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Madonna als Märchentante

Laurafabienne Schneider-Mombaur23. September 2003

Es war einmal eine Pop-Queen, die in einem Land lebte, in dem fast nichts unmöglich war. Erst wurde sie Schauspielerin, dann Musikerin und dann entschied sie sich auch noch, Märchen für Kinder zu schreiben.

Madonna präsentiert ihr neues Märchenbuch "The English Roses"Bild: AP

Am Montag, dem 15. September 2003, erscheint Madonnas Märchen "Die englischen Rosen" in über 100 Ländern gleichzeitig - nur nicht in Deutschland. Hier müssen sich die Käufer der 20.000 Exemplare noch gedulden. Wegen der großen Nachfrage gab es Lieferschwierigkeiten, also musste der Münchner Carl Hanser Verlag die Fans auf Freitag vertrösten."Noch vier Mal schlafen", erklären jetzt viele Mütter ihren Kindern. Solange müssen die Fans noch in die Barbie-Welt eintauchen, bevor sie von Madonna eigenhändig herausgezogen werden: Es gehe ihr in "Die englischen Rosen" darum, endlich mal etwas Anspruchsvolles zu bieten.

"The English Roses" (Die englischen Rosen) von Madonna

Madonna sagt, sie habe vergebens für ihre Kinder Lourdes und Rocco nach Lektüre gesucht, die nicht "schlecht" und "seicht" sei. "Wir konnten mit dem Barbie-Zeugs nichts anfangen", sagte Mamma Madonna. Das klingt nach einer Revolution in deutschen Kinderzimmern: Riesige Köpfe ohne Nasen werden die zierlichen Barbiegestalten ablösen. Der Modedesigner Jeffrey Fulvimari illustrierte "Die englischen Rosen" und machte aus den Protagonisten Nicole, Amy, Charlotte und Grace vier Modepüppchen mit besonders aufwändigen Frisuren und noch aufwändigeren Accessoires. Und was steht jetzt eigentlich drin in dem Buch?

Long, long time ago....

Die vier elfjährigen Mädchen, genannt die englischen Rosen, sind neidisch auf die blonde Binah, "with long, silky hair and skin like milk and honey" (mit langem, seidigen Haar und einer Haut wie aus Milch und Honig) Eine Fee öffnet den vier Mädchen die Augen: Binah hat es schwer - sie hat keine Mutter mehr. Die Mädchen lernen, dass Neid und Eifersucht schlecht sind. In einem Interview des "Times Magazine" sagte Madonna, ihre Tochter Lourdes habe sie zu der schönen Binah inspiriert. Lourdes habe bei ihren Schulkameraden in London häufig Gemeinheiten erlebt und sei wegen ihrer berühmten Mutter beneidet worden.

Das Kinderbuch "Jag" von der Sängerin LeAnn Rimes

Als Quelle der Inspiration nutzte die Pop-Sängerin nach eigenen Angaben auch die jüdische Kabbala, eine Sammlung mystischer Erzählungen aus der frühen Neuzeit. Madonnas Märchen ist keine Geschichte mit Herzschmerz aus der Barbie-Welt, sondern mit moralischen Zeigefinger - und zwar aus dem Epizentrum der Reichen und Schönen. Schon einmal war die Sängerin - nicht ganz kinderfrei - 1992 wegen eines Buches in den Schlagzeilen - mit dem Fotoband "Sex".

Märchen machen Kinder froh

Aber nicht nur Madonna versucht die Erwachsenen von morgen auf die richtige Bahn zu lenken. Es scheint eine normale Regung Prominenter zu sein, nach der Geburt des eigenen Kindes ein Kinderbuch zu schreiben. Sie schenken den Kindern farbenfrohe Illustrationen und unkomplizierte Geschichten, die das Leben so nie schreiben würde. Mit dem Alter kommt die Einsicht und bei so manch' einem manifestiert sich diese in Form von Großbuchstaben in einem Kinderbuch. Madonnas Märchen konkurriert in Amerika mit dem Kinderbuch "Jag" der Sängerin LeAnn Rimes, und den Geschichten von Rapper LL Cool J. In Deutschland versuchte erst vor kurzem Kanzlergattin Doris Schröder-Köpf den Kindern das Märchen von Schröder und der Politik zu erzählen.

Madonna bei ihrer Buchpräsentation in Kensington Roof Gardens in London,Bild: AP

Kinder, Kinder

Auf einer Probelesung bei einer Teeparty in den Kensington Roof Gardens in London am Sonntag las Madonna aus dem ersten Kapitel ihres Buches. "Ich lese aber nur, solang ihr still sitzen könnt", sagte Madonna. Die Lesung dauerte etwa fünf Minuten. Aber Madonnas Ambitionen als Märchentante sollen keine Episode bleiben. Sie ist nicht nur für 48 Seiten in den Märchenwald geflüchtet. Sie plant eine ganze Serie von Märchenbüchern: Fünf Stück wollen in den kommenden Jahren mit Harry Potter um den Platz auf dem Nachttisch kämpfen.

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