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Stimmungsdelle in der deutschen Industrie

26. Juli 2021

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich laut Ifo-Index für das Geschäftsklima im Juli überraschend eingetrübt. Das führende deutsche Konjunkturbarometer sank damit erstmals seit Beginn des Jahres.

Federzinken aus Torgau DEU Sachsen Torgau
Bild: imago/Rainer Weisflog

Die Stimmung in den Chefetagen der Wirtschaft hat sich im Juli verschlechtert: "Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft", erklärte am Montag das Münchner Ifo-Institut. Der Ifo-Geschäftsklimaindex sank von 101,7 Punkten im Juni auf 100,8 Punkte im Juli.

Die aktuelle Lage bewerteten die Unternehmen in der monatlichen Umfrage des Ifo-Instituts zwar etwas besser als im Juni. "Jedoch nahm der Optimismus mit Blick auf die Entwicklung in den kommenden Monaten merklich ab", erläuterte Ifo-Chef Clemens Fuest. Analysten wurden von der Entwicklung überrascht. Sie hatten im Schnitt mit einem Anstieg auf 102,5 Punkte gerechnet.

Für den Geschäftsklimaindex befragt das Institut monatlich rund 9000 Unternehmen. Dabei werden sie gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die nächsten sechs Monate abzugeben. Im Mai war der Index auf den höchsten Wert seit zwei Jahren gestiegen, im Juni legte er weiter zu.

ifo-Praesident Clemens Fuest verkündete am Montag in München nicht ganz so gute NachrichtenBild: Frank Hoermann/SvenSimon/picture alliance

Mit Rückschlägen ist zu rechnen

Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg zeigte sich in einer Stellungnahme zu den aktuellen Zahlen nicht überrascht: "Der überraschende Fall des Geschäftsklimas dürfte auf die wieder steigenden Infektionszahlen und die anhaltenden Lieferengpässen in manchen Bereichen zurückzuführen sein. Die Zahl zeigt, dass es wohl weiter aufwärts gehen dürfte, aber vielleicht nicht so schnell wie gedacht. Und mit Rückschlägen ist jederzeit zu rechnen."

Einen Zusammenhang mit der aktuellen Pandemieentwicklung sieht auch Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe: "Die Stimmungseintrübung geht größtenteils wohl auf anhaltende Beschaffungsprobleme und neue Virusmutationen zurück. Die Konjunktur wird noch viele Monate am Impffortschritt und der Reparatur von Pandemieschäden hängen. Anstiege und Rückgänge des ifo-Geschäftsklimas sollten nicht überbewertet werden."

Einzig am Bau gibt es derzeit noch gute Aussichten - wenn's auch nicht immer so aussiehtBild: Roland Weihrauch/dpa/picture alliance

Beim Bau läuft's noch

Im Juli nun fiel der Index für das Verarbeitende Gewerbe - vor allem wegen der deutlich weniger optimistischen Erwartungen der Industrieunternehmen. "Die Knappheit bei den Vorprodukten verschärft sich weiter, und immer mehr Firmen klagen über Fachkräftemangel", erklärte Ifo-Chef Fuest.

Auch im Dienstleistungssektor verschlechterte sich das Geschäftsklima; auch hier blicken die Unternehmen "deutlich weniger optimistisch" auf die kommenden Monate. Trotzdem, so Fuest, rechnen sie weiter mit steigenden Umsätzen, wenn auch nicht mehr so stark wie im Vormonat.

Im Handel verschlechterten sich die vorsichtig optimistischen Erwartungen aus dem Vormonat ebenfalls. Denn auch im Handel berichten mehr und mehr Firmen von Lieferengpässen, wie das Ifo mitteilte.

Nur im Bauhauptgewerbe verbesserte sich das Geschäftsklima: Die Unternehmen waren zufriedener mit ihrer aktuellen Lage und der Erwartungsindikator stieg das dritte Mal in Folge.

dk/hb (dpa, afp, rtr)