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KulturGlobal

Literaturnobelpreis 2024 geht an die Südkoreanerin Han Kang

Stefan Dege mit Agenturen
10. Oktober 2024

Die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang wird in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis geehrt. Das gab die Schwedische Akademie in Stockholm bekannt - eine überraschende Entscheidung des Nobelkomitees.

Porträtaufnahme im Profil von Han Kang | Nobelpreisträgerin für Literartur 2024 | Archivbild 2016
Ausgezeichnet: Die südkoreanische Autorin Han Kang erhält den Literaturnobelpreis 2024Bild: Alastair Grant/AP/dpa/picture alliance

Die 53-jährige Han Kang erhält die weltweit renommierteste Literaturauszeichnung "für ihre intensive poetische Prosa, die historische Traumata zur Sprache bringe und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens bloßlege“, wie der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der mit Spannung erwarteten Verkündung in der Stockholmer Altstadt sagte.

Damit geht der Literatur-Nobelpreis zum ersten Mal nach Südkorea. Die Autorin beleuchte die "Verbindung zwischen Körper und Seele, den Lebenden und den Toten", und sei mit ihrem "experimentellen Stil" eine Erneuerin der zeitgenössischen Prosa, urteilten die Mitglieder der Schwedischen Akademie. Einige ihrer Bücher sind auch auf Deutsch erschienen.

Erfolgreiches Prosa-Debüt

Han Kang ist die Tochter des Schriftstellers Han Seung-won (Han Sŭngwon) und wurde 1970 in Gwangju geboren, wuchs jedoch ab ihrem elften Lebensjahr in Seoul auf. Sie studierte an der Yonsej University in Seoul Koreanische Literatur und graduierte dort im Jahr 1993. Han debütierte mit Gedichten, die in der Zeitschrift "Literatur und Gesellschaft“ erschienen, bekannt wurde sie jedoch als Prosaschriftstellerin.

So gewann sie 1994 mit der Kurzgeschichte "Rotes Segel“ den Literaturpreis der Zeitung Seoul Shinmun. Danach veröffentlichte sie mehrere Bände mit Erzählungen. Im Jahre 1999 gewann sie einen Preis für den besten koreanischen Roman, 2000 den "Preis für junge Künstler von heute“ des Ministeriums für Kultur und Tourismus und schließlich 2005 den Yi-Sang-Literaturpreis.

Die südkoreanische Autorin Han Kang bei einer Buchvorstellung 2021 in SeoulBild: Yonhap/picture alliance

Außerdem arbeitete Han Kang als Journalistin für die Zeitschriften "Wasser der tiefen Quelle“, "Journal der Publikationen“ und "Quelle“. Ihr Debütroman "Die Vegetarierin“ (2007) wurde 2010 verfilmt. Der Kurzroman "Baby Buddha“ diente als Grundlage für den Film "Scar“. Aktuell lehrt Han Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts.

Erster Literaturnobelpreis für Südkorea

Für ihren Roman "The Vegetarian“ erhielt sie 2016, zusammen mit ihrer Übersetzerin ins Englische, Deborah Smith, den renommierten Man Booker International Prize. Der Roman erzählt von der südkoreanischen Hausfrau Yeong-hye, die eines Tages beschließt, sich nur noch vegetarisch zu ernähren. Sie entfernt alle tierischen Produkte aus dem Haushalt.

Ihre Rebellion nimmt immer groteskere Ausmaße an, als sie sich in der Öffentlichkeit zu entblößen beginnt und von einem Leben als Pflanze träumt, was auf Unverständnis und Gegenwehr ihrer Familie stößt. 2009 wurde das Werk von Regisseur Lim Woo-seong verfilmt. Der Roman erschien im August 2016 unter dem Titel "Die Vegetarierin" auch auf Deutsch. Die Protagonistin gilt als erste Frau in der Byronic-Hero-Rolle.

Bereits 2014 erschien in Südkorea Hans Roman "Der Junge kommt“. Er handelt von der brutalen Niederschlagung des Gwangju-Aufstandes im Jahr 1980, der heute als Symbol für die Unterdrückung der Demokratiebewegung im Südkorea der 1980er-Jahre gilt.

Der Protest entstand aus einer eskalierenden Studentendemonstration gegen die damals herrschende Militärdiktatur und das von ihr verhängte Kriegsrecht. Auch forderten die Studierenden die Freilassung des Oppositionspolitikers Kim Dae-jung, der später Präsident der Republik Südkorea wurde. Eine deutsche Übersetzung des Buchs "Der Junge kommt“ erschien 2017 unter dem Titel "Menschenwerk“.

Ewige Favoriten gingen leer aus

Seit er 1895 aus der Taufe gehoben wurde, ist der Literatur-Nobelpreis mehrheitlich an männliche Autoren aus Europa verliehen worden. Unter den 120 bisher Ausgezeichneten waren nur 17 Frauen, acht davon in den vergangenen 20 Jahren.

Erst im April war die Autorin im Kunsthuset in Stockholm. Dabei entstand diese Aufnahme Bild: Alexander Mahmoud/DN/TT/IMAGO

Im vergangenen Jahr war der Literaturnobelpreis an den Norweger Jon Fosse gegangen. Er wurde damit für seine innovativen Theaterstücke und seine Prosa geehrt, die "dem Unsagbaren eine Stimme“ gibt, wie es damals von der Akademie hieß.

Literaturnobelpreis für Norweger Jon Fosse

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Wie in jedem Jahr waren die Spekulationen über mögliche Preisträger auch dieses Mal ins Kraut geschossen. Als aussichtsreiche Kandidaten hatten die Chinesin Can Xue, die Kanadierin Anne Carson, der indisch-britische Autor Salman Rushdie oder der Japaner Haruki Murakamigegolten. Einige gelten bereits als ewige Favoriten - und gingen wieder mal leer aus.

Der Literatur-Nobelpreis ist nach dem Friedensnobelpreis der meistbeachtete. Die Preisträger und ihre Verlage profitieren davon auch durch einen Anstieg der Büchernachfrage.

Der Anruf aus Stockholm erreichte die Autorin zu Hause beim Abendbrot. Laut Mats Mal, Ständiger Sekretär der Akademie, habe die Schriftstellerin versprochen, zur Verleihung im 10. Dezember nach Stockholm zu kommen. Dort findet die Zeremonie traditionell am Todestag des 1896 gestorbenen Erfinders und Preis-Stifters Alfred Nobel statt.

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