Seit rund zwanzig Jahren wurde Bob Dylan regelmäßig für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Jetzt, wo ihn merkwürdiger Weise kaum noch jemand als Favoriten auf der Liste hatte, wurde er dem Songschreiber zugesprochen.
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Die Literaturnobelpreisträger seit 2000
Die Preisträger seit der Jahrtausendwende könnten unterschiedlicher kaum sein. Darunter sind eine sarkastische Österreicherin, ein umstrittener chinesischer Autor und ein Norweger, der königlich residiert.
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2023: Jon Fosse
Ihn hatte 2023 wohl keiner so richtig auf dem Schirm, obwohl er eigentlich zum Favoritenkreis zählte: Jon Fosse. Der Norweger ist der renommierteste Autor seines Landes und hat auch international eine treue Leserschaft. Der 64-Jährige bewohnt in Oslo eine Künstlerresidenz im Schloss des Königs. Fosses umfangreiches, melancholisch geprägtes Werk wurde schon mehrfach ausgezeichnet.
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2022: Annie Ernaux
Der Nobelpreis für Literatur 2022 ging an die Französin Annie Ernaux. Die 82-jährige Autorin stammt aus der Normandie und wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf. Ihr Leben hat sie in ihren Büchern immer wieder autobiografisch verarbeitet. Sie galt schon seit Jahren als Favoritin für den Nobelpreis.
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2021: Abdulrazak Gurnah
Der Überraschungsgewinner 2021 ist der 1948 geborene tansanische Autor Abdulrazak Gurnah. Er wuchs auf Sansibar auf und kam als Flüchtling Ende der 1960er-Jahre nach Großbritannien, wo er seither lebt. Obwohl Swahili seine Muttersprache ist, schreibt Gurnah seine Bücher auf Englisch. Sein vierter Roman "Das verlorene Paradies" (1994) brachte ihm den internationalen Durchbruch.
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2020: Louise Glück
Die mit dem Literaturnobelpreis gekrönte US-amerikanische Dichterin und Essayistin hatte in ihrer Heimat bereits viele Auszeichnungen erhalten, darunter den Pulitzer-Preis, den National Book Award sowie die National Humanities Medal, die ihr 2016 von Barack Obama überreicht wurde. Zu ihren bekanntesten Werken zählen "The Triumph of Achilles" (1985) und "Wilde Iris" (1992).
Bild: Daniel Ebersole/Nobel Prize Outreach/Handout/REUTERS
2019: Peter Handke
Der Österreicher wurde mit experimentellen Theaterstücken wie seiner "Publikumsbeschimpfung" von 1966 bekannt. Außerdem schrieb er gemeinsam mit Wim Wenders Drehbücher, darunter "Der Himmel über Berlin". Die Auszeichnung Handkes war wegen seiner Haltung zu den Jugoslawien-Kriegen umstritten. Zudem hatte er 2015 die Abschaffung des Literaturnobelpreises gefordert und ihn als "Zirkus" bezeichnet.
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2018: Olga Tokarczuk
Die polnische Schriftstellerin erhielt den Nobelpreis 2018 eigentlich erst 2019 - da die Verleihung nach allerlei Skandalen in der den Preis vergebenden Schwedischen Akademie um ein Jahr verschoben wurde. Die zweifache Gewinnerin des Nike-Preises, dem wichtigsten polnischen Literaturpreis, wurde 2010 schon für ihren Roman "Flights" ("Unrast") mit dem Man Booker International Prize geehrt.
Bild: Krzysztof Kaniewski/Eastnews/IMAGO
2017: Kazuo Ishiguro
Der in Japan geborene britische Romancier, Drehbuchautor und Verfasser von Kurzgeschichten wurde 2017 ausgezeichnet. Kazuo Ishiguros bekanntester Roman "Was vom Tage übrig blieb" ("The Remains of the Day") aus dem Jahr 1989 wurde mit Anthony Hopkins in der Hauptrolle verfilmt. Ishiguros Werke beschäftigen sich mit Erinnerung, Zeit und Selbsttäuschung.
