Deutschland setzt sich für eine UN-Resolution ein, die den Druck auf Sexualstraftäter in Kriegsgebieten erhöht. Der Bundesaußenminister appelliert zusammen mit der Schauspielerin Angelina Jolie an die Öffentlichkeit.
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Bundesaußenminister Heiko Maas setzt sich zusammen mit der US-Schauspielerin Angelina Jolie (Archivbild) für den Kampf gegen sexuellen Missbrauch in Kriegsgebieten ein. In einem Gastbeitrag für die "Washington Post" schildern beide erschreckende Beispiele für Schicksale von Frauen in Krisenländern. So habe der kongolesische Arzt und Friedensnobelpreisträger Denis Mukwege in seiner Klinik im Kongo drei Generationen vergewaltigter Frauen behandelt: Mütter, Töchter und Enkelinnen im Kleinkindalter.
Jolie und Maas wollen die Ermittlungsmöglichkeiten nach solchen Straftaten verbessern und die Einhaltung internationaler Normen, etwa von UN-Resolutionen, stärken. Außerdem müssten Opfer besser unterstützt werden.
"Als Kriegs- und Terrortaktik weltweit eingesetzt"
Deutschland will seinen gegenwärtigen Vorsitz im UN-Sicherheitsrat nutzen, um eine Resolution zu verabschieden. Darin sollen auch Konsequenzen für diejenigen enthalten sein, die sexuelle Gewalt gegen Frauen gutheißen oder fördern.
"Vergewaltigung und andere Formen sexueller Gewalt werden als Kriegs- und Terrortaktik weltweit eingesetzt", heißt es in dem Beitrag. Viel zu oft kämen Täter ungestraft davon. "Diese Straffreiheit hat verheerende Konsequenzen", schreiben Jolie und Maas. "Wir beide haben Überlebende in Ländern wie Irak, Bosnien und Sierra Leone getroffen, die uns eindringlich gebeten haben, den Mangel an strafrechtlicher Verfolgung zu beseitigen, der dazu führt, dass sexuelle Gewalt weiter bestehen kann."
Maas leitet Debatte in New York
Angelina Jolie (43) kämpft seit Jahren gegen sexuelle Gewalt in Krisengebieten und arbeitete dazu auch mit dem früheren britischen Außenminister William Hague zusammen. Für die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR ist sie seit vielen Jahren tätig und wurde 2012 zur Sonderbotschafterin ernannt.
An diesem Dienstag will der UN-Sicherheitsrat in New York unter Vorsitz von Maas über das Thema "Sexuelle Gewalt in Konflikten" debattieren. Der Bundesaußenminister leitet die Debatte, weil Deutschland in diesem Monat den Vorsitz im mächtigsten UN-Gremium innehat.
jj/stu (dpa)
Politisch und sozial aktiv - Wie sich Schauspieler engagieren
Heiko Maas kämpft mit Angelina Jolie gegen sexuelle Gewalt in Konfliktregionen. Aber auch andere Schauspieler zeigen soziales und politisches Engagement - als UN-Botschafter oder aus ganz persönlichem Interesse.
Bild: imago images/ Photothek/T. Imo
Gegen sexuelle Gewalt: Heiko Maas und Angelina Jolie
Am 1. April hat Deutschland erstmals für einen Monat den Vorsitz im UN-Sicherheitsrat übernommen. Bundesaußenminister Heiko Maas will diese Zeit nutzen, um gegen sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten anzugehen. Gemeinsam mit Hollywoodstar Angelina Jolie fordert Maas in einer UN-Resolution, die Täter stärker zur Rechenschaft zu ziehen, und hat einen entsprechenden Maßnahmenkatalog aufgestellt.
Bild: imago images/ Photothek/T. Imo
UN-Botschafterin für Flüchtlinge
In der "Washington Post" schildern Maas und Jolie Schicksale betroffener Frauen. Vergewaltigungen würden weltweit als Kriegs- und Terrortaktik genutzt. Mit der Thematik hatte sich Angelina Jolie bereits 2012 in ihrem Regie-Filmdebüt "In the Land of Blood and Honey" auseinandergesetzt. Jolie ist außerdem als UN-Botschafterin für Flüchtlinge aktiv, hier mit Rohingya-Flüchtlingen in Bangladesh.
