Bei den neu formierten European Championships sorgt ein Schwimmer für einen glänzenden Auftakt für das deutsche Team: Henning Mühlleitner gewinnt Bronze - dabei ist er alles andere als stromlinienförmig.
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"Die Medaille ist das Sahnehäubchen", sagte ein sichtbar stolzer Henning Mühlleitner. Drei Minuten, 47 Sekunden und 18 Zehntelsekunden - so wenig Zeit benötigte Henning Mühlleitner, um nach 400 Meter Freistil im Tollcross International Swimming Centre in Glasgow anzuschlagen. Für den 21-jährigen Deutschen ist es sein bisher größte sportliche Erfolg. Mühlleitner war taktisch bestens eingestellt: "Ich bin auf den ersten 300 Metern mein eigenes Rennen geschwommen", erklärt er. "Ich habe mich erst auf den letzten 100 Metern auf die anderen konzentriert. Ich bin glücklich, dass das aufgegangen ist."
Glücklich aufgegangen ist offensichtlich auch seine Entscheidung, sich gegen einen Olympia-Stützpunkt zu entscheiden. Vorausgegangen war eine Leistungssportreform, die der Deutsche Olympische Sport Bund (DOSB) Ende 2016 beschlossen hatte. So sollen unter anderem die Schwimmer aus dem Olympiakader, dem auch Mühlleitner angehört, nur noch an vier Leistungszentren in Hamburg, Essen, Heidelberg oder Berlin trainiert werden. Schwimm-Bundestrainer Henning Lambertz hatte Mühlleitner deshalb aufgefordert, seinen Heimat-Verein Gmünd (SVG) zu verlassen.
Das tat Mühlleitner daraufhin auch. Jedoch nicht zu einem Olympia-Stützpunkt. "Ich will mir mein Umfeld nicht aufzwingen lassen", begründete er vor einem Jahr gegenüber dem SVG seinen Wechsel zur Sportunion Neckarsulm. Hinzu kam, dass sein Trainer Hannes Vitense aufgrund der aufoktroyierten Leistungssport-Reform bei seinem alten Verein keine Perspektive mehr sah und zur Sportunion Neckarsulm ging. "Ich stand also vor der Alternative, mich den Anforderungen des Bundestrainers zu unterwerfen oder zusammen mit Hannes Vitense etwas Neues zu wagen."
Befürchtungen, dass er deshalb nicht mehr für internationale Wettkämpfe nominiert werde, hatte er dabei nicht. "Beim Schwimmen zählt ja immer noch die Leistung - und die ist auf der Stoppuhr ablesbar", erklärte Mühlleitner während eines Gespräch mit seinem alten Verein vor einem Jahr. "Wer die Normen erfüllt, wird auch zu den Wettkämpfen gemeldet."
Poul Zellmann auf Platz sieben
Christiansen, Romantschuk und Mühlleitner (v.l.n.r.)Bild: Imago/Bildbyran
Seine Leistungen sprechen für Mühlleitner und seine mutige Entscheidung. Nach seinem dritten Platz im Vorlauf im Tollcross International Swimming Centre in Glasgow hatte Mühlleitner bereits mit Edelmetall geliebäugelt. "Es macht mich glücklich, dass ich es geschafft habe, mich auf mich zu fokussieren", sagte er. "Das ist ein wichtiger Schritt in meiner sportlichen Entwicklung."
Auf der Weltrekordstrecke von Paul Biedermann, der 2012 im ungarischen Debrecen mit Gold die zuvor letzte deutsche EM-Medaille über diese Distanz geholt hatte, waren nur der siegreiche Ukrainer Michailo Romantschuk in 3:45,18 Minuten und Henrik Christiansen aus Norwegen schneller (3:47,07) als Mühlleitner. Sein Landsmann Poul Zellmann, der in seiner persönlichen Bestzeit von 3:47,14 Minuten den Einzug ins Finale geschafft hatte, wurde Siebter.
sw (dpa, sid)
Das bringt das Sportjahr 2018
Im WM- und Olympiajahr 2018 werden nicht nur Fußballer und Wintersportler das Interesse des Publikums fesseln. Auch die Formel 1 und eine Reihe von Europameisterschaften versprechen viel. Der Ausblick auf das Sportjahr.
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Handball-EM in Kroatien
Ab dem 12. Januar geht es bei der Handball-Europameisterschaft auf dem Parkett zur Sache. Titelverteidiger Deutschland will - wie schon vor zwei Jahren in Polen - bis zum Ende mit dabei sein und seine Erfolgsgeschichte fortschreiben. Die "Bad Boys" treffen in der Vorrunde in Zagreb auf Mazedonien, Montenegro und Slowenien. Weitere Spielorte sind Split, Varazdin und Porec.
