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Politik

Macron läuft Merkel bei Trump den Rang ab

Michael Knigge jmw
25. April 2018

Nur wenige Tage nach dem Staatsbesuch von Macron in Washington wird Kanzlerin Merkel den US-Präsidenten besuchen. Doch die Beziehungen der europäischen Regierungschefs zu Trump könnten unterschiedlicher nicht sein.

USA Washington - Donald Trump trifft Emmanuel Macron
Bild: Reuters/J. Ernst

US-Präsident Donald Trump hat seinem ersten offiziellen Staatsgast einen besonderen Empfang bereitet. Mit einem Staatsbankett, zahlreichen Umarmungen und freundschaftlich anmutenden Gesten hieß Trump den französischen Präsidenten Emmanuel Macron in dieser Woche in Washington willkommen. Dabei wurde deutlich: Der Franzose möchte offenbar die Beziehung zu Trump stärken. Gleichzeitig bedeutet sein Auftritt etwas für Bundeskanzlerin Angela Merkel - denn der ausgedehnte französische Besuch Anfang der Woche steht in starkem Kontrast zu dem kurzen Treffen, zu dem Trump am Freitag die Kanzlerin empfängt.

"Ich glaube, dass es Präsident Macron effektiver gelungen ist, eine enge Beziehung zu Donald Trump aufzubauen", sagt Julianne Smith. Sie war Nationale Sicherheitsberaterin des früheren Vize-Präsidenten Joe Biden und ist jetzt Vorsitzende des Transatlantischen Sicherheitsprogramms am Center for a New American Security in Washington.

Begonnen hat die gute Beziehung zwischen dem jüngsten Präsidenten Frankreichs und dem bei Amtsantritt ältesten Präsidenten der USA wohl am 14. Juli 2017. Damals begrüßte Macron Trump zum französischen Nationalfeiertag in Paris. Das französische Militär demonstrierte in einem atemberaubenden Schauspiel seine Macht auf der Prachtstraße Champs-Elysées. An der Militärparade waren auch US-amerikanische Truppen beteiligt - das erinnerte an den Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg hundert Jahren zuvor.

Beeindruckende Parade: Französischer Nationalfeiertag 2017 in ParisBild: picture-alliance/AP Photo/M. Schreiber

Das Spektakel imponierte dem US-Präsidenten. Er war so begeistert, dass er dem Pentagon sofort den Auftrag erteilte, eine ähnliche Veranstaltung in Washington zu organisieren. Am Veteranentag im Herbst soll es soweit sein.

Schmeicheleien im Eiffelturm

Macrons Empfang schmeichelte Donald Trump und seiner Frau Melania - immerhin gab es sogar ein Abendessen im schillernden Eiffelturm, das Macron als Treffen "unter Freunden" bezeichnete. Der Empfang zeigte Wirkung - wie jetzt beim Staatsbesuch in Washington zu sehen war.

Macrons Position wird noch hervorgehoben durch den anstehenden Kurzbesuch des Bundeskanzlerin, sagt Jeffrey Anderson vom Zentrum für Deutsche und Europäische Studien an der Georgetown University: "Symbolpolitisch wird er sicherlich als die treibende Kraft Europas, als Anführer, gesehen - auch hier in den Vereinigten Staaten."

Macrons schneller Aufstieg steht in Verbindung zu Merkels langer Abwesenheit auf der internationalen Bühne. Die Bundestagswahlen im vergangenen September und die sich anschließenden Sondierungs- und Koalitionsgespräche verkomplizierten nicht nur die Regierungsbildung, sondern schwächten Merkel. So ist die Wendung durchaus bemerkenswert: Vor weniger als einem Jahr wurde sie noch als de facto "Führerin des Westens" gefeiert - auch wenn Merkel persönlich nie danach strebte und das die Rolle Deutschlands in der Welt auch überbewertet.

Merkels Beziehung zu Obama war besser

Kein Handschlag?

