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Musik

Lobeshymnen für Clinton und Trump

Rick Fulker
4. November 2016

Sie macht Schlagzeilen mit suspekten E-Mails, er mit sexistischen Ausfällen. Doch schon vorher haben die Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump die Nation gespalten - auch an musikalischer Front.

USA Jennifer Lopez und Hillary Clinton
Bild: Getty Images/G. Caballero

Hillary Clinton hat die Nase klar vorn, wenn es um die Gunst berühmter Musiker geht. Glaubt man Wikipedia, haben neun Sänger und Musiker ihre Zustimmung für Donald Trump signalisiert; für Clinton hingegen werden 36 DJs und Instrumentalisten, 33 Rapper und 250 Sänger und Songwriter ihre Stimme abgeben. Einige von ihnen haben ihre Kunst sogar für "Hillary for president" eingesetzt. In einem Video von Rachel Plattens "Fight Song" singen 35 Stars für Clinton, darunter Aisha Tyler, Jane Fonda, Renee Fleming und Sia. Stevie Wonder, der in der Obama-Ära im Weißen Haus aufgetreten ist, huldigte der Kandidatin der Demokraten anlässlich ihres 69. Geburtstags am 26. Oktober sogar mit einem Ständchen.

Stevie Wonder trat auch im Weißen Haus aufBild: picture-alliance/AP Photo/J.Mone

Viele Künstler mit Rang und Namen stellen sich hinter die Präsidentschaftskandidatin, die die erste Frau im Weißen Haus werden könnte. "Ich glaube wirklich, dass diese Frau an die bedingungslose Liebe glaubt. Sie hat das Ganze im Blick, unparteiisch", ist die Sängerin Katy Perry überzeugt. Und Stefani Joanne Angelina Germanotta alias Lady Gaga twitterte: "Nichts kann eine starke Frau unterkriegen. Stimmt ab für die erste Präsidentin in der Geschichte der USA. Wach auf, Amerika, dieses Land braucht ein bisschen Rock 'n' Roll." Der Rapper und Produzent Pharrell Williams sieht das ähnlich: "Frauen denken ganzheitlich, es geht nicht so sehr um den einzelnen Menschen."

Ebenfalls im Clinton-Lager zu finden sind Beyoncé, Christina Aguilera, Burt Bacharach, Tony Bennett, Jon Bon Jovi, Mariah Carey, Elton John, Quincy Jones, Ricky Martin, James Taylor und Kayne West. Ob ernst gemeint oder nicht, hat Clinton den letzteren sogar als Vize ins Spiel gebracht, allerdings erst zu einem späteren Zeitpunkt: "Ich habe Kanye gesagt, dass er wohl warten muss - wenn ich für die Wiederwahl antrete."

Laustarke Unterstützung für Trump

Die Liste der Musiker, die sich für Donald Trump einsetzt, mag zwar kürzer sein, ist jedoch - wie der Kandidat selbst - womöglich bunter. Zu Trumps langjährigen Freunden gehört der 74-jährige Sänger Wayne Newton, der durch seine zahlreichen Shows in als "Mr. Las Vegas" bekannt wurde. Er beschrieb den Kandidaten als "einen unglaublich fürsorglichen Mensch. Und diese Qualität brauchen wir im Weißen Haus mehr als jemals zuvor."

Besonders erstaunlich ist: Obwohl Donald Trump verspricht, das ganze Regierungssystem umzukrempeln, gehören viele seiner Musikerfreunde und Unterstützer zu den älteren Semestern, denen man nicht unbedingt revolutionäre Tendenzen nachsagt. Dazu gehört der 82-jährige Pat Boone, der in den späten 1950er Jahren mehr Platten verkaufte als alle anderen Popmusiker -  Elvis Presley mal ausgenommen. Boone, Christ, Republikaner und langjähriger politischer Aktivist, wurde in Trumps Beraterstab zur Altenpolitik berufen. Es sei möglich, dass Trump "versuchen werde, den Willen Gottes auszuüben, sollte er gewählt werden", meint er.

Loretta Lynn mag sie alle: Vom Bill Clinton über Barack Obama bis Donald TrumpBild: AP

Countrymusic-Legende Loretta Lynn (84) sagte der Wochenzeitschrift "Time" über den Immobilien-Milliardär: "Ich glaube, das, was er sich vornimmt, das schafft er auch." Countrymusic-Fans, so ihre Erfahrung, sind überwiegend Republikaner. "Soll ich mal vor meinem Publikum stehen und sagen, ich möchte, dass Hillary Clinton gewinnt: Das käme wohl nicht so gut an", erklärt sie. Dennoch ist die "Queen of Country Music," der Präsident Barack Obama im Jahr 2013 die "Presidential Medal of Freedom" - die höchste Ehre des Landes - verlieh, nicht unbedingt republikanisch gesinnt."Ich mag Obama, und ich mag seine Frau. Auch Bill Clinton habe ich gemocht", gab sie einmal zu.

