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Politik

Maas übergibt deutsche Hilfsgelder im Libanon

12. August 2020

Nach der verheerenden Exlosion in Beirut hat sich die Lage im Libanon nochmals dramatisch verschärft. Deutschland will helfen - aber nur unter bestimmten Voraussetzungen.

Libanon Heiko Maas in Beirut
Außenminister Maas überreicht Helfern des libanesischen Roten Kreuzes symbolisch einen Scheck von einer Million EuroBild: Reuters/A. Rinke

Deutschland will die Libanesen nicht alleine lassen: Mit dieser Botschaft flog Bundesaußenminister Heiko Maas nach Beirut, um sich vor Ort über die Folgen der Explosionskatastrophe vom Dienstag vergangener Woche zu informieren. Unmittbar nach seiner Ankunft in der libanesischen Hauptstadt überreichte er den ersten Teil der deutschen Soforthilfe in Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro. Rot-Kreuz-Mitarbeiter bekamen eine Million Euro, um von der Detonation besonders betroffene Familien unterstützen zu können. An Bord der Maschine, mit der Maas nach Beirut flog, wurden auch Hygieneartikel transportiert.

Der SPD-Minister macht weitreichende, schnelle Veränderungen im Libanon zur Bedingung für langfristige Hilfe. Deutschland und die EU seien bereit, weiterhin zu helfen. Es werde jedoch erwartet, dass etwa bei wirtschaftlichen Reformen und der Korruptionsbekämpfung "Worten jetzt auch Taten folgen", sagte Maas bei der Besichtigung der Unglücksstelle im Hafen von Beirut. Die politische Führung müsse den berechtigten Forderungen der Demonstranten Gehör schenken, hatte er vor seinem Abflug nochmals deutlich gemacht. Auch in seinen Gesprächen mit Präsident Michel Aoun und anderen Politikern will Maas nachdrücklich für Reformen werben. 

Auch am Dienstag gingen wieder tausende Libanesen in Beirut auf die Straße Bild: Reuters/A. Konstantinidis

Geplant sind neben einem Austausch mit den Mitarbeitenden der Deutschen Botschaft in Beirut auch Treffen mit Vertretern des libanesischen Zivil- und Katastrophenschutzes.

Die Zahl der Toten nach der Explosion stieg inzwischen auf 171, wie das libanesische Gesundheitsministerium mitteilte. Mehr als 6000 Menschen wurden bei der gewaltigen Detonation auf dem Beiruter Hafengelände verletzt. Die zerstörerische Druckwelle fegte durch die gesamte Stadt. Nach offiziellen Angaben waren 2750 Tonnen Ammoniumnitrat explodiert, die seit sechs Jahren ungesichert in einer Halle lagerten.

Im Hafengebiet von Beirut versammelten sich am Dienstag Trauernde zu einer Mahnwache Bild: Reuters/A. Konstantinidis

Als Reaktion auf die Katastrophe und gewaltsame Anti-Regierungsproteste trat das Kabinett am Montag zurück, bleibt aber bis zur Bildung einer neuen Regierung geschäftsführend im Amt.

Jede zweite Klinik nicht funktionsfähig

Derweil wird deutlich, dass die Explosionskatastrophe in Beirut und die Corona-Pandemie das Gesundheitssystem des Landes in eine tiefe Krise gestürzt haben. Mehr als die Hälfte der medizinischen Einrichtungen in der Hauptstadt seien nach der Detonation im Hafen nicht mehr funktionsfähig, teilte die Weltgesundheitsorganisation WHO mit. Drei große Krankenhäuser in Beirut seien bei der Explosion vergangene Woche so stark zerstört worden, dass in ihnen nicht mehr gearbeitet werden könne, sagte die WHO-Vertreterin im Libanon, Iman Shankiti. Zwei weitere Kliniken seien teilweise beschädigt worden. Es fehlten 500 bis 600 Betten. Viele Einrichtungen seien von der Zahl der Patienten überfordert, erklärte die WHO.

Zugleich kletterte die Zahl der täglich neu registrierten Corona-Fälle im Libanon in dieser Woche auf ein Rekordhoch. Das Gesundheitsministerium hatte am Vortag 309 neue Corona-Fälle gemeldet, die bisher höchste Zahl täglicher Neuinfizierungen. Damit verzeichnete das Land offiziell bisher mehr als 7100 Corona-Infektionen. Die Zahl der Toten in Verbindung mit dem Virus stieg demnach um sieben auf 87.

se/AR/kle (dpa, afp, kna, epd)

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