Andreas Kleinerts Biopic über das Leben des Schriftstellers Thomas Brasch räumte beim Deutschen Filmpreis in Berlin die meisten Trophäen ab. Auch der Krieg spielte bei den Lolas eine Rolle.
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Lolas 2022: Die Gewinner des Deutschen Filmpreises
Der Deutsche Filmpreis ist die wichtigste nationale Auszeichnung der Filmbranche. Wir zeigen Ihnen, welche Filme die begehrten Trophäen abräumen konnten - und welche Rolle der Krieg bei der Verleihung spielte.
Bild: Eventpress Radke
Neun Goldene Lolas für "Lieber Thomas"
Der Film von Regisseur Andreas Kleinert ging als klarer Sieger aus der Verleihung der Deutschen Filmpreise 2022 hervor: In zwölf Kategorien nominiert, gewann er ganze neun Auszeichnungen: bester Spielfilm, beste Regie, bestes Drehbuch, beste männliche Hauptrolle und weibliche Nebenrolle (Albrecht Schuch und Jella Haase, beide im Bild), Kamera, Schnitt, Szenenbild und Kostümbild.
Bild: Peter Hartwig/Wild Bunch Germany/dpa/picture alliance
Eine Ost-West-Geschichte
Das in schwarz-weiß gedrehte Biopic erzählt vom Leben des Schriftstellers Thomas Brasch (1945-2001), der in der DDR aneckt, gegen den eigenen Vater rebelliert - und schließlich sogar von diesem verraten wird und im Gefängnis landet. Weil er mit seinen Botschaften in der DDR kein Gehör findet, verlässt er seine Heimat später Richtung Westen - zusammen mit der Frau, die er liebt.
Bild: Peter Hartwig/dpa
Preisverleihung in Kriegszeiten
Als er die Lola für die beste Regie entgegennahm, erinnerte Regisseur Andreas Kleinert an den Krieg in der Ukraine: Wenn er jetzt an Thomas Brasch denke, müsse er eine
anarchistische und anti-kapitalistische Rede halten. Eine Aufrüstung von Konzernen, die Waffen produzierten, werde keinen Frieden bringen, mahnte er. Der Krieg prägte die Preisverleihung an mehreren Stellen...
Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Claudia Roth: "Der Krieg verändert alles"
Kulturstaatsministerin Claudia Roth berichtete von ihrer Reise ins ukrainische Odessa. "Der Krieg verändert alles, auch einen Abend wie diesen", so Roth. Dennoch solle, ja müsse man den Film feiern. Wladimir Klitschko, Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko, würdigte per Video die Bedeutung von Dokumentarfilmen. "Meine lieben Freunde. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder", sagte er.
Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Drei Lolas: "Rabiye Kurnaz vs. George Bush"
Zweitbester Spielfilm, außerdem beste weibliche Hauptrolle (Meltem Kaptan, die für die Rolle bereits den Silbernen Bären gewann) und beste männliche Nebenrolle (Alexander Scheer): In Andreas Dresens Werk kämpft die türkische Hausfrau Rabiye Kurnaz mit Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke um die Freilassung ihres Sohnes Murat aus dem Gefangenenlager Guantanamo.
Bild: Andreas Hoefer, Pandora Films
Zwei Lolas: "Große Freiheit"
Bronzene Lola für den drittbesten Spielfilm, außerdem die goldene für das beste Maskenbild: Sebastian Meises Filmdrama erzählt von Hans Hoffmann, der im Deutschland der Nachkriegszeit Männer liebt. Doch Homosexualität ist verboten - der Paragraph 175 bringt Hans immer wieder ins Gefängnis. Dort trifft er Viktor, einen verurteilten Mörder. Aus Abneigung entwickelt sich Respekt - und mehr.
Der Film erzählt von der 19-jährigen Hala, die einer arrangierten Ehe entflieht, indem sie den Euphrat überquert. Dort findet sie bei einer kurdischen Frauenverteidigungseinheit ein Zuhause, die kurz darauf ihre Heimatstadt Minbij vom Islamischen Staat befreit. Für viele Frauen ist der Feind aber nicht nur der IS, sondern das Patriarchat - mit der Ehe als ultimativer Unterdrückungsinstitution.
