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Londoner Polizeiaffäre schwelt weiter

20. April 2009

Die Affäre um Polizei-Übergriffe am Rande des G20-Gipfels setzt auch Scotland Yard unter Druck. Der Chef der britischen Polizeiaufsicht, Hardwick, erhebt Vorwürfe gegen das brutale Vorgehen von Einsatzkräften.

Nick Hardwick, Chef der britischen Polizeiaufsicht (Foto: DPA)
Nick Hardwick, Chef der britischen Polizeiaufsicht, ungewohnt kritischBild: picture-alliance/ dpa

Zweieinhalb Wochen nach dem Weltfinanzgipfel in London mehren sich die Belege, dass Polizisten brutal gegen Gipfelgegner vorgegangen sind. Zwar gab es unter den G20-Demonstranten zahlreiche Randalierer, die ohne Rücksicht auf Polizisten eingedroschen haben. Aber die Videos, die Großbritannien erregen, zeigen auch Polizei-Übergriffe auf offensichtlich friedfertige Menschen.

Neue Video-Beweise?

Die unabhängige Polizeiaufsicht IPCC prüft unterdessen Videosequenzen, die zeigen, wie ein Beamter einem Gipfelgegner mit einem Schutzschild auf den Kopf schlägt und wie ein anderer Polizist einem Demonstranten einen Kinnhaken versetzt. Beide Opfer waren in den Aufnahnahmen nicht aggressiv. Nach Presseberichten sollen Anwälte inzwischen zehn Übergriffe der Polizei in einem Bericht zusammengestellt haben. Insgesamt registrierte die Polizeiaufsicht 185 Beschwerden zum Einsatz der Polizei bei den G20-Protesten am 1. und 2. April 2009. In 90 Fällen soll es dabei um Gewalt der Polizei gehen.

Beim Polizeieinsatz an Rande des G20-Gipfels am 1. April brach ein Mann wenige Minuten nach einer Polizei-Attacke tot zusammen.Bild: AP


Affäre um Scotland Yard weitet sich aus


Der Chef der Polizeiaufsicht, Nick Hardwick, äußerte harsche Kritik am Einsatz der Sicherheitskräfte und forderte eine Debatte im Parlament. Hardwick kritisierte, mehrere Polizisten hätten während des Einsatzes gegen die G20-Proteste absichtlich ihre Erkennungsnummern verborgen und damit gegen eine Anweisung von Scotland-Yard-Chef Paul Stephenson verstoßen. Da müsse man sich über die Aufsicht der Vorgesetzten ernsthaft Gedanken machen, sagte Hardwick der Zeitung "The Observer". Damit geriet der Scotland Yard-Chef weiter unter Druck. Am Dienstag (21.04.2009) soll Hardwick den Stand der Ermittlungen dem Innenausschuss des Parlaments präsentieren.

Peinliche Eingeständnisse

In der Kritik steht der Chef von Scotland Yard, Paul StephensonBild: AP

In der vergangenen Woche waren bereits zwei Polizisten vorläufig von Dienst suspendiert worden. Gegen einen der Beamten laufen Ermittlungen wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung, nachdem ein Mann wenige Minuten nach einer Polizei-Attacke tot zusammengebrochen war. Nachdem der Tod des 47-Jährigen zunächst mit einem Herzinfarkt begründet worden war, kam eine zweite Obduktion zu dem Ergebnis, dass er an inneren Blutungen starb. Besonders peinlich war dabei für Scotland Yard, dass die ursprüngliche Darstellung, es habe keinen Kontakt zu dem Opfer gegeben, per Video widerlegt wurde. Die Aufnahme löste einen landesweite Empörung und eine Untersuchung der Polizeiaufsicht aus. Diese ordnete eine zweite Obduktion an, deren Ergebnis der ursprünglichen These vom Herzinfarkt widersprach.


Unterdessen nahm die Spitze der britischen Polizei die Sicherheitskräfte vor Pauschalkritik in Schutz. Generell seien die Polizeieinsätze bei Demonstrationen in Großbritannien angemessen. Er kenne kein anderes Land, das ohne Wasserwerfer, Reizgas oder Gummigeschosse auskomme, sagte der Präsident des Verbands leitender Polizeibeamter, Ken Jones, in einem britischen Rundfunkinterview. (hp/SC/dpa/rtr)

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