rtr, ap, dpa)

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