Lieferung per Drohne: In Afrika bald Realität
3. Juni 2016 In naher Zukunft wird es voller im Luftraum über Ruanda. Nein, es liegt nicht an zunehmendem Flugverkehr oder einer wachsenden Vogel-Population. Die ruandische Regierung und private Firmen arbeiten an einem ambitionierten Projekt: Unbemannte Drohnen sollen Blutproben aus den Krankenhäusern im Westen des Landes in die in Zentralruanda gelegenen Labore befördern.
"Drohnen sind für Länder wie Ruanda sehr interessant", sagt der ruandische Botschafter in Deutschland, Igor Cesar. "Wenn man sich überlegt, welche Infrastruktur man braucht, um Berggipfel zu erreichen, dann könnten Drohnen eine attraktive Lösung sein."
Teurer Transport über die Straße
Ruanda wird das "Land der tausend Hügel" genannt. Güter auf den Straßen zu befördern, ist eine teure und zeitaufwändige Angelegenheit. Sollte das Experiment funktionieren, könnten zukünftig auch Medikamente per Drohne an Kranke in abgelegenen Dörfern geliefert werden oder dringend benötigtes medizinisches Equipment an Krankenhäuser abseits der großen Städte.
"Eine unserer größten Herausforderungen ist der Gesundheitssektor. Die medizinische Versorgung ist sehr teuer. Wenn wir sie für die gesamte Bevölkerung zur Verfügung stellen wollen, müssen wir neue Lösungen finden", so Cesar.
Der Einsatz von Drohnen mag wie Science Fiction klingen. Die meisten Teilnehmer der Konferenz "Logistics and Mobility - Digital Africa" sehen das anders. Auf der Veranstaltung in Berlin, organisiert vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft, trafen sich vor wenigen Tagen Wirtschaftsvertreter, Entwicklungsexperten und Diplomaten aus Deutschland und verschiedenen afrikanischen Ländern.
"Die Transportkosten sind in Afrika wesentlich höher als überall sonst auf der Welt", sagt Karsten Galipp, Afrika-Chef von Inros Lackner, einem deutschen Ingenieur- und Beratungsunternehmen. Drohnen könnten hier Abhilfe schaffen.
Kein Ersatz für traditionelle Transportwege
"Unternehmen wie Google oder Facebook testen den Einsatz von Drohnen bereits in europäischen und amerikanischen Großstädten. Unserer Meinung nach macht das aber wenig Sinn, denn dort gibt es bereits eine gut funktionierende Infrastruktur. In Subsahara-Afrika hingegen ist es sinnvoll, ein autonomes und wiederaufladbares Lufttransportsystem aufzubauen", sagt Stefan Zelazny.
Zelazny arbeitet für Mobisol. Das Berliner Unternehmen bietet Solarpanele für Haushalte im ländlichen Ruanda und Tansania an, die nicht an das öffentliche Stromnetz angeschlossen sind. Anfang des kommenden Jahres will das Unternehmen erstmals Solarpanele per Drohne ausliefern. Bis das zum Alltag gehöre, sei es aber noch ein weiter Weg, sagt Zelazny.
"Für uns als Firma ist die entscheidende Frage: Wie können wir das umsetzen und dabei nicht bloß interessante Konzepte schaffen, sondern es zu einem großangelegten Geschäftsmodell machen", so Zelazny. "Wir müssen drei Dinge zusammenbringen: Ein Geschäftsmodell ausarbeiten, technische Lösungen finden und verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen haben."
Doch selbst wenn das Experiment gelingt - Investitionen in Afrikas traditionelle Infrastruktur sind nach wie vor unabdingbar. Drohnen sind kein Ersatz für LKW, die tonnenschwere Fracht durch das Land transportieren können. Auch in den kommenden Jahrzehnten werden die afrikanischen Staaten große Summen in den Ausbau von Straßen, Schienen und Häfen investieren müssen.