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Politik

Ukraine-Schmuckanhänger ohne die Krim

Dmytro Hubenko
18. Juni 2021

In Deutschland bietet ein Schmuckhersteller einen Kettenanhänger in Form einer Landkarte der Ukraine zum Kauf an - ohne die Halbinsel Krim. Wird der Kampf um die annektierte Krim nun auch über die Mode ausgetragen?

Screenshot | sww-schmuck.shop | Ukraine Goldschmuck
Ein Screenshot der Webseite von S.W.W. Schmuckwaren GmbH, wo der Anhänger angeboten wird Bild: sww-schmuck.shop

Die deutsche Firma S.W.W., die Schmuckwaren GmbH aus Leonberg bei Stuttgart, produziert und vertreibt Gold- und Silberanhänger in Form einer Landkarte der Ukraine, allerdings ohne die Krim. Je nach Größe und Material kostet der Anhänger zwischen 22,95 und 295,95 Euro. Das Unternehmen produziert ähnliche Schmuckstücke mit den Umrissen vieler Länder, doch sie entsprechen den international anerkannten Grenzen dieser Länder.

Seit der Besetzung und Annexion der ukrainischen Krim durch Russland im Jahr 2014 kommt es immer wieder zum Streit um die Darstellung der Halbinsel auf Landkarten. In der Ukraine wird die Krim als ukrainisches Territorium markiert, auf russischen Karten hingegen als Territorium der Russischen Föderation.

Im Westen wird die Krim normalerweise auf Karten in der selben Farbe wie der Rest der Ukraine dargestellt. In einigen Fällen wird die Halbinsel als umstrittenes Gebiet gestreift gekennzeichnet. Der Internetriese Google zieht zum Beispiel auf seinen Karten für seine User aus Deutschland zwischen der Krim und dem Rest der Ukraine eine gepunktete Linie. Die Staatsgrenze ist eine durchgezogene Linie.

"Geht technisch nicht"

Aber warum ist jemand in Deutschland auf die Idee gekommen, einen Schmuckanhänger in Form einer Landkarte der Ukraine, aber ohne die Krim anzubieten? Die DW fragte Sven Wilhelm, den Direktor der Herstellerfirma. Das Design der Kette habe technische Gründe, sagt Wilhelm, und "nichts mit Politik zu tun". Die Krim hänge wie ein Zipfel an der Ukraine und es "geht technisch nicht", die Krim noch zum Kettenanhänger hinzuzufügen.

Auf den Hinweis der DW, dass die Landkarte in dieser Form aber nicht den international anerkannten Grenzen der Ukraine entspreche, reagierte Wilhelm gelassen. Wenn einem Kunden der Anhänger nicht gefalle, müsse er ihn ja nicht kaufen: "Wir haben die Krim allein. Sie können einmal die Ukraine kaufen und einmal die Krim."

Was OTTO und Amazon dazu sagen

Bis vor kurzem konnte man den Ukraine-Anhänger ohne Krim nicht nur beim Hersteller selbst, sondern auch bei Shopping-Portalen wie OTTO und Amazon kaufen. Die DW kontaktierte beide Unternehmen mit der Bitte um Stellungnahme zu dem Schmuckanhänger, der nicht den international anerkannten Grenzen der Ukraine entspricht.

Die Unternehmen reagierten unterschiedlich auf die Anfrage. Der deutsche OTTO-Konzern, der in der Ukraine bekannt ist, nahm den Anhänger umgehend von seiner Website. Frank Surholt, Sprecher des Konzerns, erklärte gegenüber der DW: "Wir entfernten diesen Anhänger sofort aus dem Shop und forderten darüber hinaus den Händler auf, dieses und/oder ähnliche Produkte nie wieder über otto.de zu verkaufen."

Amazon Deutschland nahm die Anfrage der DW zwar zur Kenntnis, lehnte es jedoch später ab, zur Situation rund um den Anhänger Stellung zu nehmen. Allerdings wurde nach einiger Zeit der Anhänger mit der Landkarte der Ukraine ohne die Krim auf der deutschen Amazon-Seite als "derzeit nicht verfügbar" gekennzeichnet.

Der Kettenanhänger wird immer noch auf amazon.de gezeigt, ist aber inzwischen nicht mehr verfügbarBild: amazon.de

Kein Einzelfall

Obwohl die internationale Gemeinschaft die Krim als Teil des Territoriums der Ukraine anerkennt, wird die Halbinsel auf Karten weltweit immer wieder mit einer Grenze zum ukrainischen Festland dargestellt. Das hat bereits mehrfach zu Protesten der Ukraine geführt. So veröffentlichte der estnische Verlag "Studium" 2018 ein englisches Lehrbuch, in dem die annektierte Krim als russisches Territorium eingezeichnet war. Das estnische Ministerium für Bildung und Wissenschaft zog das Lehrbuch später zurück.

Manchmal erscheinen Karten der Ukraine ohne die Krim auch in westlichen Medien. Von der britischen Rundfunkanstalt "BBC", der französischen Zeitung "Le Monde", dem deutsch-französischen Kultursender "ARTE" und der "New York Times" sind entsprechende Veröffentlichungen bekannt. Normalerweise reagieren westliche Medien aber umgehend auf Beschwerden von Lesern oder ukrainischen Diplomaten und veröffentlichen korrigierte Karten.

Im Februar 2014 hatten uniformierte Soldaten ohne Hoheitsabzeichen die Behörden und strategischen Einrichtungen der Autonomen Republik Krim besetzt. Später räumte der russische Präsident Wladimir Putin ein, dass es sich um russische Militärs gehandelt hat. Am 16. März 2014 fand dann auf der Krim ein von der Weltgemeinschaft nicht anerkanntes "Referendum" statt, nach dem die Russische Föderation die Halbinsel in ihr Staatsgebiet aufnahm. Die Ukraine, aber auch Deutschland und die EU haben diese "Volksbefragung" nicht anerkannt. Die Mehrheit der internationalen Gemeinschaft hält die Annexion der Krim für illegal, weswegen die EU und die USA gegen Russland Wirtschaftssanktionen verhängt haben.

Adaption aus dem Ukrainischen: Markian Ostaptschuk

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