Bild: Frank Müller/Antonia Kilian/Guevara Namer
Bester Kinderfilm: "Der Pfad"
Als bester Kinderfilm wurde "Der Pfad" von Regisseur Tobias Wiemann prämiert. Produzent Daniel Ehrenberg jubelt hier neben Kinderdarsteller Julius Weckauf. Er spielt den zwölfjährigen Rolf, der im Jahr 1940 mit seinem Vater, dem kritischen Journalist Ludwig Kirsch, vor den Nazis flieht - über einen Pfad von Südfrankreich über die Pyrenäen nach Spanien und schließlich bis nach New York.
Bild: Jens Kalaene/dpa/picture alliance
Beste Filmmusik: "Wunderschön"
Die Lola für die beste Filmmusik (Annette Focks) ging an den Film von Karoline Herfurth (im Bild als Sonja). In "Wunderschön" hadert Frauke mit dem Alter, während ihre Tochter Julie als erfolgreiches Model mit dem Magerwahn der Branche kämpft. Für Fraukes Schwiegertochter Sonja wird der eigene Körper Ausdruck einer Lebenskrise. Ein Film über den Druck gesellschaftlicher Ideale.
Bild: Warner Bros./dpa/picture alliance
Zwei Lolas: "Die Schule der magischen Tiere"
Über die Trophäen für die besten Visual Effects - und für den besucherstärksten Film des Jahres - durfte sich die Crew der "Schule der magischen Tiere" freuen. Der Film erzählt von Ida, in deren neuer Schule die Kinder magische Tiere als Begleitung bekommen. Ida wird der Fuchs Rabbat an die Seite gestellt. Die magischen Tiere können nicht nur sprechen, sie haben auch einen ganz eigenen Charakter.
Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Ehrenpreis für Jürgen Jürges
"Für herausragende Verdienste um den deutschen Film" erhielt der Kameramann Jürgen Jürges die Ehrenlola. Der 81-Jährige sei ein "Meister des Lichts" und habe den deutschen Film über fünf Jahrzehnte lang "durch sein einzigartiges Gespür für Stimmungen und Bilder" entscheidend geprägt, so das Präsidentenduo der Deutschen Filmakademie Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger.
Bild: Jens Kalaene/dpa/picture alliance
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Das Drama "Lieber Thomas" war der große Gewinner beim Deutschen Filmpreis 2022: Der Film von Regisseur Andreas Kleinert bekam bei der Preisverleihung am Freitagabend in Berlin insgesamt neun Lolas, darunter eine Lola in Gold für den besten Spielfilm. Die Tragikomödie "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" erhielt die Auszeichnung in Silber. Mit der Lola in Bronze wurde das Drama "Große Freiheit" gewürdigt.
Neun Lolas für "Lieber Thomas"
"Lieber Thomas" über den 2001 verstorbenen Schriftsteller und Filmemacher Thomas Brasch holte unter anderem auch die Preise für die beste Regie, das beste Drehbuch und die beste Kamera. Thomas Brasch wächst in der DDR als Sohn eines hohen Funktionärs auf, geht später aber in den Westen. Gespielt wird er von Albrecht Schuch, der dafür als bester männlicher Hauptdarsteller ausgezeichnet wurde. Für den 36-Jährigen ist es nach "Systemsprenger" und "Berlin Alexanderplatz" bereits seine dritte Lola. Jella Haase, die ebenfalls in "Lieber Thomas" mitspielt, erhielt die Lola für die beste weibliche Nebenrolle.
Nach dem Bären auch die Lola für Meltem Kaptan
Insgesamt drei Lolas sicherte sich "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" von Regisseur Andreas Dresen. Neben der Lola in Silber in der Kategorie bester Spielfilm wurden Hauptdarstellerin Meltem Kaptan für die beste weibliche Hauptrolle und Alexander Scheer für die beste männliche Nebenrolle ausgezeichnet. Kaptan war bereits bei der diesjährigen Berlinale mit dem Silbernen Bären für die beste weibliche Hauptrolle geehrt worden.
Einen Ehrenpreis für herausragende Verdienste um den deutschen Film erhielt der Kameramann Jürgen Jürges. Der 81-Jährige sei ein "Meister des Lichts", begründete das Präsidentenduo der Deutschen Filmakademie, Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger, die Ehrung.
