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Lufthansa zwischen Streiks und Konzernumbau

27. Dezember 2019

Als ob die Lufthansa nichts Wichtigeres zu tun hätte, als sich einen Dauerkonflikt mit dem eigenen Personal zu leisten. Die neuen Streiks kommen für den Konzern zur Unzeit, denn der plant den großen Umbau.

Deutschland Frankfurt am Main Flughafen | Flugzeug der Lufthansa
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Probst

Die Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO macht ernst. Ab dem kommenden Montag sollen die Flugbegleiter der Lufthansa-Tochter Germanwings für drei Tage die Arbeit niederlegen. Der Streik werde bis einschließlich Neujahr dauern, heißt es. Der Konflikt zwischen fliegendem Personal und Lufthansa zieht sich nun schon lange hin. Eigentlich sah es im Herbst nach Einigung aus. Jetzt lodert der Streit wieder auf. Die Gewerkschaft fühlt sich von der großen Fluggesellschaft offenbar rundweg schlecht behandelt.

Mit einem zweitägigen Streik und rund 1500 Flugausfällen im vergangenen November hat UFO jedenfalls gezeigt, dass sie genug Unterstützer in den Reihen der Flugbegleiter hat. Längst sind externe Schlichter in der Sache am Werk, bisher ohne sichtbaren Erfolg, und die Personalchefin des Konzerns hat inzwischen ihren Job verloren - auch die trostlose Bilanz des Dauerkonflikts mit UFO spielte da wohl eine Rolle.

Eher angespannt ist die Lage auch bei der zum Verkauf stehenden Catering-Tochter LSG Sky Chefs Europa. Hier will die Gewerkschaft Verdi noch möglichst viel Absicherung für die rund 7100 Beschäftigten rausholen. Ein Streik in den Lufthansa-Großküchen Frankfurt und München lief allerdings ins Leere. Die Catering-Tochter soll an den weltweiten Marktführer Gategroup aus der Schweiz verkauft werden, der wiederum unter der Kontrolle eines asiatischen Kapitalfonds steht.

UFO-Gewerkschafter beim Streik im November Bild: picture-alliance/dpa/M. Balk

Stiftungsmodell und "neue Ära"

Und dann ist da noch die eigentliche Großbaustelle der Gruppe mit ihren vielen Marken: der Umbau der Konzernstruktur. Schon vor einigen Wochen hatte der Lufthansa-Aufsichtsrat den Vorstand neu zusammengestellt. Das Stühlerücken sei nicht weniger als der Beginn einer "neuen Ära", urteilte die Zeitschrift "Wirtschaftswoche": "Die Airline trennt sich von Traditionsgeschäften, baut ihre Mehr-Marken-Strategie aus."

Besagte Kernbereiche sind - neben dem Fliegen - das Catering (das verkleinert wird) und die Wartungsbereiche der Lufthansa-Technik. Die werde immer stärker in Gemeinschaftsunternehmen mit Flugzeugherstellern ausgelagert, so Branchenbeobachter. Lufthansa-Chef Carsten Spohr will sich offenbar auf die Fliegerei konzentrieren - und dafür unter Umständen auch die Zahl der Marken unter dem Lufthansa-Dach erhöhen. Ob diese Marken dann dem Konzern auch gehören müssen, steht auf einem anderen Blatt. Mit der defizitären Alitalia etwa sucht die Lufthansa zwar engere Kooperation, kaufen will sie die Krisen-Airline aus Rom aber nicht.

Auch rechtlich soll der ganzen Konzern umgebaut werden, so will es der Chef Spohr und spricht von einer "Stiftungslösung". Diese Stiftung soll vor allem durch deutsches Kapital gefüllt werden und sei für die Kernmarke des Konzerns da. So soll gesichert werden, dass die Linie mit dem Kranich keine Flugrechte verliert, die sie als deutsche Airline hat. Darüber aber liegt nach dem neuen Plan der Gesamtkonzern, der damit für internationale Kapitalgeber interessanter werden soll.

Mehr internationale Investoren

"Mit einer rechtlichen Verselbständigung der Fluggesellschaft unserer Kernmarke könnte unser Konzern auf dem Kapitalmarkt eine größere Breite an internationalen Investoren gewinnen", so formulierte es der Lufthansa-Vorstandsvorsitzende Spohr unlängst gegenüber der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Konstruktion ähnele der, "die wir heute schon für unsere Gesellschaften Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines in der Schweiz, in Österreich und Belgien haben", so Spohr.

Dahinter steckt eine konkrete Furcht: Wirkt der gesamte Lufthansa-Konzern an der Börse als Leichtgewicht, könnte er zum Übernahmekandidaten werden. Derzeit wird Lufthansa am Aktienmarkt mit rund 8 Milliarden Euro bewertet. Das sind aber nur zwei Drittel des Werts, mit dem allein die Flotte der Gruppe in den Büchern steht. Durch den juristischen Dreh will Spohr nun weitere Aktionäre anlocken.

Dass auch die sich nicht auf eine Firma im Dauerclinch mit der eigenen Belegschaft freuen dürften, liegt auf der Hand. Und auch der angestrebte größere Umbau des ganzen Konzerns ist nicht gegen die Belegschaft durchzusetzen. Im Januar soll mit den UFO-Gewerkschaftern weiter verhandelt werden.

ar/uhe (dpa, rtr – Archiv)

 

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