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Mit dem Billigflieger nach Rom

13. Oktober 2013

Statt erster Klasse - wie nach Indien - flog der Limburger Bischof Tebartz-van Elst laut Medienberichten mit der Billig-Airline Ryanair nach Rom. Im Vatikan soll der Papst nun über sein Schicksal bestimmen.

Der wegen seiner Amtsführung umstrittene Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sitzt am 13.10.2013 in einem Flugzeug von Frankfurt am Main nach Rom (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Mehrere Zeugen haben den Geistlichen am Sonntagmorgen am Hunsrückflughafen Hahn gesehen, wie unter anderem "Spiegel Online" berichtete. Der Bischof wolle im Vatikan die Situation im Bistum darstellen, sagte ein Sprecher von Tebartz-van Elst. "Daraus wird eine Entscheidung entstehen." Der genaue Zeitplan der Reise sei ihm ebenso wenig bekannt, wie der Zeitpunkt der Rückkehr des Bischofs nach Limburg, sagte der Bistumssprecher.

Der Haupt-Vorwurf gegen den Bischof erhärtete sich unterdessen: Laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) soll Tebartz-van Elst jahrelang die Kosten für Umbauten, Sanierungen und Neubauten am Bischofssitz in Limburg systematisch verschwiegen und verschleiert haben. Insgesamt soll der Neubau der Bischofsresidenz 31 Millionen Euro kosten. Ursprünglich kalkuliert waren jedoch nur 2,5 Millionen Euro - also weniger als ein Zehntel dessen, was jetzt als Rechnung aussteht.

Skandalbischof hofft auf den Papst

01:31

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Auch Zollitsch ist in Rom

Es verwundert daher nicht, dass Tebartz-van Elst zunehmend an Rückhalt in der Kirchen-Spitze verliert. Auch einer seiner Kritiker, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, ist inzwischen im Vatikan eingetroffen. Der Freiburger Erzbischof hat sich schon mehrfach öffentlich und ungewöhnlich deutlich vom Gebaren des Limburger Bischofs distanziert, so jüngst auch in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung. "Wir haben ein gewaltiges Glaubwürdigkeitsproblem. Und die Kirche in Deutschland trägt den Schaden" - betonte Zollitsch.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte am Sonntagabend in der ARD-Talkshow "Günther Jauch", die Situation sei dermaßen eskaliert, dass fraglich sei, ob sein Amtsbruder Tebartz-van Elst in Limburg noch arbeiten könne. Möglicherweise hätten aber auch die Berater des Limburger Bischofs eher eingreifen müssen.

In Rom wird Tebartz-van Elst möglicherweise dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Der Bischof behält dann zwar seinen Titel, an Macht verliert er in diesem Fall aber dennoch: Aus einem Diözesanbischof als Vorsteher eines Bistums wird ein Titularbischof. Von sich aus kann der Papst nur aus schwerwiegenden Gründen - etwa wegen einer Straftat – einen Bischof seines Amtes entheben. Die Regel ist aber, dass ein in die Kritik geratener Bischof freiwillig auf sein Amt verzichtet.

Teurer Neubau des Bischofssitzes - in weiß neben dem Dom von LimburgBild: picture-alliance/dpa

Eine Reihe von (neuen) Vorwürfen

Zu den mehr als 30 Millionen Euro Baukosten für die Bischofsresidenz, verursacht durch luxuriöse Extras wie eine freistehende Badewanne oder ein Mariengarten, könnten laut jüngsten Medienberichten noch weitere Millionen hinzu kommen. Laut "Welt am Sonntag" könnten für die Bischofsresidenz wegen der Folgekosten für Bauschäden rund 40 Millionen Euro zusammenkommen. Dem Bistum drohen demnach weitere Rechnungen wegen Schäden an Straßen und Hausfassaden. Bistumssprecher Martin Wind bestätigte: "Für Bauschäden muss aufgekommen werden." Das Limburger Bauamt prüfe derzeit, wie sehr die unter den Zufahrten liegende Kanalisation, Gasleitungen und Kabel in Mitleidenschaft gezogen wurden.

Außerdem beantragte die Hamburger Staatsanwaltschaft am Donnerstag einen Strafbefehl gegen den Bischof. Er soll im Zusammenhang mit einem Indien-Flug eine Falschaussage gemacht haben.

Kritiker demonstrieren

Den Vorwurf der Verschwendung hat Tebartz-van Elst wiederholt in mehreren Interviews zurückgewiesen. Den Kontakt mit der Öffentlichkeit hat er zuletzt gemieden. Eigentlich wollte er sich am Wochenende in einem Brief an die Gläubigen des Bistums wenden. Das wurde kurzfristig abgesagt. Auch bei einer Messe im Limburger Dom am Sonntagmorgen war der Bischof nicht anwesend.

Aus Protest ließen Kritiker die Kirchenglocken um 12.00 Uhr 13 Mal schlagen. Die Aktion "Jetzt schlägt's 13" war der Auftakt einer Demonstration frustrierter Katholiken. "Ich bete für die Heilung von der Großmannssucht unseres Bischofs", sagte einer der Gläubigen.

nem/haz (dpa, epd, kna)

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