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"Made in Germany" weltweit beliebt

27. März 2017

Nie wurden so viele Waren exportiert wie in diesem Jahrzehnt. Das Volumen der weltweiten Produktausfuhren hat sich seit 1990 verfünffacht. Ein Ranking zeigt, welche Länder die beliebtesten Exporteure sind.

Symbolbild Deutschlands erfolgreiche Wirtschaft
Bild: openwater - Fotolia.com

Besonders beliebt: Produkte "Made in Germany"

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Immer wieder steht Deutschland am Pranger, weil es viel mehr exportiert als importiert. Auch dem US-Präsidenten Donald Trump ist der deutsche Handelsüberschuss ein Dorn im Auge. Im vergangenen Jahr war sein Land der größte Absatzmarkt für deutsche Hersteller. Waren im Wert von 107 Milliarden Euro gingen von Deutschland aus über den Atlantik. Insgesamt überragen die deutschen Exporte in die USA die Importe von dort um 49 Milliarden Euro. "Unfair" würden sich die Deutschen verhalten, meint Trump und droht mit Strafzöllen.

Aber verhalten sich die Deutschen wirklich so unfair? Oder liefern sie einfach nur gute Produkte? Einen Hinweis auf eine Antwort könnte die Untersuchung des Statistikportals Statista geben. Zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen Dalia Research haben sie nachgeforscht, welchen Stellenwert das Label "Made in Germany" weltweit hat. Dafür haben die Experten 43.000 Verbraucher in 52 Ländern befragt und geben an, damit 90 Prozent der weltweiten Bevölkerung zu repräsentieren.

Das Ergebnis: "Made in Germany" liegt ganz klar vorne. Dahinter die Schweiz und dann folgt "Made in EU". Dabei wurde der Index aus dem durchschnittlichen, gewichteten Anteil positiver Urteile, den jedes Land erreicht hat, errechnet. Der erste Platz wurde auf den Wert 100 festgelegt. Während Deutschland also den Index 100 bekam, die Schweiz 98 und das Label "Made in EU" 92, landeten die USA nur bei einem Wert von 81 und die Handelsmacht China, die auf Platz 49 (von 50) liegt, nur bei einem Wert von 28. Bei der Auswertung wurden die Daten übrigens nach Volumen des Imports gewichtet. Das Urteil der US-Verbraucher hat so beispielsweise ein höheres Gewicht als das der Verbraucher aus Peru.

Amerikaner mögen "Made in Germany"

In 13 Ländern sind die Verbraucher der Ansicht, dass die Marke "Made in Germany" die Beste sei. In 10 Ländern sind US-amerikanische Produkte am meisten geschätzt. In den USA sind - wie in vielen Ländern - die eigenen Produkte am beliebtesten. So bewerten 84 Prozent der befragten US-Amerikaner "Made in USA" als positiv. Produkte aus Deutschland und Kanada wurden von 62 Prozent der US Verbraucher als positiv beurteilt und 60 Prozent empfanden "Made in EU" als positiv.

In den Ergebnissen der Umfrage spiegeln sich auch viele Klischees wider: So wird die Nummer zwei im Ranking, die Schweiz, vor allem wegen der den Kategorien "Statussymbol" und "Authentizität" weltweit sehr hoch bewertet. Italien punktet beim Design und japanische Produkte bekamen in dem Bereich "Spitzentechnologie" den höchsten Wert aller Länder. Auch China ist nicht länger nur die Werkbank der Welt. Zwar schneidet "Made in China" noch sehr schlecht ab und landet auf dem vorletzten Platz vor dem Iran. Aber, Produkte aus China haben das Image von einer guten Preis-Leistung in Kombination mit fortschrittlicher Technologie.

Trump-Effekt?

Die Statistiker haben außerdem gefragt, wie sich die Bewertung der "Made in…" Label in den vergangenen 12 Monaten verändert hat. Die Antworten würden eine eindeutige Sprache sprechen, sagt Nicoals Loose, der Leiter der Studie. "Gesellschaftliche und politische Umbrüche wirken sich durchaus auf das Image von produzierenden Ländern aus." Gerade Länder, in denen aktuell solche Spannungen bestehen, haben deutlich an Ansehen verloren.

