Am 8. April vor 50 Jahren ist Pablo Picasso gestorben. Weltweit erinnern Museen 2023 an einen der meist erforschten Künstler, über den es immer noch Neues zu sagen gibt.
Anzeige
Pablo Picasso gilt als einer der produktivsten und wandlungsfähigsten Künstler, die es je gab. In sieben Jahrzehnten schafft er Tausende von Gemälden und Skulpturen in den unterschiedlichsten Stilrichtungen.
Nach wie vor erzielen die Werke des in Spanien geborenen Künstler mit die höchsten Umsätze bei Auktionen weltweit. Gemälde wie "Sitzende Frau am Fenster" wurde im Mai 2021 bei Christie's in New York für 103 Millionen Dollar (98 Millionen Euro) verkauft, 2015 wurde das Ölgemälde "Die Frauen von Algier" für die damalige Rekordsumme von 179 Millionen Dollar versteigert.
Die teuersten Kunstwerke der Welt
Für die Werke berühmter Künstler geben reiche Kunstsammler Millionensummen aus. Da Vincis "Salvator Mundi" ist mit 450 Millionen Dollar der neue Rekordhalter. Wir zeigen weitere wertvolle Meisterwerke.
Bild: picture alliance/ZUMAPRESS/R.Tang
Salvator Mundi: 450 Millionen US-Dollar
Diese Summe zahlte ein unbekannter Bieter im November 2017 beim New Yorker Auktionshaus Christie's für das vielleicht einzige Werk da Vincis in Privatbesitz. Um 1500 entstanden, zählt es heute zu den weniger als 20 erhaltenen Gemälden des Meisters. 1958 hatte das Werk für 60 Dollar den Besitzer gewechselt - im Glauben, es sei kein Original. Die Echtheit ist heute noch umstritten.
Bild: picture alliance/ZUMAPRESS/R.Tang
40,8 Millionen Euro für die "Hölle der Vögel"
Das Gemälde "Hölle der Vögel" des deutschen Künstlers Max Beckmann hat im Juni bei Christies in London einen Rekordpreis von 36 Millionen Pfund erzielt. Das sind umgerechnet 40,8 Millionen Euro. Es ist der höchste Preis für ein Werk des Deutschen Expressionismus. An die zehn teuersten Kunstwerke, die bei Auktionen versteigert wurden, reicht die Verkaufssumme allerdings noch lange nicht heran.
Bild: Imago/Bettina Strenske
Die Frauen von Algier (179,4 Millionen US-Dollar)
Das Werk von Pablo Picasso war bislang das teuerste Gemälde, das jemals unter den Hammer kam. 1955 malte der spanische Künstler das von Eugène Delacroix inspirierte Gemälde. 2015 wurde es bei Christie's in New York für 179,4 Millionen US-Dollar versteigert. Seit dem befindet es sich in Privatbesitz.
Bild: Reuters
Nu couché (170,4 Millionen US-Dollar)
Der italienische Maler Amedeo Modigliani malte dieses Bild 1917, drei Jahre vor seinem Tod. Im November 2015 wurde es bei Christie's in New York versteigert - und erzielte nicht nur einen stolzen Preis, sondern auch den damals zweiten Platz in der Rangliste der teuersten Kunstwerke der Welt. Der neue Besitzer ist Liu Yiqian, Geschäftsmann und Milliardär aus Shanghai.
Bild: picture-alliance/AP Photo
Three Studies of Lucian Freud (142,4 Millionen US-Dollar)
Francis Bacon war ein irischer Maler und schuf dieses Triptychon, ein dreiteiliges Gemälde, 1969. In seinen Werken setzte er sich mit der Darstellung des menschlichen Körpers auseinander - hier mit dem britischen Maler Lucian Freud. 2013 wurde es bei Christie's für 142,4 Millionen US-Dollar verkauft. Jetzt ist es im Besitz der US-amerikanischen Kunstsammlerin Elaine Wynn.
Bild: picture-alliance/dpa
Zeigender Mann (141,3 Millionen US-Dollar)
Es müssen nicht immer Gemälde sein. Diese Bronzefigur von Alberto Giacometti, einem Schweizer Künstler, kam im Mai 2015 unter den Hammer. Der Käufer, ein schwerreicher Hegdefonds-Manager namens Steven Cohen, ersteigerte die lebensgroße Skulptur für 141,3 Millionen US-Dollar bei Christie's in New York. Das macht den "Zeigenden Mann" zur teuersten Skulptur der Welt.