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2016: Bob Dylan
Der US-amerikanische Singer-Songwriter erhält die Auszeichnung 2016 für seine "poetischen Neuschöpfungen in der großen amerikanischen Gesangstradition" hieß es bei der Bekanntgabe des Preises. In den 1960er Jahren begann seine Karriere als Folksänger, im Zuge der Protestbewegungen avancierte er an der Seite von Joan Baez zur Ikone der Hippie- und Bürgerrechtsbewegung in den USA.
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2015: Swetlana Alexijewitsch
Mit der weißrussischen Autorin würdigte das Nobelkomitee eine neue Form von Autorenschaft: In ihren Reportagen und Essays entwickelte Swetlana Alexijewitsch ihren ganz eigenen literarischen Stil. Sie führte Interviews und verdichtete diese zu emotionalen Collagen des tagtäglichen Lebens. Niemand sonst hat den Zerfall der UdSSR so dokumentiert wie sie, als eine Chronistin menschlichen Leids.
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2014: Patrick Modiano
Krieg, Liebe, Besatzung, Tod: Das sind die Themen, mit denen sich der französische Autor Patrick Modiano beschäftigt, um die Erinnerungen an seine unglückliche Kindheit im Paris der Nachkriegszeit aufzuarbeiten. Für eben diese "ganz besondere Erinnerungskunst" zeichnete ihn die Jury aus. In Frankreich schon lange hochgeschätzt, zählte Modiano bis dahin international eher zu den großen Unbekannten.
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2013: Alice Munro
2013 gewann die kanadische Schriftstellerin Alice Munro den Literaturnobelpreis. Für die Schwedische Akademie, die den Preis seit 1901 jährlich vergibt, ist sie die "Meisterin der zeitgenössischen Zeitgeschichte". Munros Vorgänger der jüngsten Vergangenheit sind Vertreter unterschiedlichster literarischer Traditionen und Genres.
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2012: Mo Yan
Das Nobelkomitee würdigte Guan Moye, besser bekannt unter seinem Pseudonym Mo Yan, als Autor, der "mit halluzinatorischem Realismus Märchen, Geschichte und Gegenwart vereint". Die Entscheidung wurde von chinesischen Künstler-Kollegen wie Ai Weiwei kritisiert. Mo Yan sei dem kommunistischen Regime zu nah.
Ihre Entscheidung für Tomas Gösta Tranströmer begründete die Jury 2011 mit seinen "komprimierten, erhellenden Bildern, die neue Wege zum Wirklichen weisen." In den 1960er Jahren arbeitete der schwedische Dichter als Psychologe an einer Einrichtung für straffällig gewordene Jugendliche. Seine Gedichte wurden in über 60 Sprachen übersetzt.
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2010: Mario Vargas Llosa
Der peruanische Schriftsteller erhielt den Nobelpreis für "seine Kartografie von Machtstrukturen und seine energischen Bilder des individuellen Widerstands, der Rebellion und Niederlage." In Lateinamerika ist er vor allem für seinen 1990 im Fernsehen geäußerten Satz "Mexiko ist die perfekte Diktatur" und seine Faustattacke gegen den früheren Freund Gabriel García Márquez 1976 bekannt.
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2009: Herta Müller
Die deutsch-rumänische Schriftstellern zeichne "mittels der Verdichtung der Poesie und Sachlichkeit der Prosa Landschaften der Heimatlosigkeit", so die Begründung der Jury zur letzten deutschsprachigen Gewinnerin. In ihren Werken kritisiert sie das autoritäre Ceaușescu-Regime, das Rumänien bis 1989 regierte. Ihr Roman "Atemschaukel" (1990) wurde in mehr als 50 Sprachen übersetzt.
