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KonflikteIsrael

Libanon: Mindestens 37 Tote durch israelische Attacke

21. September 2024

Nach dem israelischen Angriff auf die Führungsebene der Hisbollah nennt die Regierung in Beirut nun deutlich höhere Opferzahlen. Die Miliz spricht von einem weiteren getöteten Kommandeur.

Menschen mit Warnwesten - einige mit Schutzhelm - stehen im freiliegenden Keller eines zerstörten Hauses
Aus Kreisen der Hisbollah heißt es, die getöteten Kämpfer hätten sich im Keller eines später getroffenen Gebäudes versammelt - hier Helfer am Ort des AngriffsBild: Anwar Amro/AFP

Beim israelischen Luftangriff auf Spitzenpersonal der Hisbollah am Freitag sind nach jüngsten Angaben aus Beirut mindestens 37 Menschen getötet worden, unter ihnen drei Kinder. Es habe mehr als 60 Verletzte gegeben, sagte der Gesundheitsminister des Libanons, Firas Abiad. Bei einem Besuch am Schauplatz des Bombardements in einem Vorort der Hauptstadt sprach Arbeitsminister Ali Hamieh von 23 Vermissten.

Die Hisbollah selbst gab den Tod von insgesamt 15 ihrer Mitglieder bekannt. Darunter sei neben Ibrahim Akil, dem Chef der Elite-Einheit Radwan, auch deren Kommandeur Ahmed Mahmud Wahbi. Dieser habe militärische Operationen zur Unterstützung der Hamas geleitet, erklärte die proiranische Miliz.

Israel: Hisbollah-Kämpfer planten neue Gräueltaten

Die israelische Armee teilte mit, die Führungsmitglieder der Hisbollah hätten Operationen mit Raketenbeschuss und einen Einmarsch in israelisches Gebiet an der Nordgrenze geplant. Dabei hätten Kämpfer "israelische Gemeinden infiltrieren und unschuldige Zivilisten ermorden" sollen. Insgesamt seien mindestens 16 Hisbollah-Angehörige getötet worden, die sich "im Herzen eines Wohnviertels" nahe der libanesischen Hauptstadt im Untergrund getroffen hätten.

Das israelische Bombardement am Freitag traf einen Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut, der als Hochburg der Hisbollah giltBild: Mohamed Azakir/REUTERS

Der libanesische Außenminister Abdullah Bou Habib bezichtigte Israel des "Terrorismus". Vor dem Weltsicherheitsrat in New York sagte er, entweder das mächtigste UN-Gremium zwinge Israel, "seine Aggression einzustellen", oder "wir werden stumme Zeugen der großen Explosion sein, die sich heute am Horizont abzeichnet".

Israels UN-Botschafter Danny Danon entgegnete, Bou Habib habe die Hisbollah in seiner Ansprache nicht einmal namentlich erwähnt. "Sie haben zugelassen, dass eine terroristische Organisation einen Staat ... innerhalb Ihres Staates errichtet und Ihr eigenes Volk ins Verderben stürzt. Anstatt uns, Ihre friedlichen Nachbarn, zu beschuldigen, sollten Sie jetzt etwas unternehmen, um die Hisbollah aufzuhalten", sagte der Diplomat.

"Hisbollah hat im Libanon einen Staat im Staat errichtet": Israels UN-Botschafter Danny DanonBild: John Lamparski/NurPhoto/picture alliance

Die Vertreter der USA, Großbritanniens und Frankreichs betonten das Recht Israels auf Selbstverteidigung gegen die Angriffe der Hisbollah. Der US-Vizebotschafter bei den Vereinten Nationen, Robert Wood, forderte zugleich alle Akteure in der Region zur Zurückhaltung auf. Die Botschafter Russlands und Chinas verurteilten hingegen das Vorgehen Israels. Der russische Vertreter sprach von einer "barbarischen Attacke" und einem Terrorangriff.

Das israelische Militär kündigte unterdessen an, man werde weitere Ziele der Hisbollah im Libanon unter Beschuss nehmen. Der Angriff vom Freitag stellt einen weiteren schweren Rückschlag für die Schiitenmiliz dar. Am Dienstag und Mittwoch waren bei der offenbar koordinierten Explosion Hunderter Kommunikationsgeräte - sogenannter Pager und Walkie-Talkies - mindestens 39 Menschen getötet worden. Die Hisbollah macht Israel dafür verantwortlich und kündigte Vergeltung an.

UN-Kommissar Türk: Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht

UN-Menschenrechtskommissar Volker Türk verurteilte diese Attacken. Ebenfalls vor dem Sicherheitsrat erklärte er, das humanitäre Völkerrecht verbiete den Einsatz von Sprengfallen, die als harmlose Gegenstände getarnt seien. Diejenigen, die dafür verantwortlich seien, müssten zur Verantwortung gezogen werden.

Sowohl die Hisbollah wie auch die Hamas werden von zahlreichen Staaten als Terrororganisation eingestuft. Die Hamas hatte am 7. Oktober ein Massaker an israelischen Staatsbürgern verübt, dem nach Angaben des Militärs mehr als 1100 Menschen zum Opfer fielen. Rund 250 Personen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Beim darauf folgenden israelischen Militäreinsatz wurden nach Zahlen der Hamas-Behörden mehr als 41.300 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Hisbollah will nach eigener Darstellung mit ihren fortdauernden Attacken auf Israels Norden die Solidarität mit der Hamas unterstreichen. Wichtigste Schutzmacht beider islamistischer Gruppen ist der Iran.

jj/pg/sti (dpa, afp, rtr, ap, kna)

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