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Lineker-Suspendierung stürzt BBC in Krise

12. März 2023

Ein Tweet des BBC-Moderators Gary Lineker - und vor allem dessen Folgen - sorgen im Vereinigten Königreich für Wirbel. Der Ex-Fußballstar hatte scharfe Kritik an der Asylpolitik der Regierung geübt.

Großbritannien BBC TV Experte Gary Lineker
Schoss in seiner Zeit als Nationalspieler 48 Tore für England: Fußballexperte Gary LinekerBild: Action Plus/picture alliance

Die britische öffentlich-rechtliche Sendeanstalt BBC versucht, im Streit mit ihrem prominenten Fußball-Moderator Gary Lineker die Wogen zu glätten. "Gary ist ein hervorragender TV-Journalist", sagte BBC-Generaldirektor Tim Davie in einem Interview des Senders, der intensiv über die Affäre im eigenen Haus berichtet. "Erfolg bedeutete mich, dass Gary wieder auf Sendung geht", sagte Davie weiter.

Die BBC hatte Lineker suspendiert, nachdem dieser die Asylpolitik der britischen Regierung kritisiert und die Rhetorik mit Nazi-Deutschland verglichen hatte. Wie der Streit gelöst werden soll, erklärte er jedoch nicht. Alle wollten die Situation in Ruhe lösen. Zugleich schloss Davie einen Rücktritt aus und lehnte ab, sich für die Suspendierung Linekers zu entschuldigen.

Zuvor hatten sich zahlreiche Kollegen mit Lineker solidarisiert und sich geweigert, am Samstag ihre Sendungen zu moderieren. Stattdessen liefen Shows aus der Konserve oder ohne Moderator. "Als echter Sportfan weiß ich, dass das ein herber Schlag ist und es tut mir leid", sagte Davie.

"Grausame Politik gegen die Schwächsten"

Der Sender hatte am Freitagabend erklärt, Lineker werde so lange nicht mehr als Moderator der beliebten Fußballsendung "Match Of The Day" eingesetzt, bis es mit ihm eine Einigung "über seine Nutzung der sozialen Netzwerke" gebe. Der 62-Jährige hatte am Dienstag im Onlinedienst Twitter das am selben Tag vorgestellte geplante neue Asylgesetz als "grausame Politik gegen die Schwächsten" kritisiert. Außerdem bemängelte er, das Gesetz bediene sich eines Vokabulars, "das nicht unähnlich der in den 30er-Jahren in Deutschland genutzten Sprache" sei.

Damit habe Lineker gegen die Richtlinien zur politischen Neutralität der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalt verstoßen, hieß es von der BBC zur Begründung der Suspendierung. Laut "Daily Express" hatten 36 konservative Abgeordnete in einem Brief an BBC-Chef Tim Davie eine Entschuldigung des Moderators gefordert.

Lineker soll vorerst draußen bleiben: BBC-Sendehaus in LondonBild: PA Wire/dpa/picture alliance

Nun sei der Eindruck entstanden, dass sich die BBC dem Druck der Regierung gebeugt habe, was ihre Glaubwürdigkeit in Frage stelle, kritisierte Greg Dyke, der frühere Generaldirektor der Rundfunkanstalt. Lineker selbst reagierte nicht öffentlich auf seine Suspendierung.

"Fair und moralisch richtig"

Der Entwurf zur Verschärfung des britischen Asylrechts untersagt es allen ohne Visa oder sonstige Erlaubnis eingereisten Menschen, Asyl in Großbritannien zu beantragen. Die Betroffenen sollen demnach in ihr Heimatland - sofern dieses sicher sei - oder "in ein sicheres Drittland wie Ruanda" abgeschoben werden. Zugleich solle ihnen für alle Zeiten die Wiedereinreise untersagt werden. Das Vorhaben komme einem "Asylverbot" gleich, beklagen die Vereinten Nationen.

Er hoffe, dass die "aktuelle Situation zwischen Gary Lineker und der BBC zeitnah gelöst werden kann", erklärte Premierminister Rishi Sunak am Samstagabend. Die Regierung spiele dabei keine Rolle, versicherte er. Seine Asylpolitik verteidigte Sunak. Es gehe darum, die gefährlichen Überfahrten mit kleinen Booten am Ärmelkanal zu stoppen. "Das ist nicht nur fair und moralisch richtig, sondern auch mitmenschlich das Richtige", betonte Sunak.

wa/ack/ehl (afp, dpa)

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