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Politik

Angreifer auf Muslime unter Terrorverdacht

19. Juni 2017

Gegen den nach einem Anschlag auf Muslime vor einer Londoner Moschee festgenommenen Mann wird nun auch wegen Terrorverdachts ermittelt. Die britische Premierministerin Theresa May rief alle Bürger zur Einheit auf.

Großbritannien London Fahrzeug rammt Moschee-Besucher
Bild: Getty Images/AFP/D. Leal-Olivas

London kommt nicht zur Ruhe

02:17

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Scotland Yard teilte in einer Erklärung mit, der Angreifer sei "zusätzlich wegen Auftrags, Vorbereitung oder Anstiftung zum Terrorismus einschließlich Mordes und versuchten Mordes" festgenommen worden. Zuvor war der Mann nur wegen versuchten Mordes festgenommen worden. Die Polizei korrigierte in der Erklärung das Alter des Mannes von zunächst 48 auf 47 Jahre.

Zudem werde derzeit eine Wohnung in der Region Cardiff in Verbindung mit dem Vorfall durchsucht. Der bei dem Anschlag benutzte Lieferwagen stammt aus Wales. Er wurde von einer Firma in Pontyclun in der Nähe der walisischen Hauptstadt ausgeliehen, wie der Minister für Wales, Alun Cairns, mitgeteilt hatte. Die Polizei in Südwales arbeite mit den Ermittlern von Scotland Yard zusammen, hieß es.

May: "Wir werden uns nicht spalten lassen"

In der Nacht zum Montag war ein Lieferwagen nahe einer Moschee im Londoner Stadtteil Finsbury Park in eine Menschenmenge gerast. Nach Polizeiangaben wurden zehn Menschen verletzt. Noch unklar ist, ob ein Todesfall am Ort des Geschehens ebenfalls auf den Angriff oder auf eine Erkrankung zurückgeht. Alle Opfer sind Muslime, die sich während des Fastenmonats Ramadan nach dem Ende eines Gebets auf der Straße aufhielten.

Premierministerin Theresa May: "Widerwärtiger Angriff auf Muslime"Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Dunham

Die britische Premierministerin Theresa May erklärt, der Täter habe vermutlich allein gehandelt. Sie verurteilte den "widerwärtigen Angriff auf Muslime nahe ihrer Anbetungsstätte". Das Land werde sich aber nicht spalten lassen. "Hass und das Böse werden niemals siegen", sagte die Regierungschefin nach einer Krisensitzung. Im Anschluss besuchte sie die Moschee, die nahe dem Anschlagsort liegt.

May: Polizeischutz wird verstärkt

May kündigte an, der Polizeischutz für Moscheen in Großbritannien werde verstärkt. Die Sicherheitsbedürfnisse der Muslime würden erneut überprüft. Auch Scotland Yard geht davon aus, dass sich der Angriff gezielt gegen Angehörige des Islams richtete. Der Anschlag sei "ganz klar eine Attacke auf Muslime" gewesen, sagte die Chefin der Behörde, Cressida Dick.

Bestürzung nach dem Attentat: Ein Polizist legt Blumen nahe dem Tatort niederBild: Getty Images/AFP/T. Akmen

Der mutmaßliche Fahrer des LKW wurde von Passanten an der Flucht gehindert. Im Rundfunksender BBC sagte ein Zeuge, der Mann habe gerufen: "Alle Muslime! Ich will alle Muslime töten!" Wie Sicherheitsstaatssekretär Ben Wallace mitteilte, war der Tatverdächtige den Behörden zuvor nicht bekannt.

Anstieg von Hassverbrechen

Der Vorsitzende der Moscheegemeinde in Finsbury Park, Mohammed Kozbar, erkärte, viele Gemeindemitglieder seien nach den Anschlägen der vergangenen Wochen in London und Manchester sehr beunruhigt. Auch die zunehmende Islamfeindlichkeit und der Anstieg von Hassverbrechen mache ihnen Sorgen.

Solidarität: Der Minister für Gemeinden und Kommunalverwaltung, Sajid Javid (links), spricht mit einem ImamBild: Getty Images/C. Court

Zuvor hatte die Moschee mitgeteilt: "Wir haben über Jahrzehnte sehr hart für eine friedliche und tolerante Gemeinschaft gearbeitet und verurteilen schärfstens jeden Akt des Hasses, der versucht, unsere wunderbare Gemeinschaft zu spalten." In Großbritannien leben etwa drei Millionen Muslime, die meisten von ihnen in London. Etwa jeder zweite wurde im Vereinigten Königreich geboren.

London Bridge und Borough Market

Großbritannien wird seit längerem von einer Anschlagsserie erschüttert. Erst Anfang des Monats hatten Terroristen auf der London Bridge und am Borough Market in der Hauptstadt mindestens acht Menschen getötet und viele weitere verletzt. Im März hatte ein Attentäter auf der Westminster Bridge mehrere Fußgänger überfahren und vor dem Parlament einen unbewaffneten Polizisten erstochen. Beide Taten reklamierte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) für sich.

In Manchester riss ein Selbstmordattentäter im Mai bei einem Konzert 22 Menschen in den Tod, mehr als 100 wurden verletzt. Es war der schwerste Anschlag im Land seit den U-Bahn- und Bus-Attentaten in London vom Juli 2005.

jj/ww (dpa, afp, rtr)

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