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Superbowl
Am 4. Februar steigt die größte Party der Welt - zumindest, wenn man es nach Maßstäben des US-Sports betrachtet. Beim 52. Superbowl, dem Finale der US-Profiliga im American Football, NFL, werden weltweit hunderte Millionen Zuschauer dabei sein und mitfiebern. Auch in Deutschland hat das Spiel immer mehr Fans. Austragungsort ist diesmal Minneapolis, in der Halbzeit tritt Justin Timberlake auf.
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Olympische Winterspiele in Pyeongchang
Vom 9. bis 25. Februar geht es in Pyeongchang im Norden Südkoreas um Olympisches Edelmetall. Insgesamt stehen 102 Entscheidungen in 15 Disziplinen an. Einer der Stars wird US-Skifahrerin Lindsey Vonn sein (Foto), die endlich das zweite Olympiagold ihrer Karriere gewinnen möchte. Schatten werfen die Drohpolitik von Nordkoreas Diktator Kim und die IOC-Entscheidung zu Russland auf die Spiele.
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Paralympics 2018
Zwei Wochen nach den Olympischen Spielen bekommen in Pyeongchang die Behindertensportler ihre große Bühne. In sechs Sportarten gibt es insgesamt 80 Entscheidungen. Ihren letzten großen Auftritt plant die deutsche Monoskibobfahrerin Anna Schaffelhuber (Foto). Die von Geburt an querschnittgelähmte Athletin will ihre Medaillensammlung - bislang fünfmal Paralympics-Gold und einmal Bronze - erweitern.
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Formel-1-Weltmeisterschaft
Ab März donnern in der Königsklasse des Motorsports wieder die Motoren. Vieles spricht dafür, dass es erneut zu einem Duell zwischen Titelverteidiger Lewis Hamilton im Mercedes (r.) und Herausforderer Sebastian Vettel im Ferrari (l.) kommt. Spannend wird allerdings sein, wer in die Phalanx einbricht: Valtteri Bottas im zweiten Mercedes und auch die beiden Red Bull haben Chancen.
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Fußball-WM in Russland
Diesen Moment wird Siegtorschütze Mario Götze wohl nie vergessen: In der 113. Minute des WM-Finales von Rio trifft er zum 1:0 und macht Deutschland zum Weltmeister. Ob er vier Jahre später in Russland wieder jubeln darf? Mit Mexiko, Schweden und Südkorea trifft die DFB-Elf in der Vorrunde noch nicht auf einen Hochkaräter. Die Titelverteidigung bei der WM (14. Juni bis 15. Juli) bleibt das Ziel.
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Tour de France
Zum 105. Mal gehen die Fahrer am 7. Juli auf die "Große Schleife". Vor der Triumphfahrt über die Champs Elyseés am 29. Juli, sind einige Schwierigkeiten zu meistern: Alpe d'Huez, der Tourmalet und der Aubisque sind die bekanntesten. Spannend werden auch die Kopfsteinpflaster-Passagen aus dem Frühjahrsklassiker Paris-Roubaix. Als großer Favorit geht Vorjahressieger Chris Froome ins Rennen.
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Leichtathletik-EM in Berlin
Um die Stimmung muss man sich nie Sorgen machen, wenn Berlin Gastgeberstadt eines Großereignisses in der Leichtathletik ist - schon 2009 bei der WM trug das Publikum die Sportler zu Höchstleistungen. Vom 7. bis 12. August messen sich rund 1600 Athleten aus 51 Ländern miteinander. Die EM der Leichtathleten ist ein Teil der Premiere der European Championships.
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European Championships in Glasgow
Zeitgleich mit der Leichtathletik-EM in Berlin finden vom 1. bis 12. August in Glasgow in sechs anderen Sportarten ebenfalls Europameisterschaften statt. Im Schwimmen, Turnen, Golf, Triathlon, Rudern und im Radsport geht es um EM-Medaillen. Das Event soll künftig alle vier Jahre die bereits bestehenden und größten kontinentalen Europameisterschaften zusammenbringen.
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Schach-Weltmeisterschaft in London
Gerät Weltmeister Magnus Carlsen im November erneut so ins Schwitzen wie bei der WM 2016 (Foto)? 2013 holte der Norweger den Titel. Er verteidigte ihn 2014 gegen den Inder Viswanathan Anand und 2016 gegen den Russen Sergej Karjakin erfolgreich. Sein Herausforderer für die dritte Titelverteidigung muss im Laufe des Jahres noch ermittelt werden.