Bild: picture-alliance/dpa/V. Hatfield/Christies
Goldene Adele (135 Millionen US-Dollar)
Das "Bildnis Adele Bloch-Bauer I" ist besser bekannt als "Goldene Adele" und wurde 1907 vom Österreicher Gustav Klimt gemalt. Der US-amerikanische Unternehmer Ronald Lauder erwarb es 2006 für die Neue Galerie in Manhattan, New York. Seither wird es dort ausgestellt. Zwar handelte es sich um einen Privatverkauf, dieser wurde aber von Christie's in die Wege geleitet.
"Der Schrei" des norwegischen Malers Edvard Munch ist ein bekanntes Motiv, doch weniger bekannt ist, dass es vier verschiedene Versionen gibt. Das Bild gilt neben der "Mona Lisa" von Da Vinci und Van Goghs "Sonnenblumen" als eines der bekanntesten Gemälde der Welt. 2012 wurde die Pastellversion von 1895 bei Sotheby's in New York versteigert. Käufer war der amerikanische Unternehmer Leon Black.
Bild: picture-alliance/dpa
Akt mit grünen Blättern und Büste (106,5 Millionen US-Dollar)
Pablo Picasso malte dieses Ölgemälde an einem einzigen Tag - am 8. März 1932. Es gilt als fast unbekannt, doch einem anonymen Käufer war dieses Kunstwerk am 4. Mai 2010 106,5 Millionen US-Dollar wert. Seit der Auktion in New York befindet es sich in Privatbesitz, doch wurde es 2011 an die Londoner Galerie Tate Modern ausgeliehen.
Bild: picture-alliance/dpa
Silver Car Crash (105,4 Millionen US-Dollar)
1963 produzierte der US-amerikanische Künstler Andy Warhol diesen Siebdruck, das in Einzelbildern einen Autounfall zeigt. Das Meisterwerk befand sich 20 Jahre lang in privatem Besitz, wurde dann aber im November 2013 bei Sotheby's versteigert. Der Name des Käufers wurde nie bekannt gegeben. Es ist das teuerste Werk des Pop Art-Künstlers, das je versteigert wurde.
Bild: AUSSCHNITT: picture-alliance/dpa/Sotheby's
Junge mit Pfeife (104,2 Millionen US-Dollar)
Dieses Ölgemälde ist ebenfalls von Pablo Picasso, gemalt 1905. Es markiert den Übergang von der Blauen in seine Rosa Periode. Picasso begann rosafarbene Töne zu den blauen hinzuzufügen. 2004 wurde es bei Sotheby's in New York versteigert, ein Käufer wurde nie offiziell bekannt gegeben. Jedoch gibt es Vermutungen, dass es sich um den italienischen Pastagiganten Guido Maria Barilla handeln könnte.
Bild: picture-alliance/dpa
Schreitender Mann (103,7 Millionen US-Dollar)
Eine weitere Bronzefigur von Alberto Giacometti erzielte bei einer Auktion bei Sotheby's in London über 100 Millionen US-Dollar. Die Plastik befindet sich heute im Besitz der Brasilianerin Lily Safra. Die Skulptur entstand 1960 und zählt zu den bedeutendsten Arbeiten der Schweizer Kunst des 20. Jahrhunderts. Noch heute ist sie auf der 100-Franken-Note der Schweiz zu sehen.
Bild: picture-alliance/dpa
12 Bilder1 | 12
Zum 50. Todestag am 8. April 2023 startet ein länderübergreifendes internationales Kulturprogramm. Unter dem Motto "Picasso Celebration 1973-2023" sind Sonderausstellungen nicht nur in seinem Geburtsland Spanien, sondern auch in seiner zweiten Heimat Frankreich, Deutschland und den USA geplant.
Während sein künstlerisches Genie unbestritten ist, wird heute im Zuge der #MeToo-Bewegung zunehmend sein Umgang mit Frauen thematisiert.
Wunderkind der Malerei
Picasso wird am 25. Oktober 1881 in Málaga in Andalusien geboren. Sein Vater, Don Jose Ruiz y Blasco, ist Künstler und verdient seinen Lebensunterhalt mit dem Malen von Tieren, vorwiegend Tauben, sowie als Kunstlehrer. Bei ihm lernt sein Sohn im Alter von nur sieben Jahren das Zeichnen.
Pablo Picasso - das Kunstgenie
Pablo Picasso gehört zu den größten Künstlern des 20. Jahrhunderts. 2023 wird sein 50. Todestag weltweit begangen. Wir zeigen Bilder aus seinen verschiedenen Schaffensperioden.
Bild: Lev Radin/Pacific Press/picture alliance
"Der alte Gitarrenspieler"
Dieses Bild eines alten Gitarristen in den Straßen Barcelonas malte Pablo Picasso 1903-1904. Es ist eins der wichtigsten Werke aus seiner Blauen Periode, in der er überwiegend in Blautönen malte, um seine düstere Stimmung widerzuspiegeln. Jüngste Röntgen- und Infrarotuntersuchungen ergaben, dass sich hinter dem Gemälde noch weitere Figuren verbergen.