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2008: J.M.G. Le Clézio
Le Clézio sei der "Verfasser des Aufbruchs, des poetischen Abenteuers und der sinnlichen Ekstase" und der "Erforscher einer Menschlichkeit außerhalb und unterhalb der herrschenden Zivilisation", begründete die Akademie damals die Auszeichnung. Jean-Marie Gustave Le Clézio ist der Sohn einer Französin und eines Mauritiers. Den Inselstaat im Indischen Ozean nennt er sein "kleines Vaterland".
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2007: Doris Lessing
Zum Werk der britischen Autorin gehören unter anderem Romane, Theaterstücke und Kurzgeschichten. Die Akademie würdigte Lessing als "Epikerin weiblicher Erfahrung, die sich mit Skepsis, Leidenschaft und visionärer Kraft eine zersplitterte Zivilisation zur Prüfung vorgenommen hat." Sie engagierte sich gegen Atomkraft und war eine lautstarke Gegnerin des Apartheid-Regimes in Südafrika.
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2006: Orhan Pamuk
Ferit Orhan Pamuk, "der auf der Suche nach der melancholischen Seele seiner Heimatstadt neue Sinnbilder für Streit und Verflechtung der Kulturen gefunden hat", war der erste türkische Literaturnobelpreisträger. Mit elf Millionen verkauften Büchern in mittlerweile 35 Sprachen ist er der meistgelesene türkische Schriftsteller weltweit. Eine literarische Hommage an seine Stadt, Istanbul.
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2005: Harold Pinter
Der britische Dramatiker starb drei Jahre nach der Auszeichnung an Lungenkrebs. Harold Pinter habe in seinen Dramen "den Abgrund unter dem alltäglichen Geschwätz freilegt" und sei "in den geschlossenen Raum der Unterdrückung" eingebrochen, so die Begründung der Jury. In vielen seiner Stücke übernahm er selbst Rollen und führte Regie.
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2004: Elfriede Jelinek
Die österreichische Schriftstellerin bekam den Nobelpreis für "den musikalischen Fluss von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen", der soziale Klischees enthülle. Ein zentrales Thema in Jelineks Werken ist die weibliche Sexualität. Ihr Roman "Die Klavierspielerin" (1983) ist die Vorlage für die gleichnamige Verfilmung aus dem Jahr 2011 mit der Französin Isabelle Huppert in der Hauptrolle.
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2003: John M. Coetzee
John Maxwell Coetzee porträtiere "die Teilhaftigkeit des Menschen an der Vielfalt des Daseins in oft überrumpelnder Weise", lobte die Jury den Autoren. Neben dem Literaturnobelpreis hat der Südafrikaner bereits zwei Mal den renommierten Man Booker Prize erhalten. Sein wohl bekanntester Roman "Schande" (1999) beschäftigt sich mit der Postapartheid-Ära in Südafrika.
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2002: Imre Kertész
Der jüdisch-ungarische Auschwitz-Überlebende erhielt den Preis für sein Werk, in dem er "die fragile Erfahrung des Individuums gegen die barbarische Willkürlichkeit der Geschichte stellt". Kertész beschrieb in seinen Romanen das Grauen der Konzentrationslager. An seinem "Roman eines Schicksalslosen", eine der eindrucksvollsten Erzählungen über den Holocaust, arbeitete er über 13 Jahre.
Naipaul bekam den Preis für seine Erzählkunst, "in der er eine besonders sensible Wahrnehmung mit unbestechlicher Genauigkeit vereint, um uns zu zwingen, die Gegenwart unterdrückter Historien" zu erkennen. Der indisch-britische Schriftsteller hat die Freiheit des Individuums in einer im Niedergang begriffenen Gesellschaft zu seinem Thema gemacht, in verschiedenen Gegenden und Kulturen der Welt.
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2000: Gao Xingjian
Der erste Literatur-Nobelpreisträger des neuen Jahrtausends war ein Chinese, der seit 1987 in Paris lebt, als Schriftsteller, Dramatiker und Maler. Ausgezeichnet wurde er für "ein Werk von universeller Gültigkeit", das von "bittere Einsichten und sprachlichen Reichtum" gekennzeichnet sei und das dem chinesischen Roman und Schauspiel neue Wege eröffnet habe.
