Madagaskar: Präsident Rajoelina spricht von Putschversuch
12. Oktober 2025
Eine meuternde Armeeeinheit - das CAPSAT-Kontingent aus Verwaltungs- und Technikoffizieren - hat nach eigenen Angaben die Kontrolle über die Streitkräfte von Madagaskar übernommen. In einer Videobotschaft der aufständischen Soldaten heißt es weiter, ab sofort gingen alle Befehle der Armee vom CAPSAT-Hauptquartier aus. Unklar ist jedoch, ob tatsächlich das gesamte Militär hinter ihnen steht.
Madagaskars Präsident Andry Nirina Rajoelina sprach in einer Erklärung von einem Versuch der illegalen Machtübernahme. "Die Präsidentschaft (...) möchte die Nation und die internationale Gemeinschaft darüber informieren, dass derzeit (...) ein Versuch unternommen wird, die Macht illegal und mit Gewalt zu übernehmen."
Rajoelina rief die Bevölkerung dazu auf, die verfassungsgemäße Ordnung und die staatliche Souveränität zu verteidigen. Der Dialog sei das einzige Mittel, um aus der gegenwärtigen Krise herauszufinden, so der 51-Jährige. Wo sich der Staatschef derzeit aufhält, ist nicht bekannt.
US-Außenministerium: Lage äußerst instabil
Das US-Außenministerium in Washington forderte amerikanische Staatsbürger dazu auf, sich in dem Inselstaat vor der afrikanischen Südostküste in Sicherheit zu bringen. In der Warnung wird auf Berichte über Schusswechsel zwischen Militärangehörigen und der Gendarmerie verwiesen. Die Lage sei äußerst instabil und unvorhersehbar.
Auch die Afrikanische Union zeigte sich besorgt über die Lage. In einem Statement rief sie zum Dialog auf.
Am Samstag hatten sich CAPSAT-Soldaten tausenden Demonstranten in der Hauptstadt Antananarivo angeschlossen. Sie riefen die übrigen Militärs sowie Polizei und Gendarmerie zur Befehlsverweigerung auf.
Die Soldaten sind in einer Kaserne in Soanierana stationiert, in der bereits 2009 Streitkräfte während eines Volksaufstands gegen die Regierung gemeutert hatten. Im Zug der damaligen Proteste war der heutige Staatschef Rajoelina an die Macht gekommen.
Kein Strom, kein Wasser ...
Seit mehr als zwei Wochen protestieren Zehntausende zumeist junge Menschen in Madagaskar gegen die Regierung. Sie werfen ihr Versagen bei der Versorgung mit Strom- und Wasser sowie Untätigkeit angesichts hoher Arbeitslosigkeit, weit verbreiteter Armut und Missständen im Bildungssystem vor. Die Demonstranten fordern den Rücktritt Rajoelinas, der dies bislang ablehnt.
Sicherheitskräfte gingen bei den Protesten oftmals mit Tränengas, Blendgranaten und Gummigeschossen gegen die Demonstranten vor. Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden mindestens 22 Menschen getötet und mehr als 100 verletzt. Die Regierung weist diese Zahlen zurück. Außerdem kam es zu Plünderungen.
Madagaskar gehört trotz seiner vielen Rohstoffe zu den ärmsten Ländern der Welt. Fast 75 Prozent der etwa 32 Millionen Einwohner leben unterhalb der Armutsgrenze.
se/wa (afp, kna, dpa, rtr)
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