Der Londoner Flughafen Heathrow hat für den Sommer wegen Personalknappheit ein Limit von 100.000 abreisenden Passagieren pro Tag eingeführt. Fluggesellschaften sind aufgerufen, keine Tickets mehr zu verkaufen.
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Wie der Geschäftsführer von Europas größtem Airport in einem offenen Brief mitteilte, gilt ab sofort bis zum 11. September eine Obergrenze von 100.000 Passagieren am Tag. Die Fluggesellschaften rief John Holland-Kaye auf, den Ticket-Verkauf für diesen Zeitraum einzustellen. Es gebe einige entscheidende Funktionen am Flughafen, bei denen nicht ausreichend Mitarbeiter zur Verfügung stünden, insbesondere bei der Bodenabfertigung. Es fehle den entsprechenden Unternehmen beispielsweise an Mitarbeitern am Check-In oder bei der Gepäckabfertigung.
"Mit regelmäßig mehr als 100.000 Passagieren am Tag bei den Abflügen haben wir Phasen gehabt, in denen der Service unter ein akzeptables Niveau gerutscht ist", schrieb der Heathrow-Chef. Dazu gehörten lange Wartezeiten, Verspätungen für hilfsbedürftige Passagiere, verloren gegangenes Gepäck, Verspätungen und Flugstreichungen in letzter Sekunde.
Flugausfälle, Warteschlangen: Das Flugchaos hält an
Lange Wartezeiten aufgrund von Personalengpässen und Streiks: Das Chaos an den Flughäfen hält an - und dürfte sich weiter verschärfen. Deutschlands Regierung will nun ausländische Hilfskräfte anwerben.
Bild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance
Warten im Gewimmel
Warteschlangen, Verspätungen und Annullierungen: Wer derzeit in Deutschland fliegen will, braucht starke Nerven - und viel Zeit. Hier warten zahlreiche Passagiere kurz nach Beginn der Sommerferien in Nordrhein-Westfalen am Flughafen Düsseldorf. Seit Wochen herrscht Chaos an deutschen Flughäfen, bedingt vor allem durch Personalengpässe bei Bodendienstleistern und privaten Sicherheitsfirmen.
Bild: David Young/dpa/picture-alliance
Flug-Frust statt Reiselust
Das Problem ist hausgemacht: Während der Corona-Pandemie reduzierten Flug- und Flughafengesellschaften radikal Personal - und sind nun mit dem Hochschnellen des Luftverkehrs von fast Null auf knapp 90 Prozent des Vor-Pandemie-Niveaus überfordert. Lufthansa-Chef Carsten Spohr räumte ein, bei der Rettung des Unternehmens in den letzten zwei Jahren auch Fehler gemacht zu haben und entschuldigte sich.
Bild: Christoph Hardt/Panama Pictures/picture alliance
"Koffer-Chaos" dürfte noch zunehmen
Eine rasche Besserung ist nicht in Sicht, ganz im Gegenteil: Das Chaos dürfte zur Haupt-Reisezeit im Hochsommer noch zunehmen. EasyJet und Lufthansa haben letzte Woche tausende Flüge aus ihrem Sommerflugplan gestrichen. Europaweit annullieren auch andere Airlines Flüge, um das überforderte System zu entlasten. Durch die hohen Corona-Neuinfektionen werden die Personalengpässe zusätzlich verschärft.
Bild: Christopher Neundorf/Kirchner-Media/picture alliance
Highlife in Heathrow
Das Problem existiert europaweit: Hier drängen sich Reisende im Londoner Flughafen Heathrow. Vergangene Woche strandeten rund 5000 Passagiere, weil wegen eines Koffer-Rückstaus 30 Flüge abgesagt werden mussten. Auch in Großbritannien dürfte sich die Lage noch verschärfen: Beschäftigte von British Airways haben sich für einen Streik in Heathrow während der Sommerferien ausgesprochen.
Bild: Henry Nicholls/REUTERS
Ab in den Urlaub?
Auch in anderen Ländern stehen Arbeitskämpfe an: Das Kabinenpersonal von Ryanair und EasyJet in Spanien hat für Juli Streiks angekündigt. Ein für Mittwoch angekündigter Streik bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS konnte zunächst aufgeschoben werden. Die SAS-Führung verhandelt seit Wochen mit den Pilotinnen und Piloten über einen Tarifvertrag.
Bild: picture alliance/Jochen Tack
Routiniertes Durcheinander
Am Amsterdamer Flughafen Schiphol, dem größten der Niederlande, ist das Chaos fast schon zur Routine geworden: Wegen Personalmangel warten Passagiere hier häufig stundenlang bis zur Abfertigung. Über die Sommermonate will Schiphol die Zahl der Passagiere deshalb um rund 13.500 pro Tag reduzieren.
Bild: Peter Dejong/AP Photo/picture alliance
Ampel will Hilfe aus dem Ausland holen
In Deutschland sucht die Regierung nach Lösungen: Bundesinnenministerin Nancy Faeser (rechts) gab am Mittwoch bei einer Pressekonferenz bekannt, Hilfskräfte aus dem Ausland, vor allem der Türkei, anwerben zu wollen. Außerdem will die Ampel-Regierung die Bundespolizei bei den Sicherheitskontrollen an Flughäfen einsetzen.
Bild: Kay Nietfeld/dpa/picture-alliance
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Personal fehlt überall
An britischen Flughäfen kommt es seit Wochen zu erheblichen Problemen. Grund ist meistens ein Mangel an Personal - wegen der Corona-Pandemie waren Beschäftigte entlassen worden, nun fehlen etliche Stellen. Außerdem fallen Mitarbeiter immer wieder kurzfristig wegen Infektionen aus. Hinzu kommen technische Probleme. Erst am Montag hatte der Flughafen Heathrow Airlines angewiesen, wegen Überlastung Dutzende Flüge zu streichen.
Im ersten Halbjahr zählte Heathrow 26 Millionen Reisende, sechsmal so viele wie im Vorjahreszeitraum, der stark durch Corona-Ausfälle geprägt war.
Ähnliche Probleme wie in Heathrow gibt es an zahlreichen weiteren europäischen Flughäfen, auch in Deutschland. Während der Corona-Pandemie waren Beschäftigte entlassen worden, nun fehlt das Personal.