Auch der Schauspieler Ben Stiller unterstützt seit 2016 das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Anfang März reiste er zu einer Solidaritätsaktion nach Guatemala, weil er empört war über die US-Politik, Flüchtlingskinder von ihren Eltern zu trennen. Er wünscht sich mehr Aufgeschlossenheit gegenüber Flüchtlingen. Für sein Engagement wurde er im März von der "UN Women for Peace Association" geehrt.
Wenn es im UN-Sicherheitsrat um die Debatte zu Maßnahmen bei sexueller Gewalt in Krisengebieten geht, steht auch die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney auf der Rednerliste. Mit ihr ist der politisch aktive Schauspieler George Clooney verheiratet. Zuletzt hatte er zu einem Boykott von Hotels des Sultans von Brunei aufgerufen. Das Sultanat hatte eine Todesstrafe gegen Homosexuelle erlassen.
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Für Gleichberechtigung von Frauen - Emma Watson
Für Frauenrechte kämpft die sozial und politisch engagierte Schauspielerin Emma Watson - hier in Paris mit Mitgliedern des Beirats für die Gleichberechtigung von Männern und Frauen. Schon als schlaue Hermine in den Harry Potter-Filmen sah sich Watson als eine "Art Feministin". Jetzt setzt sich die Schauspielerin als Sonderbotschafterin der Organisation "UN Women" für Mädchenbildung ein.
Für Aufsehen hat seit Oktober 2017 die sogenannte #MeToo-Bewegung gegen sexuelle Belästigungen und sexuelle Übergriffe gesorgt, besonders in der Filmbranche. Erst im Februar hat Schauspielern Emma Thompson ihre Sprechrolle im Animationsfilm "Luck" abgesagt, weil auch Regisseur und Produzent John Lasseter unter dem Verdacht steht, Frauen "unangemessen zu berühren".
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Gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus - Iris Berben
Iris Berben ist eine der bekanntesten Schauspielerinnen in Deutschland und seit 2010 Präsidentin der Deutschen Filmakademie. Für ihre Verdienste um den deutschen Filmnachwuchs erhielt sie gerade den Ehrenpreis beim Max Ophüls Filmfestival. Politisch wirbt sie für Tolerenz und Vielfalt. Sie ist Schirmherrin der Initiative "Gesicht Zeigen!", die sich gegen Rechtsextremismus einsetzt.
Bild: picture-alliance/dpa/O. Dietze
Unermüdlicher Kampf gegen AIDS - Elizabeth Taylor
Elizabeth Taylor war eine der ersten, die sich politisch im Kampf gegen AIDS engagierte, zu einer Zeit, als die US-Regierung HIV am liebsten totgeschwiegen hätte. Taylors Filmpartner Rock Hudson aus "Giganten" (1965) war an AIDS erkrankt und starb 1985. 1991 gründete Taylor eine eigene AIDS-Stiftung, um auf die Krankheit aufmerksam zu machen und AIDS-Organisationen finanziell zu unterstützen.
Bild: picture-alliance/AP/P. Djong
Gegen den Klimawandel - Aktivist Hannes Jaenicke
"Schluss mit unnötigen Einwegverpackungen" steht auf dem Schild, das der deutsch-amerikanische Schauspieler Hannes Jaenicke Bundeskanzlerin Angela Merkel entgegenhält. Immer wieder kämpft Jaenicke öffentlich gegen den Klimawandel und die Wegwerfgesellschaft. Seine eigene Ökobilanz sieht allerdings nicht immer rosig aus, da der Schauspieler per Flugzeug zwischen München und Kalifornien pendelt.
Bild: picture-alliance/dpa/B. von Jutrczenka
Für eine bessere Welt - Leonardo DiCaprio
Viele Stars rühmen sich mit ihrem sozialen und politischen Engagement, allerdings nicht immer glaubwürdig. Als UN-Friedensbotschafter rief Leonardo DiCaprio zum Schutz des Klimas auf und war Co-Produzent eines Dokumentarfilms über den Klimawandel. Um an zwei Veranstaltungen gleichzeitig teilnehmen zu können, stieg er allerdings kurzerhand in den Privatjet und legte 12.000 Flugmeilen zurück.