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Luzides Träumen: Nie wieder Albträume?

25. März 2024

Den eigenen Traum kontrollieren und die Leistung steigern? Luzide Träume machen das möglich. In der Psychotherapie helfen sie gegen Traumata und Albträume. Doch die Superpower birgt auch Risiken.

Frau liegt ängstlich unter der Decke
Der Kampf gegen Albträume ist besonders wichtig für Personen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden Bild: Colourbox

Wie ein Vogel fliegen oder den Albtraum kontrollieren - was wie eine Superkraft klingt, macht luzides Träumen möglich. Hier verschwimmen die Grenzen zwischen Traum und Realität: eine schlafende Person träumt, ist sich dieser Situation aber vollkommen bewusst. Oft kann sich der Träumende auch frei entscheiden und aktiv in den Traum eingreifen. Die Erfahrung heißt deshalb auch Klartraum.

Luzides Träumen lernen

Nicht jeder hat dieses sonderbare Erlebnis oder kennt den Fachbegriff dafür: Wie eine Meta-Analyse zeigt, meint jeder Zweite, schon einmal einen Klartraum erlebt zu haben. Etwa ein Viertel aller Erwachsenen erlebt luzide Träume auch regelmäßig.

Wer nie oder nur selten luzid träumt, kann das ändern. Im Internet finden sich zahlreiche Lernmethoden. Deren wissenschaftliche Begutachtung falle jedoch nüchtern aus, beurteilt Psychologe Daniel Erlach. Da es bei Online-Kursen nicht wirklich eine Qualitätssicherung gibt, lässt sich oftmals schwer beurteilen, welche Kurse seriös sind.

Luzides Träumen lässt sich trainieren. Die einfachste Lerntechnik ist der Realitätscheck: Hier stellt man sich mehrmals am Tag die Frage: "Träume ich, oder bin ich wach?" Der Trick ist, diese Frage zur Gewohnheit zu machen, sodass sie auch im Traum auftaucht.

Am Tag und im Traum beantwortet man sich diese Frage mit einem Selbsttest, zum Beispiel sich selbst spürbar zu kneifen. Im wachen Zustand spürt man den Schmerz, im Traum jedoch misslingt der Test. Alternativ kann man sich auch Mund und Nase zuhalten. Wenn man trotzdem nach wie vor atmen kann, dann weiß man, dass man träumt.

Auch ein Traumtagebuch kann für luzides Träumen helfen. Wer häufiger mit Albträumen zu kämpfen hat, sollte sich aber nicht ohne therapeutische Begleitung an das luzide Träumen wagen.

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Was passiert bei luziden Träumen?

Die Schlafforschung nimmt das Phänomen seit den 1980er Jahren stärker in den Fokus. (Traumforschung: Träum ich oder wach ich? - Spektrum der Wissenschaft).

Forschende konnten zeigen, dass Klarträume kurz vor dem Aufwachen in der REM (Rapid-Eye-Movement) -Phase stattfinden. Von außen kann man die REM-Phase an den raschen Augenbewegungen unter den Augenlidern erkennen. Anders als in der Tiefschlaf-Phase ist das Gehirn hier wieder aktiver.

Einige Hirnregionen sind beim luziden Träumen auffallend aktiv: "Dazu zählt zum Beispiel ein Hirnbereich, der im Wachzustand aktiv ist, wenn wir über uns selbst nachdenken", sagt Neurowissenschaftler Martin Dresler von der Radboud Universität in Nimwegen. 

Bei Personen, die häufig luzid träumen, zeigt das Gehirn eine weitere Auffälligkeit: Bei ihnen ist das vordere Stirnhirn größer. Diese Region ist wichtig für die Selbstreflektion.

Klarträume können auch helfen, Bewegungsabläufe im Wachzustand zu verbessern, wenn sie vorher im Klartraum geübt wurden. Die Übungen im Traum sind ähnlich effektiv wie mentales Training.

Luzide Träume in der Psychotherapie

In der Therapie nehmen Klarträume an Bedeutung zu. Dr. Brigitte Holzinger ist Psychotherapeutin und eine Pionierin in der Schlaf- und Traumforschung. "Es ist gelungen zu zeigen, dass luzides Träumen für Albtraumbewältigung wirklich hervorragend geeignet ist", berichtet Holzinger.

Der Kampf gegen Albträume ist besonders wichtig für Personen, die an einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leiden. Betroffene haben eine extreme Belastung oder Bedrohung erlebt. In Albträumen müssen sie diesem traumatisierenden Ereignis immer wieder begegnen.

Das luzide Träumen kann PTBS-Patienten Selbstwirksamkeit, also ein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten schenken: "Meine Erfahrung ist, dass die Personen, die mit einer Traumatisierung die Albträume entwickelt haben, erst einmal eine riesige Erleichterung erfahren, wenn sie nicht mehr so hilflos sind", beschreibt Holzinger den Effekt.

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Träumer mildern Traumata selber ab

In der Therapie gibt die Psychotherapeutin den Betroffenen keine strikte Lösung für den Albtraum vor: "Wir besprechen Möglichkeiten und was dann der Träumer, die Träumerin kreativ in den eigenen Träumern unternimmt, überlassen wir den Träumenden."

Im luziden Traum können die Patienten das traumatische Erlebnis mit eigenen Vorstellungen abmildern. Indem die Person sich zum Beispiel eine Gruppe von Menschen vorstellt, die sie beschützt oder unterstützt, so Holzinger.

Sie freut sich über die Fortschritte der Patienten im luziden Traum: "Zum Beispiel, dass sie gelernt haben, jemandem zu sagen 'Geh weg!'. Oder dass sie überhaupt gelernt haben, sich zu wehren."

Auch bei der Therapie von Schizophrenie können Klarträume helfen. Hier ist das Bewusstsein der Erkrankten gestört. Klarträume helfen, ihr Bewusstsein zu trainieren.

Risiken und Nebenwirkungen von luziden Träumen

Luzides Träumen ist für jeden attraktiv, der im Traum das Unmögliche möglich machen will. Doch die Psychotherapeutin rät, dem luziden Traum mit Respekt zu begegnen. Die Traumwelt habe auch ihre Schattenseiten: "Manche steigern sich da so rein, dass sie versuchen jede Nacht klar zu träumen", beschreibt Brigitte Holzinger. Klarträume könnten helfen, dürften aber keine Ersatzwelt werden.

Eine professionelle Begleitung der luziden Träume sei bei Personen mit starken Albträumen besonders wichtig. "Da muss man schrittweise arbeiten, man darf die Leute nicht überfordern", betont Holzinger.

Wer zu schnell und ohne Begleitung luzide Träume erfährt, könnte ungewollt das Gegenteil bewirken. "Dann kann man erst recht eine psychische Erkrankung entwickeln", warnt Holzinger.

 

Quellen:

Metacognitive Mechanisms Underlying Lucid Dreaming, https://www.jneurosci.org/content/35/3/1082

Lucid dreaming incidence: A quality effects meta-analysis of 50 years of research, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/27337287/

Effectiveness of motor practice in lucid dreams: a comparison with physical and mental practice, https://doi.org/10.1080/02640414.2015.1030342

Das Phänomen Klartraum, https://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-662-58132-2_6

Selma Narine Selma hat Psychologie studiert und interessiert sich für Phänomene, die Menschen bewegen.
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