Die Corona-Krise hat die Fluglinie härter getroffen als befürchtet. Das bedeutet: Noch mehr Jobs fallen weg. Und ein Riese wird dauerhaft eingemottet.
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Die Lufthansa verschärft ihren Sparkurs. Eine größere Zahl an Flugzeugen als zuvor geplant werde stillgelegt, teilte das Unternehmen mit. Grund sei die deutlich langsamere Erholung des Luftverkehrs, der durch die Corona-Pandemie einbrach. Mindestens 150 Flugzeuge der ursprünglich 760 Jets umfassenden Konzernflotte bleiben auf Dauer am Boden. Das trifft auch das größte Verkehrsflugzeug der Welt: Die A380 wird eingemottet, sofern der Hersteller Airbus die Maschinen nicht zurücknimmt.
Außerdem plant Vorstandschef Carsten Spohr einen noch größeren Stellenabbau, um die Kosten zu senken. Die Zahl der wegfallenden Vollzeitjobs werde die bislang angekündigten 22.000 übersteigen, hieß es ohne genauere Angaben. Durch Vereinbarungen mit den Gewerkschaften solle die Zahl der betriebsbedingten Kündigungen begrenzt werden.
Komplexe Einreisebeschränkungen
Im Zuge der Corona-Krise kam der Flugverkehr zwischenzeitlich fast zum Erliegen. Der Interkontinentalverkehr setzte nur auf sehr niedrigem Niveau wieder ein. Aktuell leiden die Konzern-Marken Lufthansa, Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels unter den komplexen Einreisebeschränkungen der verschiedenen Staaten. Einzig die Frachtflüge bringen noch Geld ein.
Nur massive Staatshilfen aus den vier Heimatländern in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro konnten den Kollaps des hochverschuldeten MDax-Konzerns verhindern. In jedem Monat verliere das Unternehmen 500 Millionen Euro liquide Mittel, erklärte der Vorstand. Diese Zahl soll bis zum Winter auf 400 Millionen Euro sinken, unter anderem durch den Verzicht auf angemietete Büroflächen.
Von den gut 138.000 Mitarbeitern, die der Konzern weltweit zum Jahreswechsel hatte, sind nach jüngsten Angaben noch rund 128.000 an Bord. Vor allem im Ausland gingen Beschäftigte, während es in Deutschland für große Teile der Belegschaft noch keine Übereinkunft mit den Gewerkschaften gibt.
Rote Zahlen, Jobabbau - Wie tief stecken Airlines in der Krise?
Den meisten Airlines hat die Corona-Krise heftige Verluste eingebrockt. In der besonders von den Reisebeschränkungen getroffenen Branche stehen Zehntausende Arbeitsplätze auf der Kippe. Ein Überblick.
Bild: Steve Strike
Lufthansa
Unter dem Strich brockte die Pandemie der Lufthansa im ersten Halbjahr rund drei Milliarden Euro Verlust ein. Die Airline geht von einem Personalüberhang weltweit von 22.000 Vollzeitstellen aus. Der Konzern müsse sich auf Dauer verschlanken, betonte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. Mindestens 100 von rund 760 Flugzeugen sollen abgeschafft werden. In Deutschland sind rund 11.000 Stellen gefährdet.
Bild: ATC Pilot/Sebastian Thoma
Ryanair
Europas Marktführer verlor zwischen April bis Juni 95 Prozent des Vorjahresumsatzes. Der Billigflieger aus Irland machte erstmals in der Firmengeschichte einen Nettoverlust, der mit rund 185 Millionen Euro aber im Branchenvergleich niedrig ausfiel. Die Airline hatte im Frühjahr 3000 von rund 19.000 Stellen zur Disposition gestellt.
Bild: Reuters/W. Rattay
IAG
Der britisch-spanische Konzern wies bei halbiertem Umsatz von 5,3 Milliarden einen Betriebsverlust von 1,37 Milliarden Euro aus. Belastungen wie das Ausmustern von Jets erhöhten den Verlust auf 2,2 Milliarden Euro. Bei der Tochter British Airways sollen 12.000 Arbeitsplätze wegfallen, mehr als ein Viertel. Auch die Flotten und das Personal von Iberia, Vueling und Aer Lingus sollen kleiner werden.
Bild: ATC Pilot/Sebastian Thoma
Air France KLM
Die französisch-niederländische Gruppe machte bei nur 1,18 Milliarden Euro Umsatz (minus 83 Prozent zum Vorjahr) einen Betriebsverlust von 1,55 Milliarden Euro. Air France und die jüngere Schwester Hop! wollen zusammen 7580 Arbeitsplätze streichen.
Bei der niederländischen Tochter KLM sollen bis 2022 bis zu 5000 der insgesamt 33.000 auf Vollzeit umgerechneten Stellen verschwinden.
Bild: AFP/B. Guay
Easyjet
Der britische Billigflieger schrieb in den drei Monaten bis Ende Juni umgerechnet knapp 360 Millionen Euro Verlust. Mit nur zehn ihrer 315 Flugzeuge im Einsatz kratzte die Airline sieben Millionen Pfund Umsatz zusammen (Vorjahresquartal: 1,76 Milliarden Pfund). Im Mai hatte Easyjet gewarnt, 4500 Jobs sollten verschwinden - das wären 30 Prozent.
Bild: picture alliance/dpa
Norwegian
Der schon vor Corona angeschlagene Billigflieger aus Norwegen legt Ende August Zahlen vor. Im April wurden Tochterfirmen in Schweden und Dänemark geschlossen. Damit waren 4700 Stellen in Cockpit und Kabine bedroht.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Mainka
SAS
Bei der schwedisch-dänischen Airline sind nach früheren Aussagen bis zu 5000 oder etwa die Hälfte der Stellen gefährdet. Inzwischen haben die Großaktionäre Dänemark, Schweden und die Wallenberg-Stiftung ein Rettungspaket geschnürt.
Bild: picture-alliance/M.Mainka
Wizz
Der ungarische Billigflieger brachte schon ab Mai und damit früh sowie auch relativ mehr Angebot als alle anderen auf den Markt. Von April bis Juni erreichte Wizz damit operativ einen kleinen Gewinn von knapp neun Millionen Euro, machte unter dem Strich aber 57 Millionen Euro Miese. Jeder fünfte der rund 5000 Beschäftigten muss um seinen Job bangen.
Bild: AFP/Getty Images/V. Petrova
Condor
Der deutsche Ferienflieger will die Corona-Krise ohne Personalabbau meistern, nachdem er durch die Pleite des Mutterkonzerns Thomas Cook im vergangenen Jahr einige hundert Mitarbeiter entlassen musste. Krisenvereinbarungen mit den Gewerkschaften und Kurzarbeit sollen die Personalkosten der zuletzt knapp 4200 Beschäftigten ausreichend senken. Geschäftszahlen gibt Condor nicht bekannt.