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Lufthansa am Boden

7. September 2012

Bei der Lufthansa ist einer der größten Streiks in der Konzerngeschichte angelaufen. Zehntausende Passagiere müssen auf andere Verkehrsmittel ausweichen. Die Gewerkschaft zeigt Stärke - und gibt sich gesprächsbereit.

Lufthansa-Flugzeuge (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images

An einem gewöhnlichen Freitag befördert die Lufthansa rund 170.000 Menschen – diesmal werden es viel weniger sein: Wegen des Streiks des Kabinenpersonals, der von Null bis 24 Uhr (MESZ) dauert, hat Deutschlands größte Airline mindestens tausend ihrer 1800 Flüge annullieren müssen. Davon sind etwa 100.000 Passagiere betroffen.

Andere Fluggesellschaften und die Deutsche Bahn stellen sich auf einen großen Ansturm ein. So dürfte es in den Zügen, aber auch auf den Autobahnen ziemlich eng werden.

Unverhältnismäßig!?

Lufthansa-Chef Christoph Franz räumte ein, die Entschlossenheit der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO unterschätzt zu haben. Streiks in diesem Umfang habe er nicht erwartet, sagte Franz im deutschen Fernsehen. In großen Zeitungsanzeigen entschuldigt sich das Unternehmen bei seinen Kunden für Unannehmlichkeiten. "Wir halten diesen Streik für unverhältnismäßig", schreibt der Vorstand: "Er fügt dem Unternehmen hohen finanziellen Schaden zu und beschädigt das Ansehen der Marke Lufthansa."

UFO-Chef Nicoley Baublies kündigte inzwischen an, dass ein Schlichter im Tarifkonflikt vermitteln werde. Das habe er mit einem Verhandlungsführer der Lufthansa bereits am Mittwochabend vereinbart. Einen Termin für neue Gespräche nannte Baublies allerdings nicht.

Die UFO fordert in dem seit 13 Monaten währenden Tarifkonflikt fünf Prozent mehr Lohn, das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs. Das Lufthansa-Management bietet den Flugbegleitern 3,5 Prozent mehr Geld, plant aber eine konzerninterne Billigtochter mit niedrigeren Gehaltstarifen. Für die verbleibenden "Lufthanseaten" will das Unternehmen die Gehaltsstufen abflachen und für Neueinsteiger schlechtere Bedingungen durchsetzen.

Es wird teuer

Sicher abheben werden an diesem Freitag zumindest die Flüge von Lufthansa-Töchtern wie Germanwings - dort wird nicht gestreikt. Darüber hinaus versucht die Lufthansa, so viele eigene Flüge wie möglich in die Luft zu bringen. Ab Frankfurt am Main und München sollen jeweils etwa ein Dutzend Langstreckenmaschinen starten. Zudem werden Kunden bei den Konzern-Töchtern Austrian und Swiss oder auch anderen Fluglinien untergebracht. "Die Kosten dafür übernehmen wir", betonte ein Lufthansa-Sprecher.

Ohnehin kommt die Streikwelle die Lufthansa teuer. Schon die ersten beiden Tage des Ausstands, an denen das Kabinenpersonal nicht flächendeckend und nicht ganztägig streikte, schlugen mit insgesamt mehr als zehn Millionen Euro zu Buche.

wa/fab (rtr, dapd, dpa)