Bild: Peter Barritt/Avalon/picture alliance
"Bildnis Gertrude Stein"
Auf die Blaue Periode folgte die Rosa Periode. Aus ihr stammt das Porträt der amerikanischen Schriftstellerin und Kunstsammlerin Gertrude Stein, gemalt 1905-1906. Stein, die in Paris lebte, war Förderin der europäischen Avantgarde-Kunst und trug entscheidend dazu bei, Pablo Picasso berühmt zu machen.
Bild: Peter Barritt/Avalon/picture alliance
"Les Démoiselles d'Avignon"
Picassos "Les Démoiselles d'Avignon" (Die jungen Damen von Avignon) gilt als bahnbrechendes Beispiel für den Kubismus. Es wurde 1907 fertiggestellt und sorgte wegen der außergewöhnlichen Darstellung der Frauenkörper und der verzerrten Perspektiven für Kontroversen. Wer sich selbst ein Bild machen will, kann das Gemälde im Museum of Modern Art in New York begutachten.
Bild: Peter Foley/dpa/picture-alliance
"Guernica"
Mit "Guernica", das Picasso 1937 für eine Ausstellung in Paris malte, reagierte der spanische Maler auf die Bombardierung der baskischen Stadt Guernica durch die Nazis im selben Jahr. Dargestellt ist die Brutalität des Krieges mittels verschiedener metaphorischer Figuren wie einem Stier, einem gequälten Pferd oder einer weinenden Frau, die ihr totes Kind hält.
Bild: Burak Akbulut/AA/picture alliance
"Dora Maar mit Katze"
Picasso schuf dieses Gemälde seiner Geliebten Dora Maar im Jahr 1941. Sie war seine Muse und Gefährtin - acht Jahre lang. Dann trennte er sich für die weitaus jüngere Françoise Gilot. Mit Frauen ist Picasso nicht besonders gut umgegangen, das beschreiben sowohl Gilot als auch seine Enkelin Marina Picasso in ihren Memoiren. Heute würde man Picasso als Macho und Sexist bezeichnen.
Bild: epa Geoff Caddick/dpa/picture-alliance
"Die Taube"
Picasso schuf diese Lithografie 1949 für ein Plakat für den Pariser Weltfriedenskongress 1949. Ein Jahr später entwarf Picasso die Lithografie "Fliegende Taube" für den Weltfriedenskongress in Sheffield, die als Friedenstaube zum Symbol des Friedens schlechthin wurde und das wahrscheinlich berühmteste Bild Picassos ist.
Bild: picture alliance/dpa
"Massaker in Korea"
1951 fertiggestellt, stellt dieses Gemälde die Ermordung unschuldiger Zivilisten durch US-Soldaten während des Koreakrieges dar. Experten glauben, dass Picasso von Werken wie Goyas "Der dritte Mai 1808" (1814) und Edouard Manets "Die Erschießung Kaiser Maximilians" (1868) inspiriert wurde. Kürzlich klebten Klimaaktivisten in Australien aus Protest ihre Hände an Picassos Antikriegswerk.
Bild: Matt Hrkac/Extinction Rebellion/AFP
7 Bilder1 | 7
Mit 13 Jahren beginnt Picasso sein Studium an der Escola de la Llotja, der Kunstschule von Barcelona, an der auch sein Vater unterrichtet. Nur zwei Jahre später malt er sein erstes großformatiges Ölgemälde für eine Ausstellung in der Stadt, "Die Erstkommunion". Das Werk gilt bereits als ein erstes Meisterwerk.
1897 wechselte Picasso an die Real Academia de Bellas Artes de San Fernando in Madrid. In dieser Zeit setzt er sich auch intensiv im Prado-Museum mit den Gemälden von Diego Velázquez, Rembrandt, Jan Vermeer und Francisco de Goya auseinander. Anfang der 1900er-Jahre dann zieht es den jungen Künstler nach Paris, die Hauptstadt der Avantgarde.
Picasso arbeitete in Schaffensperioden
Picassos künstlerisches Werk lässt sich in unterschiedliche Phasen unterteilen.
Die erste Phase, die sogenannte Blaue Periode, dauerte von 1901 bis 1904 und wurde nach allgemeiner Auffassung durch den Selbstmord von Picassos engem Freund, dem spanischen Künstler Carlos Casagemas, ausgelöst. Das erste Gemälde dieser Periode, "Der Tod von Casagemas" (1901), ist Sinnbild für die düstere Stimmung und die Blautöne, die diese Periode charakterisieren.