Unter den zehn Ländern, in denen das "Made in…" Label die meisten negativen Bewertungen bekam, finden sich Griechenland, die Ukraine, die Türkei und Russland. Aber auch die USA gehören zu diesen zehn Ländern. Am schlechtesten haben der Iran und Israel abgeschnitten. Dass die Großmacht USA nicht besser dastehen würde - immerhin ist sie für rund zehn Prozent des weltweiten Außenhandels verantwortlich - "mag auf die negative Außenhandelsbilanz zurückzuführen sein", sagt Nicolas Loose. Man sei da geneigt, "an einen Trump-Effekt zu denken".

"Ein intaktes 'Made-in'-Qualitätssiegel ist ein Schutzwall", meint auch Statista-Geschäftsführer Friedrich Schwandt. "Unser Index zeigt: 'Made-in'  ist eine Marke, die wie jede Marke gepflegt und aktiv gefördert werden muss", so Schwandt.

Dass man sich auf seinem Image nicht ausruhen kann, zeigt auch ein Blick in die Geschichte. Ursprünglich wurde "Made in Germany" nämlich Ende des 19. Jahrhunderts von den Briten eingeführt. Die wollten ihre Verbraucher vor Billigimporten und dreisten Produktkopien aus Deutschland schützen. Heute steht Deutschland für fortschrittliche Technologie, hohe Sicherheitsstandards und eine hohe Qualität. Auch das hat die Umfrage ergeben.

Made in EU

Auffallend ist die Bewertung der Marke "Made in EU". Sie wurde erst 2003 von der EU-Kommission ins Leben gerufen und hatte den Ruf, sie würde vor allem von Ländern mit einem nicht so positiven Image genutzt. In dem Ranking landete die Marke aber auf Platz drei. Dabei sehen nur die Verbraucher in Algerien "Made in EU" als beste Marke an, aber in acht weiteren Ländern gehört es zu den drei beliebtesten Marken. Außerdem wird "Made in EU" sowohl innerhalb als auch außerhalb der EU geschätzt, besonders in Südamerika. In den USA sie die viertbeliebteste Marke.

"Hergestellt in der Europäischen Union, das wirkt längst nicht mehr wie eine gewollte Aufwertung", urteilt Loose. Es werde mit kurzen Transportwegen und fairen Arbeitsbedingungen assoziiert. Europäische Produkte haben in allen abgefragten Punkten ein überdurchschnittliches Image. Besonders werden aber Qualität, eine fortschrittliche Technologie und hohe Sicherheitsstandards geschätzt.

"Made im Nachbarland" und ehemalige Kolonialmächte

Als überraschend hat Loose empfunden, wie stark das Verhältnis zum Nachbarland wirken kann. "Spannungsgeladene Nachbarschaftsverhältnisse haben oft drastische Auswirkungen auf das Image von Produkten "Made in Nachbarland". So würden französische Produkte nirgendwo eine schlechtere Bewertung erreichen als bei den Nachbarn Deutschland und den Niederlanden und Produkte aus China stehen in Hongkong auf dem letzten Platz.

Ein kultureller oder ökonomischer Austausch kann dagegen positive Images prägen. Das zeige sich an der weltweiten Wahrnehmung der ehemaligen Kolonialmächte, so Loose. Produkte aus Frankreich würden im ehemaligen Französisch-Nordafrika und im ehemaligen Französisch-Indochina ein überdurchschnittlich hohes Ansehen genießen. "Natürlich sind die Ursachen hierfür wiederum vielfältig, sie liegen in den weitreichenden kulturellen Verflechtungen, die bis heute das gegenseitige Bild beeinflussen", glaubt Loose.

Insgesamt zeigt sich damit: Wer mehr exportieren möchte, sollte an seinem Image arbeiten. Loose sagt, dass Regierungen weltweit nicht nur mit ihrer Außenhandelspolitik, sondern auch mit ihrer Innenpolitik einen deutlichen Einfluss hätten auf den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Erzeugnisse auf den weltweiten Märkten. Mit anderen Worten: Poltern, Drohen, internationale Verträge anzweifeln und keine klare politische Linie verfolgen dürfte wenig hilfreich sein, um den Handel zu fördern. Im Gegenteil könnte US-Präsident Trump mit seinem Verhalten die Marke USA noch schwächen und damit auch die Marge der Exporte weiter verschlechtern. 

Insa Wrede Redakteurin in der Wirtschaftsredaktion
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