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Die Journalisten in Stockholm jubelten, als die Entscheidung des Nobelkomitees verkündet wurde. Sicherlich wird es auch Kritiker geben, die fragen, ob es denn in diesem Jahr keinen "echten" Literaten gegeben hätte, dem man den Literaturnobelpreis hätte zuerkennen können. Die meisten aber dürften die literarische Leistung des wichtigsten Songschreibers des vergangenen Jahrhunderts anerkennen.
Eine Ikone der Musikgeschichte
Literaturnobelpreis geht an Bob Dylan
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Seit mehr als einem halben Jahrhundert ist Bob Dylan eine der einflussreichsten Figuren der Popmusik. "Er hat den Status einer Ikone. Sein Einfluss auf die zeitgenössische Musik geht tief", befand das Nobelkomitee. Die Entscheidung für Dylan sei mit großer Einigkeit gefallen, erklärte Sara Danius, die Ständige Sekretärin der Nobel-Akademie, bei der Bekanntgabe am Donnerstag (13.10.16) Mittag. Dylan erhalte den Preis für die Schaffung "neuer poetischer Ausdrucksformen" in der großen Tradition der amerikanischen Musik. Er kreiere mit seinen Liedtexten Bilder, "Poesie für die Ohren". Akademiemitglied Per Wastberg hält ihn für "den wahrscheinlich größten lebenden Dichter".
Der am 24. Mai 1941 geborene Dylan prägt die Folk- und Rockszene seit rund fünfeinhalb Jahrzehnten. Mit Songs wie "Blowin' In the Wind" und "The Times they Are A-Changin" schrieb er Musikgeschichte und wurde zu einem der Wegbereiter des Rock. Ein Idol wollte er trotzdem nie sein. Der Sänger mit der Krächzestimme hat sich allen Kategorisierungen immer wieder entzogen. Legendär ist sein Auftritt beim Newport-Folkfestival 1965, als er die akustische durch die E-Gitarre ersetzte und damit eingefleischte Folk-Fans nachhaltig vergrätzte. Die Anhänger waren mehr als irritiert: Sie sahen das Konzert als Verrat an der Folkmusik an und buhten Dylan aus.
Der Folkkünstler Dylan
Bis dahin war seine Karriere relativ geradlinig verlaufen. Noch unter seinem Geburtsnamen Robert ("Bobby") Allen Zimmerman spielte der aus Duluth in Minnesota stammende Gitarrist und Pianist zunächst Mitte der 1950er-Jahre Rock'n'Roll in Highschool-Bands. Das Faible für die neue Folk-Bewegung entdeckte der aus einer jüdischen Familie stammende junge Mann 1959 in seinem Studienort Minneapolis. Der Songwriter-Tramp Woody Guthrie und die US-Linken-Ikone Pete Seeger wurden ihm nun wichtiger als Little Richard oder Gene Vincent.
Es verschlug den jungen Dylan in den New Yorker Szene-Stadtteil Greenwich Village. Hier fiel er der bereits berühmten Joan Baez auf, die ihn auf ihre Tournee mitnahm. So erhielt er nicht nur die Chance, seine Songs vor einem großen Publikum zu spielen, sondern etablierte sich auch als politische Protestfigur. Wilde, wütende Lieder qualifizierten Dylan für die Protest-Folk-Bewegung. In "Masters Of War" erhebt er Anklage gegen skrupellose Waffendealer und Kriegsherren, in "A Hard Rain's A-Gonna Fall" wünscht er sich andere (bessere) Zeiten. Manche interpretieren den Song auch als Anti-Atom-Hymne. Zusammen mit Joan Baez trat er 1963 beim Marsch der Bürgerrechtler, dem "Civil Rights March", auf. Bob Dylan trat aus dem Schatten seiner Mentorin, und sein Einfluss in der Szene wuchs stetig - und ist immer noch spürbar. Laut dem "Newsweek"-Magazin ist Dylan so wichtig für die Popmusik wie Einstein für die Physik.
