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Politik

Macron: "Attacke war islamistischer Terrorakt"

16. Oktober 2020

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat nach dem tödlichen Messerangriff auf einen Geschichtslehrer den Tatort nahe Paris besucht. Er verurteilte die Tat und erklärte den Terroristen den Kampf. Es gab neun Festnahmen.

Frankreich | Paris | Emmanuel Macron spricht nach einer brutalen Messerattacke
Bild: Abdulmonam Eassa/Pool/Reuters

Der französische Präsident zeigte sich geschockt von dem Vorfall in dem Pariser Vorort Conflans-Sainte-Honorine. Dort war am späten Freitagnachmittag ein Mann von einem Jugendlichen auf offener Straße mit einem Messer attackiert und getötet worden. Dabei soll der Täter seinem Opfer die Kehle durchgeschnitten haben. In einigen Berichten war von einer "Enthauptung" die Rede.

"Angriff auf die Meinungsfreiheit"

Emmanuel Macron nannte die Tat einen "islamistischen Terroranschlag". Nach seinem Besuch am Tatort sagte er: "Einer unserer Mitbürger wurde heute ermordet, weil er Schülern die Freiheit der Meinungsäußerung, die Freiheit zu glauben und nicht zu glauben lehrte."

Damit bezog sich Macron auf Informationen, dass der Ermordete Geschichtslehrer war und im Unterricht bei der Behandlung des Themas "Meinungsfreiheit" Mohammed-Karikaturen gezeigt haben soll.

Polizisten am Tatort in Conflans-Sainte-HonorineBild: Charles Platiau/Reuters

Medien berichteten, der mutmaßliche Täter sei ein 18-Jähriger mit tschetschenischen Wurzeln, der dem Lehrer nach dem Unterricht auflauerte und ihn mit einem Messer attackierte und tödlich verletzte. Zeugenaussagen zufolge rief der Täter anschließend auf Arabisch "Gott ist groß". Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bislang nicht. Der Täter wurde im nahe gelegenen Éragny von der Polizei aufgegriffen. Laut Medien versuchte der Jugendliche, die Polizisten anzugreifen, woraufhin diese auf ihn schossen und ihn dabei töteten.

Neun Festnahmen

Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen wegen "Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Unternehmen" und wegen einer "kriminellen terroristischen Vereinigung" übernommen. Macron nannte keine Details zum Tatablauf und äußerte sich auch nicht weiter zum mutmaßlichen Täter oder zum Opfer. "Die Terroristen werden nicht gewinnen", sagte der sichtlich angeschlagene Präsident und sicherte den Franzosen zu, dass die Sicherheitsbehörden "schnell und stark" reagieren würden. Seine Landsleute rief er dazu auf, zusammenzustehen und vereint zu sein.

Die Polizei nahm neun Personen im Zusammenhang mit dem Anschlag in Gewahrsam. Einige der Festgenommenen, darunter ein Minderjähriger, seien aus dem Familienkreis des Angreifers, der von Polizisten getötet worden war, hieß es aus Justizkreisen. 

Maas und von der Leyen entsetzt 

Bundesaußenminister Heiko Maas und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zeigten sich bestürzt und erschüttert. "Von Terror, Extremismus und Gewalt dürfen wir uns nie einschüchtern lassen", schrieb Maas via Twitter. Von der Leyen sprach den Angehörigen des Opfers ihr Beileid aus und betonte die Bedeutung von Lehrern in einer Demokratie. "Meine Gedanken sind auch bei den Lehrern, in Frankreich und in ganz Europa. Ohne sie gibt es keine mündigen Bürger. Ohne sie gibt es keine Demokratie", twitterte von der Leyen.


Mehr als 250 Opfer islamistischer Anschläge

Frankreich wird seit Jahren von islamistischen Anschlägen erschüttert - dabei starben mehr als 250 Menschen. Daher ist die Terrorgefahr fast ständig im Bewusstsein der Menschen. Erst im September hatte ein aus Pakistan eingewanderter Mann  zwei Menschen vor dem früheren Büro der Satirezeitung "Charlie Hebdo" mit einem Fleischerbeil angegriffen und verletzt. Das Blatt hatte Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht.

Bei einem Anschlag von Islamisten auf die Redaktion im Januar 2015 wurden zwölf Menschen getötet. Aus Sicht mancher Muslime sind solche Karikaturen reine Blasphemie. 

mak/AR/se (dpa, afp, rtr)

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