"Meister des Lichts": Jürgen Jürges
Jürges habe "durch seine unübertroffene Einfühlsamkeit für Figuren und Geschichten und sein einzigartiges Gespür für Stimmungen und Bilder" in über fünf Jahrzehnten den deutschen Film entscheidend geprägt. Jürges arbeitete mit Regisseuren wie Rainer Werner Fassbinder ("Angst essen Seele auf"), Michael Haneke ("Funny Games") und Uli Edel ("Christiane F. - Wir Kinder vom Bahnhof Zoo") zusammen.
Bester Kinderfilm wurde "Der Pfad". Über die Lola für die beste Filmmusik durfte sich Annette Focks freuen, für ihre Arbeit im Film "Wunderschön". Mit der Trophäe für die besten Visual Effects sowie mit einer undotierten Lola für den zuschauerstärksten Film wurde der Kinderfilm "Die Schule der magischen Tiere" von Regisseur Gregor Schnitzler geehrt. Die Verfilmung der gleichnamigen Buchreihe sahen über 1,7 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer in den deutschen Kinos.
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Beste Doku: Flucht vor arrangierter Ehe
In der Kategorie "Bester Dokumentarfilm" gewann der Film "The Other Side of the River" von Frank Müller, Guevara Namer und Antonia Kilian. Der Film erzählt von der 19-jährigen Hala, die einer arrangierten Ehe entflieht, indem sie den Euphrat überquert. Dort findet sie bei einer kurdischen Frauenverteidigungseinheit ein Zuhause, die kurz darauf ihre Heimatstadt Minbij vom Islamischen Staat befreit.Der seit 1951 jährlich verliehene Deutsche Filmpreis ist die bedeutendste Auszeichnung der deutschen Filmbranche und mit rund drei Millionen Euro auch der höchstdotierte deutsche Kulturpreis. Alleine die sechs nominierten Filme der Rubrik bester Spielfilm erhalten jeweils 250.000 Euro, der Gewinner weitere 250.000 Euro. Die besten Schauspieler aller Kategorien bekommen jeweils 10.000 Euro. Die Preisträger werden von den über 2100 Mitgliedern der Deutschen Filmakademie gewählt: Deutscher Filmpreis 2022: Alle Auszeichnungen finden Sie hier!
Erinnerung an den Krieg
Rund 1700 Menschen waren zur Preisverleihung im Berliner Palais am Funkturm geladen. Während des Abends wurde mehrfach an den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine erinnert. "Der Krieg verändert alles, auch einen Abend wie diesen", sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Der Film müsse trotzdem gefeiert werden. "Wir brauchen die Kraft des Films" - nicht um abzulenken, sondern "um dem Elend etwas entgegenzusetzen".
Lolas 2022: Die Gewinner des Deutschen Filmpreises
Der Deutsche Filmpreis ist die wichtigste nationale Auszeichnung der Filmbranche. Wir zeigen Ihnen, welche Filme die begehrten Trophäen abräumen konnten - und welche Rolle der Krieg bei der Verleihung spielte.
Bild: Eventpress Radke
Neun Goldene Lolas für "Lieber Thomas"
Der Film von Regisseur Andreas Kleinert ging als klarer Sieger aus der Verleihung der Deutschen Filmpreise 2022 hervor: In zwölf Kategorien nominiert, gewann er ganze neun Auszeichnungen: bester Spielfilm, beste Regie, bestes Drehbuch, beste männliche Hauptrolle und weibliche Nebenrolle (Albrecht Schuch und Jella Haase, beide im Bild), Kamera, Schnitt, Szenenbild und Kostümbild.
Bild: Peter Hartwig/Wild Bunch Germany/dpa/picture alliance
Eine Ost-West-Geschichte
Das in schwarz-weiß gedrehte Biopic erzählt vom Leben des Schriftstellers Thomas Brasch (1945-2001), der in der DDR aneckt, gegen den eigenen Vater rebelliert - und schließlich sogar von diesem verraten wird und im Gefängnis landet. Weil er mit seinen Botschaften in der DDR kein Gehör findet, verlässt er seine Heimat später Richtung Westen - zusammen mit der Frau, die er liebt.
Bild: Peter Hartwig/dpa
Preisverleihung in Kriegszeiten
Als er die Lola für die beste Regie entgegennahm, erinnerte Regisseur Andreas Kleinert an den Krieg in der Ukraine: Wenn er jetzt an Thomas Brasch denke, müsse er eine
anarchistische und anti-kapitalistische Rede halten. Eine Aufrüstung von Konzernen, die Waffen produzierten, werde keinen Frieden bringen, mahnte er. Der Krieg prägte die Preisverleihung an mehreren Stellen...
Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Claudia Roth: "Der Krieg verändert alles"
Kulturstaatsministerin Claudia Roth berichtete von ihrer Reise ins ukrainische Odessa. "Der Krieg verändert alles, auch einen Abend wie diesen", so Roth. Dennoch solle, ja müsse man den Film feiern. Wladimir Klitschko, Bruder des Kiewer Bürgermeisters Vitali Klitschko, würdigte per Video die Bedeutung von Dokumentarfilmen. "Meine lieben Freunde. Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder", sagte er.
Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Drei Lolas: "Rabiye Kurnaz vs. George Bush"
Zweitbester Spielfilm, außerdem beste weibliche Hauptrolle (Meltem Kaptan, die für die Rolle bereits den Silbernen Bären gewann) und beste männliche Nebenrolle (Alexander Scheer): In Andreas Dresens Werk kämpft die türkische Hausfrau Rabiye Kurnaz mit Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke um die Freilassung ihres Sohnes Murat aus dem Gefangenenlager Guantanamo.
Bild: Andreas Hoefer, Pandora Films
Zwei Lolas: "Große Freiheit"
Bronzene Lola für den drittbesten Spielfilm, außerdem die goldene für das beste Maskenbild: Sebastian Meises Filmdrama erzählt von Hans Hoffmann, der im Deutschland der Nachkriegszeit Männer liebt. Doch Homosexualität ist verboten - der Paragraph 175 bringt Hans immer wieder ins Gefängnis. Dort trifft er Viktor, einen verurteilten Mörder. Aus Abneigung entwickelt sich Respekt - und mehr.
Der Film erzählt von der 19-jährigen Hala, die einer arrangierten Ehe entflieht, indem sie den Euphrat überquert. Dort findet sie bei einer kurdischen Frauenverteidigungseinheit ein Zuhause, die kurz darauf ihre Heimatstadt Minbij vom Islamischen Staat befreit. Für viele Frauen ist der Feind aber nicht nur der IS, sondern das Patriarchat - mit der Ehe als ultimativer Unterdrückungsinstitution.
Bild: Frank Müller/Antonia Kilian/Guevara Namer
Bester Kinderfilm: "Der Pfad"
Als bester Kinderfilm wurde "Der Pfad" von Regisseur Tobias Wiemann prämiert. Produzent Daniel Ehrenberg jubelt hier neben Kinderdarsteller Julius Weckauf. Er spielt den zwölfjährigen Rolf, der im Jahr 1940 mit seinem Vater, dem kritischen Journalist Ludwig Kirsch, vor den Nazis flieht - über einen Pfad von Südfrankreich über die Pyrenäen nach Spanien und schließlich bis nach New York.
Bild: Jens Kalaene/dpa/picture alliance
Beste Filmmusik: "Wunderschön"
Die Lola für die beste Filmmusik (Annette Focks) ging an den Film von Karoline Herfurth (im Bild als Sonja). In "Wunderschön" hadert Frauke mit dem Alter, während ihre Tochter Julie als erfolgreiches Model mit dem Magerwahn der Branche kämpft. Für Fraukes Schwiegertochter Sonja wird der eigene Körper Ausdruck einer Lebenskrise. Ein Film über den Druck gesellschaftlicher Ideale.
Bild: Warner Bros./dpa/picture alliance
Zwei Lolas: "Die Schule der magischen Tiere"
Über die Trophäen für die besten Visual Effects - und für den besucherstärksten Film des Jahres - durfte sich die Crew der "Schule der magischen Tiere" freuen. Der Film erzählt von Ida, in deren neuer Schule die Kinder magische Tiere als Begleitung bekommen. Ida wird der Fuchs Rabbat an die Seite gestellt. Die magischen Tiere können nicht nur sprechen, sie haben auch einen ganz eigenen Charakter.
Bild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Ehrenpreis für Jürgen Jürges
"Für herausragende Verdienste um den deutschen Film" erhielt der Kameramann Jürgen Jürges die Ehrenlola. Der 81-Jährige sei ein "Meister des Lichts" und habe den deutschen Film über fünf Jahrzehnte lang "durch sein einzigartiges Gespür für Stimmungen und Bilder" entscheidend geprägt, so das Präsidentenduo der Deutschen Filmakademie Alexandra Maria Lara und Florian Gallenberger.