Es folgt die Rosa Periode (1904-1906), in der Picassos Farbpalette aus Rosa, Hellblau und Orange besteht. In die Zeit fällt auch das Porträt von Gertrude Stein, das er malt, kurz nachdem er die amerikanische Schriftstellerin in einem ihrer Salons kennenlernt.
In dieser Phase lernt Picasso auch Fernande Olivier kennen, eine französische Künstlerin, die später seine Muse und Geliebte wird.
Hinwendung zum Kubismus
Mit dem Gemälde "Les Demoiselles d'Avignon" (1906-1907) erlangt Picasso Weltruhm und wird als Vorreiter der modernen Kunst gefeiert. Die bizarre Verzerrung der weiblichen Körperformen sprengt alle bisherigen Vorstellungen von Perspektive. Das Gemälde gilt als wegweisend für die Stilrichtung des Kubismus.
Gemeinsam mit seinem Malerfreund Georges Braque entwickelt Picasso in den folgenden Jahren den Kubismus weiter. In die Periode fallen "Mädchen mit einer Mandoline" (1910) und "Stillleben mit einer Flasche Rum" (1911).
Anzeige
Statement gegen den Krieg
Eines der berühmtesten Werke entsteht 1937: "Guernica" gilt bis heute als das bedeutendste Antikriegsgemälde aller Zeiten, ein Synonym für das Leid der Zivilbevölkerung im spanischen Bürgerkrieg. Picasso malt es als Reaktion auf den Bombenangriff auf die gleichnamige baskische Kleinstadt in Nordspanien durch die deutsche Legion Condor, entsandt von Adolf Hitler, um in Spanien für den Blitzkrieg zu trainieren.
"Guernica" hat zwar kubistische Elemente, markiert aber auch die Hinwendung des Malers zum Surrealismus.
Weitere Antikriegswerke sind "Das Beinhaus" (1944-45), das sich mit dem Holocaust auseinandersetzt, und "Massaker in Korea" (1951) sowie das Bild der Taube, das zum Symbol der Friedensbewegung wird.
Toxische Männlichkeit
In den letzten Jahren - auch im Zuge der #MeToo-Bewegung - wird Picassos Haltung gegenüber Frauen, inbesondere seinen Geliebten genauer untersucht. Picassos Umgang mit Frauen müsse in seinem Werk neu kontextualisiert werden, schreibt Shannon Lee, amerikanische Kunstkommentatorin, im Magazin "Artspace". "Picasso selbst merkte an, sein gesamtes Werk könne in sieben verschiedene Stile eingeteilt werden, jedes ein Dokument seiner Beziehung zu den sieben Frauen in seinem Leben - Fernande Olivier, Eva Gouel, Olga Khokhlova, Marie-Thérèse Walter, Dora Maar, Françoise Gilot und Jacqueline Roque".
Picasso, so schreibt Lee weiter, "bescherte so ziemlich jeder Frau, die er zu lieben vorgab, ein außergewöhnlich unglückliches Leben".
Lee zitiert auch Picassos Enkelin Marina, die in "Und trotzdem eine Picasso. Leben im Schatten meines Großvaters" (2001) bemerkt: "Er unterwarf sie seiner animalischen Sexualität, zähmte sie, verhexte sie, saugte sie auf und zerquetschte sie auf seiner Leinwand. Nachdem er nächtelang ihre Essenz extrahiert hatte, entsorgte er sie, sobald sie ausgeblutet waren."
Picasso stelle sich selbst in mehreren seiner Gemälde als mythischen Minotaurus dar; seine Musen sind Opfer seiner bestialischer Aggression.
Francoise Gilot, eine Künstlerin, in die sich Picasso verliebt, während er noch mit der Fotografin Dora Maar liiert ist, gilt als Ausnahme von der Regel. Mit ihr bekommt er zwei Kinder, Claude und Paloma. Gilot gilt als die einzige Frau, die Picasso verlassen hat.
Im Alter von 81 Jahren heiratet Picasso seine zweite Frau, Jacqueline Roque, 46 Jahre jünger als er. Sie leben bis zu seinem Tod in Südfrankreich zusammen. Kurz nach seinem Ableben begeht sie Selbstmord. Picasso arbeitet bis zuletzt wie besessen. 1972 scheint der Künstler den Tod vorauszuahnen: Er schafft eine Reihe von Selbstporträts, bei denen er seinen Kopf durch eine Maske, die zuweilen das Aussehen eines Totenkopfes annimmt, ersetzt.
Picasso stirbt am 8. April 1973 in Mougins in der Nähe von Cannes.