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Kann Lula den Amazonas retten – und das Klima?

Stuart Braun
16. November 2022

Brasiliens künftiger Präsident Luiz Inacio Lula da Silva hat versprochen, den Amazonas wieder besser zu schützen. Kann er rasch genug Unterstützer zusammentrommeln, um die "Lungen des Planeten" zu erhalten?

Bäume umgeben von Rauchschwaden illegal gelegter Brände während der Abenddämmerung
Große Flächen des Amazonas-Regenwaldes wurden abgeholzt und niedergebrannt Bild: Carl de Souza/AFP/Getty Images

Er ist einer der gefragtesten Teilnehmer der UN-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich diese Woche: Brasiliens künftiger Präsident Luiz Inácio Lula da Silva – auch bekannt als Lula. 

Während seiner lang erwarteten Rede bot Lula an, die 30. UN-Klimakonferenz im Jahr 2025 als Gastgeber zu veranstalten.  
Brasilien sei bereit, sich den "Anstrengungen, einen gesunderen Planeten zu aufzubauen, erneut anzuschließen", sagte er vor den Delegierten. Den Klimawandel zu bekämpfen werde "oberste Priorität" in seiner Regierung haben, so Lula weiter. Er werde rigoros gegen die Abholzung des Amazonas vorgehen, sowie ein Ministerium für die Belange der indigenen Bevölkerung einrichten.

Bereits in seiner Wahlkampagne versprach er, die Abholzung im Amazonas-Gebiet zu stoppen. Der Amazonas ist der größte Regenwald der Welt, 60 Prozent liegen in Brasilien. Er reguliert das Klima und vor allem den Niederschlag auf dem gesamten amerikanischen Kontinent. Alle in der Region sind von den damit verbundenen Wasserquellen abhängig. 

Doch rund 20 Prozent der Amazonas-Fläche ist seit 1970 verschwunden. Die Gründe: Illegale Abholzung und Brandrodung - vor allem, um mehr Fläche für Rinderzucht und Sojafelder freizulegen. Umweltschützer schlagen Alarm: Einst eine gigantische Kohlenstoff-Senke, emittiert der Amazonas inzwischen mehr CO2, als er aufnimmt.  

Lula will Abholzung im Regenwald beenden

Während Lulas früherer Amtszeit von 2003 bis 2010 erreichte es seine linksgerichtete Regierung immerhin, die Abholzung um geschätzte 67 Prozent zu reduzieren. Doch viel davon wurde von seinem Nachfolger, dem Klimaskeptiker Jair Bolsonaro, wieder zunichte gemacht. Unter Bolsonaro stiegen die Abholzungsraten rapide an. Der Verlust riesiger Waldflächen führte 2020 zu einem knapp zehnprozentigen Anstieg der brasilianischen CO2-Emissionen gegenüber dem Vorjahr. 

Lula hat jetzt nicht nur versprochen, illegales Abholzen zu unterbinden, wie bereits in seiner ersten Amtszeit, sondern jegliche Form der Abholzung. Außerdem werde er dafür sorgen, die Landrechte der indigenen Bevölkerung zu schützen, deren Rechte unter Bolsonaro von illegalen Holzfällern, Minenbetreibern und Landbesetzern mit Füßen getreten wurden. "Brasilien und der Planet brauchen einen lebenden Amazonas," erklärte Lula nach seinem Wahlsieg. 

Der Regenwald wird abgeholzt, um Platz zu schaffen für Viehzucht und SojaanbauBild: Leo Correa/AP Photo/picture alliance

Folgen Lulas Klimarhetorik auch Taten? 

Vor seiner Reise nach Ägypten erklärte der nächste Präsident Brasiliens, dass er vorhabe, dort mehr Gespräche mit anderen Politikern zu Klimalösungen zu führen als sein Vorgänger Bolsonaro während dessen gesamter vierjähriger Amtszeit.  

Lösungen, um die illegale Zerstörung des Amazonas aufzuhalten, müssten ein zentraler Punkt in diesen Gesprächen sein, sagen auch Klimaaktivisten. Maria Laura Canineu, Brasilien-Direktorin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, forderte kurz nach der Wahl, dass Lula genau ausführen solle, wie er die Rechtsstaatlichkeit im Amazonas aufrechthalten und den Wald und dessen Verteidiger besser schützen wolle. 

Puyr Tembe, die auf der Klimakonferenz das indigene Volk der Teneteara vertritt, verlangt von Lula, "seine Wahlversprechen einzulösen" um die Abholzung zu stoppen und das Land indigener Gruppen zu schützen. "Brasilien kann ein Vorbild für andere Länder sein," so Tembe im DW Interview.

Brasilien: Die Angst der Regenwaldbewohner

13:29

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Brasilien will wieder Führungsrolle im Waldschutz

Lula hat angekündigt, die globale Kooperation gemeinsam mit dem US-Klimabeauftragten John Kerry zu stärken, um den Amazonas zu retten. 

Lulas frühere – und vermutlich auch künftige – Umweltministerin, Marina Silva, hat bereits verschiedene Gespräche auf dem UN-Gipfel geführt. Der brasilianischen Zeitung "O Estado de S. Paulo" sagte sie während der Konferenz, dass Lulas Partei einst dafür gesorgt hätte, dass 80 Prozent der heute global geschützten Waldgebiete unter Schutz gestellt wurden. Die Welt wolle, dass Brasilien sich jetzt wieder in dieser Führungsrolle einbringe. Nach Gesprächen mit Kerry und Direktoren der Weltbank letzte Woche sagte Silva, dass es wieder einen Willen gäbe, in Brasilien zu investieren.  

Dazu gehört auch die Wiederaufnahme von Verhandlungen zum Mercosur-Abkommen mit der Europäischen Union. Dieses Handelsabkommen mit lateinamerikanischen Staaten enthält auch umfassende Klimaverpflichtungen. 

Deutschland reaktiviert Gelder für Amazonas-Schutz-Fonds 

In Scharm el Scheich will Lula die Koalition wiederbeleben, die sich vor Jahren dazu verpflichtet hatte, die illegale Abholzung in Brasilien zu stoppen. Unter Bolsonaro fiel sie jedoch in sich zusammen. Marina Silva hat damit bereits begonnen – und die USA gebeten, dem Amazonas-Fonds, der 2008 gemeinsam mit Deutschland und Norwegen aufgelegt wurde, beizutreten.   

Deutschland und Norwegen haben bereits angekündigt, Gelder für den Amazonas-Schutz-Fonds wieder freizugeben. Die beiden Länder hatten 2019 ihre Zahlungen gestoppt, nachdem Bolsonaro Umweltschutzmaßnahmen im Amazonas schwächte. 

Unter Bolsonaro habe die illegale Abholzung zu Gewalt gegenüber den Indigenen geführt und der Staat habe dann den lokalen Widerstand kriminalisiert, so Teneteara-Vertreterin Tembe. "Lulas Ankunft im Amt ist die Wiedergeburt von Hoffnung, die Wiedergeburt von Frieden in unseren Gebieten und die Wiedergeburt einer umweltfreundlicheren Weltanschauung verglichen zu dem, was wir heute in Brasilien haben," sagte Tembe. 

Redaktionelle Mitarbeit: Samantha Baker. 
Dieser Artikel wurde aus dem Englischen adaptiert und nach der Rede Lulas aktualisiert.

 

Stuart Braun Australischer DW-Journalist und Buchautor.
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