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Aber der Aufstieg des französischen Präsidenten und der scheinbar schwindende Status der Bundeskanzlerin in der Gunst des US-Präsidenten gehen über die Abwesenheit Merkels auf der Weltbühne hinaus. Das glauben zumindest Beobachter der transatlantischen Beziehungen. US-Präsident Trump beäugt Deutschland schon länger kritisch: die Einwanderung, die Verteidigungsausgaben und der Handelsüberschuss gegenüber den USA - all das sind Themen, die Trump nicht gefallen. Zusätzlich haben er und Merkel eine schwierigere persönliche Beziehung als Macron und Trump - vor allem seit der viel diskutierten Handschlag-Szene während des Besuchs der Bundeskanzlerin vor einem Jahr.

"Es war offensichtlich bei ihren gemeinsamen Presseauftritten. Außerdem hat der Präsident einige abschätzige Dinge über Deutschland gesagt - so etwas hören wir von ihm nicht über Frankreich", sagt Julianne Smith. Zudem stehen der Beziehung zwei weitere Dinge im Weg, glaubt die Politikwissenschaftlerin: Merkel war sehr eng mit Trumps verhasstem Vorgänger Barack Obama verbunden. Außerdem ist sie eine Frau. "Ich kann es nicht mit letzter Gewissheit sagen", so Smith, "aber man bekommt schon den Eindruck, dass der Präsident Probleme mit starken weiblichen Anführern hat."

Darüber hinaus schneidet Frankreich im Vergleich zu Deutschland in Sachen Verteidigungsausgaben und Handelsbilanz weit besser ab. An diesen zwei Punkten misst Trump die europäischen Partner. Der französische Militäretat erreicht zwar auch nicht die von der NATO angesetzten zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts, die jedes Mitgliedsland für die Verteidigung ausgeben soll. Aber Frankreich ist im Gegensatz zu Deutschland nah dran. Und mindestens genauso wichtig: Frankreich hat keinen massiven Handelsüberschuss gegenüber den USA.

Freundschaft in Kapital verwandeln

Dennoch: Die Schlüsselfrage ist, ob Macron aus seiner persönlichen Beziehung zu Trump Kapital schlagen kann, sagt Jeff Rathke vom Center for Strategic and International Studies. "Die große Frage ist, ob diese persönlichen Beziehungen wirklich zählen", sagt Rathke. "Präsident Macron hat erfolgreich eine persönliche Verbindung zu Trump aufgebaut. Aber es ist nicht klar, ob daraus konkrete Ergebnisse entstanden sind."

Merkel folgt auf Macron: Ihr Besuch in Washington steht am Freitag anBild: Reuters/A. Schmidt

Wenn man nach Trumps öffentlichen Äußerungen nach dem Treffen mit Macron am Dienstag geht, sieht das nicht so aus. In vier wichtigen Punkten blieb Trump eisern: beim Atomabkommen mit dem Iran, bei der erweiterten US-Militärpräsenz in Syrien, beim Pariser Klimaabkommen und bei den US-Zöllen gegenüber der EU.Offenbar war der Präsident nicht in Stimmung für Kompromisse. 

Das bedeutet aber nicht, dass eine enge Beziehung zu einem US-Präsidenten an sich nicht wichtig ist - und sei er noch so unbeliebt in Europa. Aber solch eine Verbindung beinhaltet eben Herausforderungen.

Erinnerung an Tony Blair

Mit einem ähnlichen Schicksal hatte der ehemalige britische Premierminister Tony Blair zu kämpfen: Er verhielt sich gegenüber dem früheren US-Präsidenten George W. Bush durchaus entgegenkommend. Allerdings bekam er im Gegenzug kaum etwas zurück. Später wurde Blair sogar als Bushs "Pudel" verspottet, erinnert sich die frühere Präsidentenberaterin Julianne Smith. Letztendlich sei es eine Gratwanderung für Macron: "Er muss zeigen, dass sich die enge Beziehung auch auszahlt."

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