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Münchner "Abendzeitung" ist insolvent

5. März 2014

Seit 1948 versorgte die "Abendzeitung" die Münchner mit Klatsch und Tratsch aus ihrer Stadt. Doch seit Jahren schreibt der Verlag rote Zahlen. Jetzt droht dem Traditionsblatt das Aus.

Eine Frau kauft eine Münchner Abendzeitung (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Das Zeitungssterben in Deutschland geht weiter: Jetzt hat die traditionsreiche Münchner "Abendzeitung" (AZ) einen Insolvenzantrag gestellt. Die Familie Friedmann als Eigentümerin sehe sich nicht mehr in der Lage, weitere Mittel zur Verfügung zu stellen, teilte der Verlag am Mittwoch in München mit. Die Gesellschafter und die 110 Mitarbeiter hoffen nun auf einen neuen Investor.

Der Verlag habe den Insolvenzantrag rechtzeitig gestellt und damit gute Voraussetzungen für eine Fortführung geschaffen, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter, Axel Bierbach. Die "Abendzeitung" sei eine starke Marke und eine feste Größe im deutschen Boulevardjournalismus. "Wichtig ist nun, dass Leser und Anzeigenkunden ihrem Blatt in dieser Phase die Treue halten", so Bierbach.

Für die Monate März, April und Mai bekommen die Mitarbeiter Insolvenzgeld, die Zeitung wird zunächst weiter erscheinen. Die "Abendzeitung" hat eine Auflage von rund 100.000 Exemplaren.

Hoher Konkurrenzdruck

Die Zeitung war vom Verleger Werner Friedmann nach dem Zweiten Weltkrieg als Boulevard-Ergänzung zu seiner "Süddeutschen Zeitung" gegründet worden. Das Blatt ist trotz schwindender Auflage in München beliebt. In den 80er Jahren stand sie Pate für die TV-Serie "Kir Royal - Aus dem Leben eines Klatschreporters". Für ihre Berichterstattung über die Münchener Schickeria war die Abendzeitung auch überregional bekannt.

In München buhlen allerdings gleich drei Boulevard-Blätter um die Gust des Lesers - dem Druck konnte die AZ nun nicht mehr standhalten. Die finanziellen Schwierigkeiten der Zeitung waren seit längerem bekannt: Nach Angaben der Geschäftsführung summierten sich die Verluste seit 2001 auf rund 70 Millionen Euro. Das Jahr 2013 endete mit einem Minus von etwa zehn Millionen Euro. Nach zwei weiteren rückläufigen Monaten 2014 sei keine Besserung in Sicht, hieß es.

Die Zahlungsunfähigkeit der AZ reiht sich in eine Serie deutscher Medienpleiten in letzter Zeit ein. So gerieten die "Financial Times Deutschland", die "Frankfurter Rundschau" und die Nachrichtenagentur dapd unter die Räder. Viele Zeitungen leiden unter der Konkurrenz aus dem Internet und der Abwanderung von Werbekunden.

hmf/kle (afp, dpa)

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