1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Lufthansa: Das Corona-Horror-Jahr

Brigitte Scholtes Frankfurt am Main
4. März 2021

Die Corona-Pandemie hat weltweit die Airlines am Boden gehalten. Und es wird noch lange dauern, bis das Vorkrisen-Niveau wieder erreicht wird - wenn überhaupt. Das sieht man auch bei der Lufthansa so.

Geparkter Airbus A380 von Lufthansa  in Teruel / Spanien
Bild: ATC Pilot/Sebastian Thoma

2020 war ein schweres Jahr für die Deutsche Lufthansa. Doch deren Chef Carsten Spohr gibt sich vorsichtig optimistisch, dass das laufende Jahr besser wird. Die Verluste aber werden bleiben. Sie werden zwar nicht mehr so hoch ausfallen wie 2020: Da hatte der Konzern, der wie viele andere Airlines von der Corona-Pandemie hart getroffen wurde, 6,7 Milliarden Euro Verlust eingeflogen. Der Umsatz brach um zwei Drittel ein auf 13,6 Milliarden Euro, die Fluggesellschaften des Konzerns beförderten 36,5 Millionen Passagiere, drei Viertel weniger als 2019. Die Zahl der Flüge sank um zwei Drittel auf 390.000, die der Mitarbeiter um ein Fünftel auf 110.000 zum Jahresende.

Um überhaupt zu überleben, musste der Lufthansa-Konzern vom Staat gerettet werden. Von Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien erhielt er neun Milliarden Euro Staatshilfe. Davon hatte die Fluggesellschaft vor wenigen Wochen den Kredit der deutschen Staatsbank KfW im Volumen von einer Milliarde Euro wieder zurückgezahlt. Denn sie konnte sich am Kapitalmarkt inzwischen wieder refinanzieren. "Wir gehen lieber an den Kapitalmarkt, als uns beim Steuerzahler zu verschulden", sagte Spohr. 5,7 Milliarden Euro der Staatsgelder seien noch gar nicht genutzt worden.

Musste einen Milliarden-Verlust verkünden: Lufthansa-Chef Carsten SpohrBild: Tobias Schwarz/dpa/picture alliance

Erholung dauert länger

Für 2021 sei der Konzern durchfinanziert, sagte auch der neue Finanzvorstand Remco Steenbergen. So verfügte der inzwischen aus dem Deutschen Aktienindex Dax in den MDax abgerutschte Konzern Ende des Jahres über flüssige Mittel von 10,6 Milliarden Euro. Die Kosten habe man deutlich reduziert. Inzwischen verbrenne man pro Tag "nur" noch zehn Millionen Euro - in den Monaten kurz nach Krisenbeginn waren es eine Million Euro pro Stunde gewesen. "Die Lufthansa hat schon recht viel gemacht", sagt Stefan Schöppner, Analyst der Commerzbank. "Aber es wird relativ lange dauern, bis sie wieder in dem Maße fliegt, wie sie vor der Krise geflogen ist. Die Erträge werden aber schon früher zurückkommen."

So rechnet auch Lufthansa-Chef Spohr für das laufende Jahr zwar mit einer Verbesserung, doch ist er nicht mehr so optimistisch wie noch am Jahresende. Hatte er da noch eine Auslastung der Kapazitäten von 60 Prozent gegenüber 2019 in Aussicht gestellt, erwartet er inzwischen nur noch 40 bis 50 Prozent. Zum Sommer hin dürfte die Nachfrage wieder anziehen - "sobald durch eine weitere Verbreitung von Tests und Impfstoffen die restriktiven Reisebeschränkungen zurückgehen", hofft Spohr. Die sollten möglichst digital nachgewiesen werden können, das mache dann eine Quarantäne überflüssig. Als erstes werde sich die Kurzstrecke erholen, bis Ende März soll das Angebot um 50 Prozent ausgebaut werden. Lufthansa setzt zunächst stärker auf touristische Ziele. Denn die Zahl der Geschäftsreisekunden, die bisher etwa 30 Prozent ausmachten, werde zunächst weiter sinken. Mit denen hatte die Kranichlinie immerhin etwa 45 Prozent ihrer Umsätze gemacht.

Am Boden: Geparkte Lufthansa-Maschinen auf dem Flughafen Berlin-BrandenburgBild: picture-alliance/dpa/T. Schöning

Keine Rückkehr der A380

Spohr will die Krise als Chance für das Unternehmen nutzen und die Lufthansa zurechtstutzen, effizienter und nachhaltiger machen. So soll die Belegschaft um weitere 10.000 auf dann 100.000 Mitarbeiter schrumpfen. Dazu wäre es dem Lufthansa-Chef am liebsten, wenn er eine verpflichtende Teilzeitregelung einführen könnte - so könne man versuchen, alle Mitarbeiter zu halten, das dürfe aber nicht die Kosten treiben. Das aber müsse noch mit den Vertretern der Arbeitnehmergruppen ausgehandelt werden. Die größten Probleme erwartet er dabei für die Piloten, die sich eigentlich Abstriche von ihren Gehältern leisten können.

Die Flotte von zuletzt 800 Flugzeugen, davon 760 eigenen Maschinen, wird weiter verkleinert. 115 Flugzeuge hat der Konzern schon ausgemustert. Nun sollen weitere folgen, dafür aber auch neue, effizientere Maschinen angeschafft werden. Das helfe auch den CO2-Ausstoß weiter zu senken: Bis 2030 soll der um die Hälfte reduziert werden, bis 2050 wolle man CO2-neutral fliegen, versprach der Lufthansa-Chef. Der A380 (Artikelbild) wird wohl nicht wieder in die Lufthansa-Flotte aufgenommen. Und auf der Kurzstrecke will man weiter mit der Deutschen Bahn zusammenarbeiten. Bisher aber seien die meisten Flughäfen bis auf Frankfurt noch nicht ausreichend an das Bahnnetz angebunden.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen

Mehr zum Thema

Weitere Beiträge anzeigen