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Politik

Maas: Lage am Flughafen weiter chaotisch

18. August 2021

Deutschland fliegt dennoch weiter Staatsbürger und gefährdete Ortskräfte aus. 670 Menschen sind laut Auswärtigem Amt bereits aus Afghanistans Hauptstadt herausgebracht worden.

Afghanistan I Bundeswehr I Evakuierung aus Kabul
Gerettete Menschen in einem Bundeswehr-Flugzeug auf dem Flughafen KabulBild: Marc Tessensohn/AP/picture alliance

Bei den bislang fünf Evakuierungsflügen von Kabul nach Usbekistan sind nach Angaben des Auswärtigen Amts von deutscher Seite inzwischen 670 Menschen aus Afghanistan herausgebracht worden. Davon seien 189 deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger, 202 Afghaninnen und Afghanen sowie 59 Menschen aus anderen EU-Staaten und 51 Menschen aus weiteren Staaten, sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Flug fast nur mit Afghanen

Am Abend traf eine weitere Maschine der Bundeswehr mit 220 Menschen an Bord auf dem Flughafen der usbekischen Hauptstadt Taschkent ein. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes waren fast alle Passagiere afghanische Staatsbürger, unter ihnen mehr als 80 Frauen.

Bundesaußenminister Heiko Maas: "Hunderte scharen sich vor den Toren, teilweise werden das auch Tausende" Bild: Jens Krick/Flashpic/picture alliance

Die Lage am Flughafen der afghanischen Hauptstadt ist nach Angaben von Minister Heiko Maas weiterhin zum Teil "außerordentlich chaotisch". "Die Anzahl der Zugangspunkte ist beschränkt. Und nach unseren Informationen scharen sich Hunderte von Menschen vor diesen Toren, teilweise werden das auch Tausende, und dabei ist es immer wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen", sagte der SPD-Politiker am Abend nach der Sitzung  des Krisenstabs der Bundesregierung in Berlin.

Am Dienstag hatte die Bundeswehr die Luftbrücke begonnen und erste Flüge in die usbekische Hauptstadt durchgeführt. Von Taschkent aus geht es mit Lufthansa-Maschinen weiter nach Frankfurt am Main.

Die erste Lufthansa-Maschine landete in der Nacht in FrankfurtBild: Thilo Schmuelgen/REUTERS

Die Lufthansa wird in Absprache mit der Bundesregierung auch Evakuierungsflüge aus Doha in Katar und möglicherweise auch aus anderen Anrainerstaaten Afghanistans anbieten, wie ein Sprecher des Unternehmens mitteilte. Für die nächsten Tage sei eine noch unbekannte Zahl von Flügen geplant.

Schon 4500 US-Soldaten am Airport

Der Flughafen in der afghanischen Hauptstadt Kabul steht inzwischen unter der Kontrolle des US-Militärs. Die Soldaten sollen die Sicherheit des Flughafens gewährleisten und die Evakuierung von Amerikanern und früheren afghanischen Mitarbeitern der US-Streitkräfte organisieren. Nach Auskunft des Sprechers des Pentagons sind inzwischen rund 4500 US-Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, in einigen Tagen sollen es dann bis zu 6000 Soldaten werden.

Bei einer Massenpanik an einem Tor zum Airport wurden nach Angaben eines NATO-Vertreters 17 Menschen verletzt. Afghanische Zivilsten seien aufgefordert worden, nicht zum Flughafen zu kommen, es sei denn, sie hätten einen Reisepass und ein Visum. Der NATO-Vertreter teilte zudem mit, er habe keine Hinweise auf Übergriffe von Taliban-Kämpfern außerhalb des Flughafens.

Außerhalb des Flughafengeländes in Kabul warten noch Hunderte auf einen Flug aus Afghanistan herausBild: AP Photo/picture alliance

Viele Länder versuchen so schnell wie möglich eigene Landsleute und Afghanen auszufliegen, die etwa für die Streitkräfte anderer Staaten oder internationale Organisationen tätig waren und nun Racheaktionen der Taliban befürchten. Inzwischen haben auch Frankreich und Italien Luftbrücken eingerichtet. Die Niederlande, Polen und Tschechien starteten ebenfalls erste Flüge.

Bis zu 600 deutsche Soldaten möglich

Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sagte, sollte eine dauerhafte Luftbrücke, in Abstimmung etwa mit der US-Regierung, zustande kommen, könnten auch mehr Transportkapazitäten bereitgestellt werden. Auf Twitter teilte das deutsche Verteidigungsministerium mit: "Wir evakuieren, solange es geht, weiter."

Das Bundeskabinett beschloss am Morgen den Evakuierungseinsatz nachträglich. Demnach können bis zum 30. September höchstens 600 Soldatinnen und Soldaten an der Mission teilnehmen. Die Kosten werden mit voraussichtlich 40 Millionen Euro angegeben.

Die normalerweise im Vorfeld erforderliche Zustimmung des Bundestages soll ebenfalls nachträglich erfolgen. Begründet wird dies mit "Gefahr in Verzug" angesichts der schwierigen Sicherheitslage in Afghanistan nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban.

sti/gri/nob (dpa, rtr, epd)

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