Poetische Tiefe
Seine mit Metaphern und Anspielungen durchsetzten Texte sind von beispielloser Qualität. "Die Mehrzahl der Protestsongs sind dümmlich. Ihnen fehlt jede Schönheit. Im Gegensatz dazu sind Bob Dylans Songs voller Kraft, als Lyrik und als Musik", schwärmte einst Joan Baez. "Bob drückt aus, was all die Kids sagen wollen. O mein Gott, wie der Junge singen kann. Er kann einen so furchtbar anrühren."
U2-Sänger Bono sagte über den gesellschaftskritischen Song "Like A Rolling Stone", dass Dylan es schaffe, mit seinen Worten Wein zu Essig zu machen. Hier ist Dylan geradezu gehässig und labt sich buchstäblich an dem Leid einer einstigen High Society-Prinzessin, die ins Elend abgestürzt ist. Niemand singt die Zeile "How does it fee-ee-eel" so wie Bob Dylan es konnte - na, wie fühlt sich das an, plötzlich ganz allein zu sein?
Dylans Einfluss auf viele Musiker ist enorm. Zahlreiche Songs aus seiner Feder sind von anderen gecovert worden, unter anderen von Joan Baez, Cher und Eric Clapton, sein "Blowin' in the Wind" von The Hollies, das energetische "All along the Watchtower" in einer einzigartigen Version von Jimi Hendrix oder "Knockin' on Heaven's Door" von Guns N' Roses. Das Fachmagazin "Rolling Stone" sieht mit "Blonde on Blonde" und "Highway 61 Revisited" zwei Dylan Alben unter den Top Ten der 500 besten Alben aller Zeiten. Ganz oben rangiert auch sein Song "Like a Rolling Stone".
Schwierige Jahre
Nach einem Motorradunfall im Sommer 1966 zog sich Dylan aus der Öffentlichkeit zurück, ließ die von ihm geprägte Gegenkultur links liegen und lebte mit seiner Ehefrau Sara Lowndes und den gemeinsamen Kindern nahe Woodstock bei New York. Als dort 1969 das wichtigste Festival des Jahrzehnts über die Bühne ging, war ausgerechnet der neben den Beatles und den Rolling Stones wichtigste Rock- und Pop-Pionier nicht dabei. Diese Auszeit bedeutete auch eine Befreiung von einem kräftezehrenden Terminkalender und einem krankmachenden Lebensstil als Rockmusiker. Die 70er-Jahre waren eine wechselhafte, schwierige Zeit für Dylan: die Trennung von Sara Lowndes, eine gewisse künstlerische Stagnation und am Ende des Jahrzehnts eine Hinwendung zum Christentum, die ihm erneut von Fans übelgenommen wurde. Auch für die 80er fällt die Bilanz im Rückblick durchwachsen aus: einige schwache Platten, Alkoholprobleme, chaotische Konzerte. Auf der Habenseite stehen eine zweite Heirat, kommerzielle Erfolge mit der All-Star-Band Traveling Wilburys und der Beginn der berühmten "Never Ending Tour" mit 100 Konzerten pro Jahr seit 1988.
Unzählige Auszeichnungen und Ehrungen
Dylans Auszeichnungen sind kaum noch zu zählen: elf Grammys, der Oscar für einen Filmsong, der Pulitzer-Preis für "lyrische Kompositionen von außerordentlicher poetischer Kraft", die 2012 von Präsident Barack Obama verliehene "Presidential Medal of Freedom" als höchste zivile Auszeichnung der USA. Ach ja, als Schauspieler war Bob Dylan auch aktiv, zum Beispiel in "Pat Garrett jagt Billy the Kid" von 1973. Rund 100 Millionen Tonträger soll er bis heute verkauft haben, und er wird es sicher verschmerzen, dass dies weniger sind als bei Justin Bieber.
Bob Dylan selber denkt nicht öffentlich darüber nach, was seine Rolle in der Musikgeschichte ist. Das hat jetzt das Nobelpreiskomitee für ihn getan.