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LNG-Tankerstau vor Spanien

18. Oktober 2022

Dutzende Schiffe mit dem in Europa wegen ausbleibender russischer Energielieferungen heiß begehrten verflüssigten Erdgas (LNG) stauen sich vor der spanischen Küste. Der Grund: Sie finden keine Stelle zum Entladen.

LNG-Tanker
Ein LNG-Tanker (Archivbild), hier vor RotterdamBild: E.on-Ruhrgas/dpa/picture-alliance

Mehr als 35 mit verflüssigtem Erdgas (LNG) beladene Schiffe treiben vor Spanien und im Mittelmeer, wie Händler, Analysten und mit der Situation vertraute Mitarbeiter von LNG-Terminals der Nachrichtenagentur Reuters sagten. Spanien bietet in dieser Woche aber nur sechs der begehrten Slots an seinen Terminals an, sagte ein Insider.

Wenn der Rückstau nicht bald beseitigt werde, könnten sich diese Schiffe nach alternativen Häfen außerhalb Europas umsehen, um ihre Ladung loszuwerden, warnen Experten.

"Außergewöhnliche Betriebssituation"

Spanien verfügt über insgesamt sechs LNG-Terminals. In einer am späten Montagabend veröffentlichten Erklärung mit dem Titel "Erklärung einer außergewöhnlichen Betriebssituation" betonte der spanische Gasnetzbetreiber Enagas, dass er aufgrund von Überkapazitäten möglicherweise LNG-Ladungen zurückweisen müsse.

Das LNG-Terminal im Hafen von Bilbao ist eines von sechs in SpanienBild: Javier Larrea/imago images

Die starke Auslastung werde voraussichtlich mindestens bis zur ersten Novemberwoche anhalten. An den Anlagen wird das flüssige Gas aus den Transportschiffen abgepumpt, durch Erwärmung wieder gasförmig gemacht und anschließend in das Gasnetz eingespeist.

Abwarten und spekulieren

Außerdem liegen LNG-Schiffe in der Nähe anderer europäischer Länder vor Anker. Das könnte darauf hindeuten, dass noch Dutzende weiterer Schiffe warten, sagte ein Insider.

"Wir haben eine große Anzahl von Ladungen gesehen, die vor der Küste Südspaniens warten oder im Mittelmeer kreisen", sagte Alex Froley, LNG-Analyst beim Datenanalyseunternehmen ICIS. "Auch harren einige Ladungen vor dem Vereinigten Königreich aus."

Möglicherweise liege das auch daran, dass einige Schiffe vor Beginn der Heizperiode darauf warten, ihre Ladungen zu einem höheren Preis zu verkaufen. "Diese Strategie funktioniert zum Teil, weil einige Unternehmen aufgrund von Ausfällen wie der Schließung der US-Anlage Freeport über Flexibilität in ihrem Verschiffungsportfolio verfügen", sagte Froley mit Blick auf den zweitgrößten US-Exporteur von LNG, der im Juni nach einer Explosion und einem Brand seinen Betrieb einstellte.

Deutschland ohne feste LNG-Terminals

Spanien verfügt über die größten Wiederverdampfungskapazitäten in der Europäischen Union: Sie machen ein Drittel des gesamten LNG und 44 Prozent der LNG-Speicherkapazität aus.

In Brünsbüttel an der Elbmündung soll in diesem Winter ein schwimmendes LNG-Terminal einsatzbereit seinBild: Daniel Reinhardt/dpa/picture alliance

Deutschland verfügt aktuell über keine eigenen LNG-Terminals. Im kommenden Winter sollen zwei schwimmende LNG-Anlagen in Wilhelmshaven und Brunsbüttel einsatzbereit sein, um Importe von Flüssiggas ins deutsche Gasnetz einzuspeisen. Zusammen haben sie eine Kapazität von jährlich bis zu 12,5 Milliarden Kubikmeter.

In Stade und Lubmin könnten zwei weitere dieser Anlagen zum Einsatz kommen, die wie auch die ersten später durch feste LNG-Terminals ersetzt werden könnten.

bea/hb (rtr)

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