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Lockdown verlängert - Enttäuschung für die Reisebranche

Felix Schlagwein
23. März 2021

Während Flüge nach Mallorca weiterhin möglich sind, soll der heimische Tourismus weiterhin ruhen. Die Branche reagiert mit Unverständnis. Viele stehen vor der Pleite.

Coronavirus - Aachen
Bild: Roberto Pfeil/dpa/picture alliance

Bis tief in die Nacht wurde auf der Ministerpräsidentenkonferenz um Reisebeschränkungen gerungen. Das Ergebnis: Es wird nichts mit ein paar Tagen Ferienwohnung oder einem Kaffee auf der Restaurantterrasse. Vergeblich hatten die Küstenbundesländer die Möglichkeit eines "kontaktarmen Urlaubs" zu Ostern gefordert. Stattdessen heißt es im aktuellen Beschluss nun: "Bund und Länder appellieren weiterhin eindringlich an alle Bürgerinnen und Bürger, auf nicht zwingend notwendige Reisen im Inland und auch ins Ausland zu verzichten - auch hinsichtlich der bevorstehenden Ostertage". Hotels, Campingplätze, Ferienwohnungen sowie Restaurants und Cafés bleiben somit bis auf weiteres geschlossen.

Mallorca-Reisen weiterhin erlaubt

Die umstrittenen Mallorca-Reisen bleiben hingegen weiterhin erlaubt. Die Bundesregierung hatte die Lieblingsinsel der Deutschen vor einer Woche von der Liste der Risikogebiete gestrichen und die Reisewarnung wegen stark gesunkener Infektionszahlen aufgehoben. Damit entfielen auch die Testpflicht und die Quarantäne für Rückkehrer.

Schlange stehen für den Flug nach Mallorca, während in Deutschland die Ferienhäuser leer bleibenBild: Moritz Frankenberg/dpa/picture alliance

Eine Quarantänepflicht für Rückkehrer aus Nicht-Risikogebieten wie Mallorca wird es auch weiterhin nicht geben. Allerdings sollen die Fluggesellschaften Gäste und Crew vor dem Rückflug nach Deutschland testen. Reiseverbände hatten sich zuvor gegen eine Quarantänepflicht ausgesprochen. Dementsprechend wohlwollend nahm der Deutsche Reiseverband (DRV) das Ergebnis des Bund-Länder-Gipfels bezüglich der Auslandsreisen auf. Gleichzeitig forderte DRV-Präsident Norbert Fiebig, auch Inlandsreisen wieder zuzulassen, wo es "gesundheitlich vertretbar" sei.

Tourismusbranche: der Beschluss ist "eine Katastrophe für uns"

Doch laut aktuellem Beschluss ist das nicht vorgesehen. Zwar besteht die Chance, dass einige Bundesländer gewisse "kontaktarme" Reisen zulassen, denn die Beschlüsse der Bund-Länder-Konferenz sind lediglich Leitlinien. Die Tourismus- und Gaststättenbranche ist dennoch schwer enttäuscht. "Das war wieder einmal ein niederschmetterndes Ergebnis für uns", sagt Michelle Schwefel vom Deutschen Ferienhausverband (DFV) im Gespräch mit der DW. Es sei "absurd", dass Deutsche nach Mallorca fliegen dürfen, aber nicht im eigenen Land für ein paar Tage in einem Ferienhaus Urlaub machen könnten. "Andere Branchen werden mit Samthandschuhen angefasst und wir werden monatelang einfach dichtgemacht", so Schwefel.

Auch Daniela Disse kritisiert die beschlossenen Reisebeschränkungen. Sie betreibt den Campingplatz "Paulfeld" im Thüringer Wald. "Das ist eine Katastrophe für uns, anders kann man es nicht sagen", so Disse im Gespräch mit der DW. Seit Monaten habe man ein Hygienekonzept, ihre Campinggäste seien weitgehend autark, das Ansteckungsrisiko deshalb sehr gering. "Für mich ist es nicht nachvollziehbar, dass es nicht mal eine kleine Öffnung oder Lockerungen gibt", so Disse.

Forderung nach Öffnungsperspektive und neuen Corona-Hilfen

Der Deutsche Tourismusverband (DTV) sieht das ähnlich. DTV-Hauptgeschäftsführer Dirk Dunkelberg sprach gegenüber dem SWR von "Wut, Ärger und Verzweiflung" angesichts der neuen Reisebeschränkungen. Die Stimmungslage in der Branche sei dramatisch, auch weil die Politik immer noch keinen Plan für eine Öffnungsstrategie vorgelegt habe. Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) forderte einen konkreten Öffnungsplan für die Branche bis spätestens 12. April. "Nach den gestrigen Beschlüssen wachsen im Gastgewerbe Verzweiflung und Zukunftsängste", sagte Dehoga-Präsident Guido Zöllick in einer Pressemitteilung. Mehr als 70 Prozent der Betriebe bangten um ihre Existenz. Zöllick forderte deshalb schnelle Entschädigungszahlungen vom Staat.

Früher war Daniela Disses Campingplatz "Paulfeld" im Thüringer Wald oft ausgebucht - heute dürfen keine Gäste kommenBild: Campingplatz Paulfeld

Tatsächlich ist die finanzielle Situation vieler Betriebe erdrückend. Dass nun, wie schon im vergangenen Jahr, das Ostergeschäft ausfalle, bedeute für sie schwere Verluste, sagt Campingplatz-Inhaberin Daniela Disse. Sie habe weiterhin hohe Fixkosten, die Corona-Hilfen würden nicht ausreichen und kämen verspätet.

Auch Michelle Schwefel vom Deutschen Ferienhausverband beklagt im Gespräch mit der DW die mangelnde finanzielle Perspektive für die Tourismusbranche. Denn im Juni laufen die staatlichen Corona-Hilfen aus. "Wie es danach weitergeht, wissen wir nicht und wir fragen uns, wann wir von der Politik darauf eine Antwort bekommen", so Schwefel.

Auch das Hotel "Zur Post" auf der Ostseeinsel Usedom muss wie alle anderen Gasthäuser weiterhin geschlossen bleibenBild: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/picture alliance

Dass die Corona-Krise dramatische Auswirkungen vor allem für die Reisebranche hat, bestätigt das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut Ifo. Eine aktuelle Umfrage habe ergeben, dass "insbesondere Hotels, Gaststätten und Reisebüros" aufgrund der Corona-Krise unter Druck stünden. "Viele Unternehmen haben Liquiditätsengpässe, die zu mehr Pleiten führen könnten", so Ifo-Experte Klaus Wohlrabe in einer Pressemitteilung des Instituts.

Reiselust der Deutschen gering

Auch wenn das Unverständnis im Tourismus- und Gaststättengewerbe groß ist: Die meisten Deutschen wollen zumindest in den Osterferien aufgrund der gestiegenen Infektionszahlen sowieso lieber zuhause bleiben. In einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov gaben 79 Prozent der Befragten an, nicht verreisen zu wollen. Lediglich 4 Prozent wollen im Inland verreisen und nur 2 Prozent zieht es ins Ausland.

Es wird dieses Jahr also ein stilles Ostern zuhause. Am 12. April wird erneut diskutiert. Vielleicht hat das Gastgewerbe dann eine Chance.

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