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München hat ein neues Museum

25. Mai 2009
Bruce Nauman
Bild: Museum Brandhorst
Bild: AP

Bereits vor zehn Jahren hatte sich der Freistaat Bayern die Privatsammlung des Stifter-Ehepaares Udo und Anette Brandhorst mit ihren rund 700 Werken gesichert - unter der Auflage, ein eigenes Haus dafür zu errichten und zu betreiben. Neben der "Pinakothek der Moderne" im Münchner Kunstareal gelegen, öffnet das "Museum Brandhorst" ab dem 21. Mai 2009 seine Pforten für das Publikum.

Bild: picture-alliance/ dpa

Die offizielle Eröffnungsfeier fand allerdings schon am Montag vorher statt: Bei einem Staatsakt konnte die Gästeschaar aus Kultur, Politik und Presse Haus und Sammlung in Augenschein nehmen. Auf dem Bild freuen sich (von links nach rechts) der Direktor des Brandhorst-Museums Armin Zweite, der Generaldirektor der bayerischen Staatsgemäldesammlung, Klaus Schrenk, der Stifter und Namensgeber Udo Brandhorst, Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer, die stellvertretende Direktorin der bayerischen Staatsgemäldesammlung, Carla Schulz-Hoffmann und der bayerische Kunstminister Wolfgang Heubisch.

Bild: picture-alliance/ dpa

Bei der Frage, wie das neue Gebäude aussehen sollte, hatte es im Vorfeld eine Menge Aufregung gegeben: Der Erbauer der "Pinakothek der Moderne", Stephan Braunfels, wollte auf dem benachbarten Areal seine Konzeption fortführen. Die allerdings missfiel dem Stifter Udo Brandhorst und beim anschließenden Architekturwettbewerb setzte sich ein anderer Entwurf durch. Er stammt vom Berliner Architektenduo Matthias Sauerbruch und (auf dem Bild) Louisa Hutton.

Bild: Museum Brandhorst

Die Bauarbeiten hatten 2005 begonnen und kosteten den Freistaat Bayern insgesamt 48 Millionen Euro. An der Fassade fallen vor allem die 36.000 bunten Keramikstäbe auf, die in 23 verschiedenen Farben glasiert sind. Aber nicht nur die Optik und der künstlerische Gestaltungswille, sondern auch die Akustik und die Notwendigkeit der Lärmdämmung mussten bei der Fassadenkonstruktion berücksichtigt werden - das Museum grenzt nämlich direkt an zwei vielbefahrene Straßen.

Bild: picture-alliance/ dpa

Innen dominiert helles Holz. Der Dielenboden ist aus massiver dänischer Eiche, auch die Treppen sind mit Eichenholz verkleidet. Die Säle im Obergeschoss mit Hängehöhen bis zu neun Metern bieten Raum für großformatige Kunstwerke, insgesamt stehen 3200 Quadratmeter Ausstellungsfläche zur Verfügung. Geheizt und gekühlt wird im Museumsgebäude vor allem mit den Wänden und Decken. Ein ausgeklügeltes Lüftungssystem und der Einsatz von Wärmepumpen sorgen für einen möglichst geringeren Energieverbrauch.

Bild: Haydar Koyupinar

Udo Brandhorst und seine bereits 1999 verstorbene Frau Anette bauten die Sammlung seit den 1970er-Jahren kontinuierlich auf - der heutige Wert der Sammlung wird auf 100 Millionen Euro geschätzt. Einen besonderen Schwerpunkt bilden die 60 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen des amerikanischen Künstlers Cy Twombly. Für dessen 12-teiligen Zyklus "Lepanto" entwarfen die Architekten speziell diesen Panorama-Raum.

Bild: Museum Brandhorst

Der 1928 geborene Twombly bereiste 1951 mit seinem Künstlerkollegen Robert Rauschenberg Europa und Nordafrika. Seitdem beschäftigt er sich in seinen Werken immer wieder mit dem Mittelmeerraum. Er lebt und arbeitet heute in Rom. Im "Lepanto"-Zyklus (im Bild ein Detail) thematisiert er die Seeschlacht von 1571, in der die Flotte der christlichen Mittelmeermächte erstmals einen Sieg gegen das Osmanische Reich erzielen konnte.

Bild: Museum Brandhorst

Der 1941 geborene amerikanische Konzeptkünstler Bruce Naumann arbeitet mit verschiedensten Materialien und Techniken. Sein zentrales Thema ist das Aufeinandertreffen von menschlichen Körpern und Körperteilen, wie auch hier in der Neonröhren-Plastik "Mean Clown Welcome" ("Wüster Clownsgruß") von 1989.

Bild: AP

Kitsch oder Kunst - das ist bei Jeff Koons nicht nur eine Frage der Einschätzung durch den Betrachter. Der 1955 geborene US-Amerikaner spielt selbst ganz bewusst und offensiv mit Provokation und Ironie, setzt grelle Objekte der Konsumkultur auf den Sockel der Kunst. Wie in dieser Skulptur mit dem Titel "Amore".

Bild: Haydar Koyupinar, Bayerische Staatsgemäldesammlungen

Das Museum Brandhorst, hier noch einmal ein Saal mit Werken von Cy Twombly, verfügt aus den Mitteln der Stiftung über einen jährlichen Etat von zwei Millionen Euro für Publikationen, Sonderausstellungen, vor allem aber auch für Ankäufe. Zum Vergleich: Die benachbarten Pinakotheken müssen mit 40.000 Euro auskommen. Der Etat war wohl einer der Gründe für den neuen Museumsdirektor Armin Zweite, der Stadt Düsseldorf und der "Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen" Lebewohl zu sagen.

Bild: Haydar Koyupinar

Bei der Strategie des Hauses will sich Direktor Armin Zweite mit dem Stifter Udo Brandhorst abstimmen, wenn es um Neuerwerbungen geht. Aber auch mit den benachbarten Pinakotheken soll es eine rege Zusammenarbeit geben - zumal manche Künstler mit ihren Werken auch in den Sammlungen der Nachbarhäuser vertreten sind, wie etwa Georg Baselitz oder Andy Warhol.

Bild: AP

Müll gibt es in diesem Raum zu sehen - und zwar in zwei Vitrinen: Ein Werk des britischen "Enfant Terrible" Damien Hirst aus dem Jahr 1994. Hirst ist auf dem Kunstmarkt extrem erfolgreich, er gilt als reichster lebender Künstler überhaupt. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich oft mit dem Thema Tod und Vergänglichkeit, etwa bei seinen in Formaldehyd eingelegten Tierkadavern. In den "Waste"-Vitrinen aus Glas, Stahl und Holz befindet sich medizinischer Abfall.

Bild: AP

Arbeiten von Andy Warhol (1928-1987) - hier die Werke "Crosses" und "The last supper" - bilden einen zweiten Schwerpunkt im Museum Brandhorst. Die Ikone der "Pop Art" ist mit weit über hundert Einzelexponaten in der Sammlung vertreten - von Zeichnungen über Gemälde bis hin zu den charakteristischen Siebdrucken mit Starporträts.

Bild: picture-alliance/ dpa

Die Sammlung Brandhorst kann mit vielen weiteren illustren Namen prunken: Gerhard Richter, Sigmar Polke, Alex Katz. Das siebenteilige Ensemble in diesem Raum hat der österreichische Künstler Franz West für die Biennale in Venedig 2007 geschaffen. Es trägt den Namen "Das Fragile an seiner Kloake".

Realisation: Michael Gessat

Redaktion: Kay-Alexander Scholz

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