1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Möglichkeiten der Alzheimertherapie

03:37

This browser does not support the video element.

1. April 2013

Dazu ein Gespräch mit Dr. Oliver Peters, Alzheimerforscher und Psychiater, Charité Berlin

DW:
Dr. Oliver Peters ist Alzheimerforscher und Leiter der Klinik für Psychiatrie an der Berliner Charité.

Sie bekämpfen Alzheimer mit einer Art Imfpung, die sich gezielt gegen die mikroskopisch kleinen Ablagerungen, die sogenannten Plaques richtet. Wie funktioniert das?


OP:
Da gibt es zwei Ansätze. Zum einen kann man aktiv immunisieren. Das funktioniert wie bei einer Grippeschutzimpfung. Man setzt den Patienten dem aktiven Agens, wie wir das nennen, aus und der Körper bildet selber Antikörper. Aber es gibt auch die passive Immunisierung. Das heißt wir verabreichen den fertigen Antikörper und dieser fertige Antikörper entfernt die Plaques.

Wie erfolgreich ist das bislang?

Das ist leider bisher, in späten Erkrankungsstadien, noch nicht erfolgreich gewesen. Wir können im Moment nicht abschließend sagen, ob es vielleicht in frühen Erkrankungsstadien erfolgreich sein könnte. Das ist jetzt noch Gegenstand von klinischer Forschung.

Das heißt man müsste Alzheimer früher erkennen können, man müsste eine sichere Diagnosemöglichkeit haben, damit man gezielter dagegen vorgehen kann? Welche Fortschritte gibt es da?

Es ist tatsächlich ein sehr wichtiger Punkt, dass wir die Erkrankung ganz früh erkennen. Je früher wir sie erkennen, desto größer sind unsere Möglichkeiten die Erkrankung auch erfolgreicher zu behandeln als das bis heute schon der Fall ist. Wir sind da auf einem guten Weg.



Wie funktioniert das Erkennen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Aus der Gehirnflüssigkeit, dem Hirnwasser, können wir Proteine bestimmen, die uns Hinweise auf die Entstehung einer Alzheimererkrankung geben.

Wie sicher ist diese Methode der Diagnose? Man sagt, sie sei noch sehr schwierig?

Sie bietet uns keine einhundertprozentige Sicherheit. Es kann gegenwärtig davon ausgegangen werden, dass eine achtzig- bis neunzigprozentige Diagnosesicherheit erreicht werden kann.

Erst das Zusammenspiel von den Plaques und von den länglich geformten Ablagerungen, den sogenannten Tangles, verursacht Alzheimer. Sie haben sich bislang mehr auf Methoden konzentriert, die sich gegen die Plaques richten. Jetzt haben Sie aber auch angefangen, sich auf Methoden zu spezialisieren die sich gegen die Tangles richten. Was machen Sie da genau? Wie gehen Sie gegen die vor?

In den vergangenen Jahren gab es tatsächlich den Glauben, dass es alleine die Plaques seien. Jetzt ist es so, dass wir zur Kenntnis nehmen müssen, dass auch die Tangles eine gößere Bedeutung haben, als wir zumindest vorrübergehend angenommen haben. Deswegen gibt es jetzt neue Ansätze in der klinischen Forschung, die zum Ziel haben, die Tangles beziehungsweise deren Ausbreitung zu verhindern.

Womit gehen Sie gegen die Tangles vor?

Da gibt es eine ganz interessante Substanz, einen Farbstoff, der schon sehr lange bekannt ist - das Methylen-Blau. Aber es gibt auch neue Antikörper, die dann gegen die Tangles wirken.

Sie gehen mit blauer Farbe gegen die Tangles vor, gegen diese Ablagerungen?

Das hört sich erst einmal lustig an und tatsächlich färbt der Farbstoff auch einige Körperflüssigkeiten dann blau. Das Besondere an diesem Farbstoff ist tatsächlich, dass er die Wirkung hat, die bei der Alzheimererkrankung sehr hilfreich sein könnte.

Wird es zur Folge haben, dass Alzheimerpatienten dann zwei Medikamente nehmen müssen? Eins, was sich gegen die Plaques, und eins, was sich gegen die Tangles richtet?

Es wäre sehr gut denkbar, dass nur die Kombinationstherapie, dass nur das Kombinieren von verschiedenen Wirkmechanismen den Erfolg bringt.

Dankeschön für diese Informationen.

(Interview: Maria Grunwald)