Louvre öffnet nach Juwelen-Coup wieder
22. Oktober 2025
Drei Tage nach dem spektakulären Kronjuwelen-Diebstahl im Pariser Louvre ist das Haus seit diesem Mittwoch wieder geöffnet. Vor der markanten Glaspyramide im Innenhof standen die Besucher wie gewohnt Schlange. Die Apollo-Galerie, wo sich die Blitztat abspielte, bleibt jedoch vorerst geschlossen, wie das Museum mitteilte.
Die Täter hatten acht mit Diamanten und Edelsteinen verzierte Schmuckstücke der französischen Monarchie erbeutet, darunter ein Diadem der Kaiserin Eugénie mit fast 2000 Diamanten und eine Kette mit 32 Smaragden und 1138 Diamanten, die Marie-Louise, der zweiten Ehefrau von Napoleon Bonaparte, gehörte. Ursprünglich hatten die Diebe auch die Krone von Eugénie, der Ehefrau Napoleons III., gestohlen, diese verloren sie jedoch auf der Flucht.
Die Staatsanwaltschaft bezifferte den Schaden inzwischen auf 88 Millionen Euro - dabei sei der kulturhistorische Wert noch nicht berücksichtigt. Die Diebe könnten allerdings nicht mit diesem Betrag rechnen, "sollten sie auf die sehr schlechte Idee kommen, diese Juwelen einzuschmelzen", sagte Staatsanwältin Laure Beccuau. Auf andere Weise dürfte sich die Beute hingegen kaum veräußern lassen.
Trennschleifer, Walkie-Talkie, Decke und Warnweste
Die Polizei fahndet noch immer nach den Einbrechern, die auf der Flucht zahlreiche Gegenstände zurückließen, darunter zwei Trennschleifer, einen Schweißbrenner, Benzin, Handschuhe, ein Walkie-Talkie, eine Decke und eine Warnweste sowie einen Helm. Die Ermittler gehen von einer gut organisierten Bande aus. Bislang habe man vier Personen identifiziert, die mit der Beute auf Motorrollern entkamen. Ob es weitere Täter gibt, wird auch anhand von Fingerabdrücken untersucht.
Der Einbruch am Sonntagmorgen, eine halbe Stunde nach Museumsöffnung, hatte keine zehn Minuten gedauert. Die Kriminellen waren mit einem Lastenaufzug über die Außenfassade in die Galerie im ersten Stock eingedrungen. Das Fahrzeug mit Hebebühne, das neben dem Museum geparkt war, hatten die Unbekannten für einen angeblichen Umzug gemietet.
"Was passiert ist, ist passiert"
Der neue französische Innenminister Laurent Nuñez sagte, es habe eindeutig Sicherheitsmängel gegeben. Allerdings habe die Alarmanlage im meistbesuchten Museum der Welt einwandfrei funktioniert. Die Polizei sei innerhalb von drei Minuten am Ort gewesen. "Aber was passiert ist, ist passiert."
Der Historiker und Gründer des französischen Online-Magazins über Kunstgeschichte, "La Tribune de l'Art", Didier Rykner, hatte indes berichtet, das Alarmsystem an dem betroffenen Fenster sei vor einem Monat als defekt gemeldet worden. Er bezog sich dabei auf interne Quellen im Louvre, eine davon "an sehr hoher Position". Es sei fraglich, ob der Defekt zwischenzeitlich behoben worden sei.
Zudem waren die erst 2019 angeschafften Vitrinen, in denen die Kronjuwelen ausgestellt wurden, nach einem Bericht des Enthüllungsblatts "Le Canard Enchaîné" nicht so sicher wie die Vorgängermodelle. "Der Diebstahl hätte vermieden werden können, wenn die Vitrinen nicht ersetzt worden wären", schreibt die Zeitung in ihrer Mittwochsausgabe. Das Museum wies diesen Vorwurf zurück.
Gewerkschaften bemängeln seit Jahren einen Personalabbau und die zögernde Umsetzung von Sicherheitsmaßnahmen im Louvre. Der Rechnungshof hatte in einem noch unveröffentlichten Bericht ebenfalls zahlreiche Sicherheitslücken angeprangert, unter anderem die spärliche Ausstattung mancher Flügel mit Überwachungskameras.
Erster großer Diebstahl seit einem Vierteljahrhundert
Nicht allein der erste große Diebstahl aus dem Louvre seit 1998, als ein Gemälde von Camille Corot entwendet wurde, hat die Debatte über die Sicherheit des Louvre und der übrigen französischen Museen angeheizt: Seit Anfang September häufen sich derartige Einbrüche nach einem ähnlichen Muster.
Beim jüngsten Vorfall - nur einen Tag nach dem Coup im wichtigsten Museum Frankreichs - wurde das Maison des Lumières Denis Diderot in Langres im Nordosten Frankreichs heimgesucht. In dem "Haus der Aufklärung", das Manuskripte, Briefe und historische Objekte des 18. Jahrhunderts ausstellt, verschwanden über Nacht fast 2000 Gold- und Silbermünzen. Die Täter verfügten nach ersten Ermittlungen wohl über große Sachkenntnis und wählten ihre Beute gezielt aus.
Vor mehr als einer Woche geriet das Musée du président Jacques Chirac in Sarran im Südwesten des Landes gleich zweimal innerhalb von 48 Stunden ins Visier von Kriminellen. Hier wurden auch Mitarbeiter von den bewaffneten Tätern bedroht. Der Schaden, vor allem durch entwendete Uhren und geraubten Schmuck, wird derzeit noch bewertet. Das Museum beherbergt rund 5000 diplomatische Geschenke, die der französische Ex-Präsident während seiner beiden Amtszeiten von 1995 bis 2007 erhalten hat.
Bereits im September hatten Einbrecher im Musée national Adrien Dubouché in Limoges im zentralen Westen des Landes sowie im Pariser Naturkundemuseum zugeschlagen. In Limoges verschwanden drei chinesische Porzellanobjekte, die als "nationaler Schatz" klassifiziert sind, mit einem Schätzwert von 6,5 Millionen Euro. Im Muséum nationale d'histoire naturelle in der Hauptstadt gehörten mehrere Goldnuggets im Wert von 1,5 Millionen Euro zur Beute. Im Zuge der Ermittlungen wurde im spanischen Barcelona eine 24-jährige Chinesin gefasst. Ob sie allein oder mit Komplizen handelte, ist bislang unklar.
jj/se (dpa, afp, rtr)
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