Nicht nur die Oldies

Der 28-jährige Popsänger Aaron Carter, twitterte im vergangenen Februar: "Will Amerika einen Präsidenten, der folgt oder einen, der führt?" Im Oktober zog Carter seine Unterstützung für Trump allerdings wieder zurück, nachdem eine Tonaufnahme mit frauenfeindlichen Äußerungen des Kandidaten publik wurde.

Auch Azealia Banks war einmal Trump-Fan. Ihre eher zynische Begründung lautete: "Donald Trump ist böse, genau so, wie Amerika auch böse ist. Sollte Amerika sich selbst nachkommen wollen, braucht man ihn auch." Nach der Bekanntgabe des Skandal-Tonbands im Oktober schrieb Banks dann bei Facebook, sich "blöd vorzukommen, dass ich je in diesen Wahl-Schlamassel eingestimmt habe."

Voller Körpereinsatz: Der "Naked Cowboy" unterstützt Donald TrumpBild: picture-alliance/dpa/C. Horsten

Robert John Burck, ein weiterer Trump-Befürworter, ist als "Naked Cowboy" bekannt und kandidierte 2012 selbst für das Präsidentenamt. Seit Jahren sieht man den Performer, der nur eine Gitarre und eine Unterhose trägt, regelmäßig am New Yorker Times Square stehen. Besonders redselig gibt sich der 67-jährige Hardrocker und Trump-Unterstützer Ted Nugent, der die oft besuchte Webseite "20 Gründe, für Trump zu stimmen" schuf. Der Gegner der Waffenkontrolle wird dort so zitiert: "Donald Trumps Botschaft findet bei Amerikanern Widerhall, weil er das hirntote Spiel der political correctness ignoriert. So, wie er die Sache sieht, so spricht er auch."

Was (nicht) zu hören ist bei Trumps Wahlkampfauftritten

Donald Trump ist dafür bekannt, dass er sich kaum auf Berater verlässt. So ist es gut möglich, dass er die Musik, die bei seinen Auftritten gespielt wird, selbst  aussucht. Ungewöhnlich für US-Wahlkämpfe: Bei ihm hört man auch Klassik, zum Beispiel die Arie "Nessun Dorma" aus der Oper "Turandot" von Giacomo Puccini. Das Publikum mag dem Wortinhalt zustimmen: "Erblasst, ihr Sterne. Bei der Morgendämmerung werde ich gewinnen! Ich werde gewinnen! Ich werde gewinnen!"

Ted Nugent redet TachelesBild: picture-alliance/jazzarchiv

In Trumps Playlist fand sich einmal Musik von Adele, R.E.M., Neil Young, Aerosmith und den Rolling Stones. Nachdem er im Juli beim republikanischen Wahlkongress zur Begleitmusik "We Are the Champions" von Queen erschien, gab die Band auf Twitter eine Erklärung ab: Dies sei eine "nicht genehmigte Verwendung."

Auch die anderen Künstler forderten den Kandidaten auf, ihre Musik bei seinen Wahlkampfauftritten nicht mehr zu benutzen. Mike Mills, Bassist der Hardrock-Gruppe R.E.M., sagte: "Der orangefarbene Clown wird alles tun, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ich hasse es, wenn er sie kriegt." Diese Einwände der Künstler wurden zum Thema eines Videos mit dem passenden Namen "Don't Use Our Song". Daran nahmen die Musiker Cindi Lauper, The Wilson Sisters und andere teil.

Bei Trumps Versammlungen erklingt auch das ein oder andere Lied seines "guten Freundes" Elton John. Freundschaft hat jedoch seine Grenzen. "Das ist nicht persönlich gemeint", sagte der Sänger der Zeitung "The Guardian" im vergangenen Januar, aber: "Ich werde in einer Million Jahre kein Republikaner sein. Warum pumpt er die Musik nicht einfach bei dem verdammten Ted Nugent?"

Parodienreif

Kann ein Kandidat, der so viele indiskutablen Statements abgegeben hat, seine eigene Parodie sein? Falls ja, hat das musikalische Berühmtheiten wie Barbra Streisand nicht davon abgehalten, weitere zu kreieren. Streisand sang ein vorgebliches Duett mit Donald Trump, in Wirklichkeit verbarg sich der TV-Entertainer und Moderator Jimmy Fallon dahinter.

Adele verbot Trump ausdrücklich, ihre Songs bei seinen Auftritten zu verwendenBild: picture alliance/AP Images/J. Strauss

Wer hat sich als aktiver Musiker für Donald Trump ins Zeug gelegt? Es gab The Freedom Kids, die bei seinen Auftritten Lieder mit seltsam autoritären Texten sangen. Auch das war jedoch nicht von Dauer. Einer der Väter der Mädchen, Jeff Popkick, zog gegen die Trump-Wahlkampfmanager vor Gericht. Angeblich hätten sie versprochen, dass er CDs bei den Auftritten verkaufen dürfe, dies sei ihm aber nicht gestattet worden.

Ob die Ablehnung von Hillary Clinton sich automatisch in Unterstützung für "The Donald" umsetzen lässt? Der bekannte Radiomoderator Mark Kaye lässt die Frage in seinem "Hillary Clinton Song" offen.

Eines ist sicher: Nach dem 8. November werden die einen Siegeshymnen singen - und die anderen die Blues.

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