Leverkusen mit Respekt nach Barcelona
29. September 2015Hauptsache nicht noch einmal so wie vor dreieinhalb Jahren - so lautet das Motto bei Bayer 04 Leverkusen vor der Champions-League-Partie beim FC Barcelona. Damals kam die Werkself im Achtelfinale der Königklasse mit 1:7 böse unter die Räder. Blauäugig und völlig überfordert ergab sich das Team Barças Übermacht. Das soll nicht noch einmal passieren: "Wir wollen zeigen, dass wir nicht mehr so untergehen werden", sagte Bayer-Torwart Bernd Leno, der damals, am 7. März 2012, zwischen den Pfosten stand. Am Dienstagabend (Anstoß 20:45 Uhr MESZ, ab 20:30 Uhr im DW-Liveticker) möchte Leno sein Tor nicht nur sauber halten, für ihn geht es auch darum, im deutschen Kronprinzen-Duell gegen Barça-Schlussmann Marc-André ter Stegen zu punkten.
Ter Stegen und Leno sind gemeinsam mit dem Kölner Timo Horn das Keeper-Gespann der deutschen U21. Einer der drei wird höchstwahrscheinlich von Bundestrainer Joachim Löw hinter der Nummer eins Manuel Neuer einen Platz im Nationalkader für die EM 2016 in Frankreich bekommen. Da würde Leno natürlich gerne dabei sein. Allerdings will der 23-Jährige von einem Zweikampf mit dem Rivalen nichts wissen. "Mir ist es letztendlich egal, wer beim Gegner im Tor steht", sagte Leno dem "kicker". Sein Verhältnis zu ter Stegen gilt nach einem Streit bei der U17-EM 2009 aber als angespannt.
Messi verletzt, ter Stegen unter Druck
Sein Rivale, der Ex-Gladbacher ter Stegen hat bei Barcelona derweil einen schweren Stand und steht nicht nur wegen des Konkurrenzkampfes mit Leno besonders im Fokus. 16 Tore kassierte er in bisher sieben Saisonspielen. Bei zwei Treffern aus 50 Metern Torentfernung machte er eine sehr unglückliche Figur. Sein Konkurrent Claudio Bravo ist wieder genesen und ter Stegen damit demnächst wohl wieder nur Teilzeitarbeiter. Barcelonas Trainer Luis Enrique hat bereits angedeutet, im Tor dieselbe Idee zu verfolgen wie in der vergangenen Saison. Damals hatte Bravo in der Primera Division im Tor gestanden, ter Stegen "nur" in Pokal und Champions League.
Ein noch größeres Sorgenkind als ter Stegen ist Barças Weltstar Lionel Messi, der sich am Wochenende beim Ligaspiel gegen UD Las Palmas einen Innenbandriss im Knie zuzog und wochenlang ausfällt. Vor drei Jahren hatte er noch fünf der sieben Tore für Barcelona gegen Bayer erzielt. Klarer Vorteil für Bayer, dennoch kommentierten die Leverkusener Messis Fehlen mit Zurückhaltung. "Ich finde es schade, dass er nicht spielt", sagte Bayer-Trainer Roger Schmidt. "Wenn der beste Spieler der Welt nicht auf dem Platz steht, scheint es ein Vorteil zu sein. Ob das so ist, wird man sehen."
Leverkusens Weltmeister Christoph Kramer sieht keinen großen Vorteil durch den Ausfall Messis. "Er ist der beste Spieler der Welt. Aber wenn in der Mannschaft elf der 50 weltbesten Spieler stehen, weiß man nicht, ob das so ins Gewicht fällt", sagte Kramer.
"Man hat immer eine Chance", sagte Schmidt, der die Star-Truppe um Luis Suarez, Neymar, Dani Alves und Co. mit temporeichem Offensivspiel beschäftigen will. "Wir wollen versuchen, auch gegen eine Mannschaft wie Barcelona unsere Stärken einzubringen, und das machen, was wir regelmäßig in der Bundesliga und auch zuletzt international gemacht haben." Dass der FC Barcelona nicht unschlagbar ist, zeigte sich unterdessen am vorletzten Liga-Spieltag bei Celta di Vigo, wo Barça mit 1:4 verlor.
Ungetrübt - egal ob gegen Messi oder nicht - ist die Vorfreude der Bayer-Profis, im legendären Camp Nou auflaufen zu dürfen. "Wir müssen mehr als 100 Prozent abrufen, aber so ein Spiel muss man einfach auch genießen", sagte Kapitän Lars Bender. Richtig aufgeregt vor der großen Aufgabe war Neuzugang Kevin Kampl: "Da träumt jeder kleine Junge von."
Bayern München mit Kroatien-Premiere
Anders als die Leverkusener geht der FC Bayern München als Favorit in sein zweites Gruppenspiel. In Gruppe F treffen die Bayern im Heimspiel auf den kroatischen Meister Dinamo Zagreb. Es ist das erste Kräftemessen des deutschen Rekordmeisters mit einem Team aus Kroatien. Dinamo kommt mit der beeindruckenden Bilanz nach München, seit 45 Spielen ungeschlagen zu sein. Ein Fakt, den Bayern-Innenverteidiger Jerome Boateng lapidar mit den Worten kommentierte: "Dann wird es ja jetzt mal Zeit für eine Niederlage."
Etwas zurückhaltender gab sich sein Trainer, Pep Guardiola: "Sie haben 45 Spiele nicht mehr verloren. Wenn das passiert, hat man eine große Mentalität." Schon im ersten Gruppenspiel bewiesen die Kroaten beim 2:1-Erfolg gegen den FC Arsenal, dass sie auch international mithalten können. Dennoch forderte Guardiola: "Wenn du dich qualifizieren willst, musst du zu Hause deine drei Spiele gewinnen. Es ist eine große Gelegenheit, uns für den nächsten Schritt und unsere Duelle mit Arsenal vorzubereiten."
Dinamo also nur ein Übergangsgegner? So oder so wird Guardiola wohl mit der besten ihm zur Verfügung stehenden Elf auflaufen. Verzichten muss er aber voraussichtlich auf Mittelfeldspieler Arturo Vidal, der Knieprobleme hat. In der zentralen Defensive werden wie schon beim Bundesliga-Sieg in Mainz Boateng und Ersatz-Innenverteidiger David Alaba spielen. Nach den starken Liga-Auftritten von Robert Lewandowski setzt Guardiola außerdem auf weitere Tore des Angreifers: "Er war der Key-Spieler in unseren letzten zwei Spielen. Ich hoffe, er kann diese große Serie fortsetzen."