Schrille Mode, Plastikmusik, New Wave und Dallas. Der Kalte Krieg, Atomwaffen, AIDS. Zauberwürfel, Commodore 64 und Michael Jackson - kein Jahrzehnt war so vielfältig wie die 80er. Ein Museum schwelgt in Erinnerungen.
Anzeige
Ikonen der 1980er-Jahre
Kein Jahrzehnt ist wie das andere. Die 1980er haben es besonders in sich. Es ist ein Jahrzehnt einer neuen politischen Weltordnung und gleichzeitig vieler kulturellen Revolutionen, deren Spuren bis heute reichen.
Bild: picture-alliance/W.Kumm
Die Welt ist geteilt
Der Eiserne Vorhang zwischen Ost und West zieht sich immer weiter zu. Die USA und Russland rüsten auf, was das Zeug hält. Tausende Atomraketen sind aufeinander gerichtet. Werden sie abgefeuert, landen sie in der Mitte Europas. Das weltweite Atomwaffenarsenal kann die Erde inzwischen mehrmals vernichten. Zu Hunderttausenden gehen die Menschen für Frieden und Abrüstung auf die Straße.
Bild: picture alliance / Klaus Rose
Der Zauberwürfel - ein Puzzle in 3D
Es gibt noch keine Handys und kein Nintendo. Die Kids der 80er vertreiben sich die Zeit mit einem bunten Würfel. Der Hype beginnt 1981 und dauert etwa ein Jahr lang an: Mehr als 160 Millionen Würfel werden allein bis zum Höhepunkt des Booms verkauft. Der Weltrekord beim Lösen (jede Würfelseite muss eine Farbe haben) liegt 2018 bei 4,22 Sekunden, ein Roboter hat es in 0,38 Sekunden geschafft.
Bild: picture alliance/dpa/B. Thissen
Boris Becker gewinnt Wimbledon
Der erst 17-jährige Junge mit den roten Haaren und dem pfälzischen Akzent löst einen wahren Tennis-Boom in Deutschland aus. Noch nie hatte ein Deutscher das altehrwürdige Turnier in London gewonnen - und kein Spieler war bisher so jung. Nach seinem Sieg am 7. Juli 1985 wird Boris Becker ein weltberühmter Mann - und ist bis heute nicht aus den Boulevardblättern verschwunden.
Bild: picture-alliance/dpa/R. Schrader
Frisurentrend Vokuhila
Vorne kurz, hinten lang! Während die Frauen sich mit üppigen Dauerwellen und Fönfrisuren schmücken, trägt der Mann gerne diese Frisur. Unvergessene Vokuhila-Träger sind Tennisstar Andre Agassi (oben), die Sänger George Michael, Bono (U2), Limahl oder auch Fußballstars wie Rudi Völler (mit Locken) und Pierre Littbarski.
Bild: Getty Images/B. Martin
Opel Manta, das Kultauto
Wer Vokuhila trägt und ein richtig schöner "Prolet mit Niveau" sein möchte, fährt einen Opel Manta - samt stilechtem Fuchsschwanz an der Antenne. Der Wagen wird mehr als eine Million mal gebaut und ist bis heute das berühmteste Auto aus dem Hause Opel. Im Film "Manta Manta" (Szene oben) fährt der Schauspieler Til Schweiger einen getunten Manta B.
Bild: picture-alliance/dpa
Musikspeicher der 80er: Die Kassette
Um die damals noch üblichen Vinylplatten zu schonen, nimmt man seine Lieblingsstücke auf Kassette auf oder bestückt diese mit den LPs aus dem Freundeskreis. Gerne mal verfängt sich das dünne Tonband zwischen den rotierenden Tonköpfen des Kassettenrekorders. Dann heißt es: Bandsalat! Das Band wird vorsichtig herausgezogen, entwirrt und dann mit einem Bleistift zurück in die Kassette gedreht.
Bild: picture alliance / dpa
Music to go: Der Walkman
Eine Revolution: Plötzlich kann man seine Musik mitnehmen! Der batteriebetriebene "Walkman" spielt Kassetten ab, die Musik hört man durch einen winzigen Kopfhörer aus dünnen Stahlbügeln mit Schaumstoffmuscheln. Wenn man laut aufdreht, haben auch die Nachbarn was von der Musik. Mediziner sind entsetzt: Das Teufelszeug werde bei den Jugendlichen zu dauerhaften Hörschäden führen.
Bild: picture-alliance/dpa
Der Heim-Computer - perspektivlos?
Der Computer steigt hinab vom Olymp der großen Rechencenter und erobert die Privathaushalte. 1977 hat Ken Olsen, der Gründer von Digital Equipment Corp DEC gesagt: "Es gibt keinen Grund, warum jeder einen Computer zu Hause haben sollte". Nun...
Bild: Imago/United Archives International
Pac Man und der C64
Olsen sollte nicht Recht behalten. In den 80ern ist der Commodore 64 der Computer, der vor allem das Herz von Jugendlichen erfreut - er ist bezahlbar! Und man kann "Pac Man" darauf spielen. Ein gelber Kreis frisst sich durch ein Labyrinth, befreit dabei böse Verfolger und muss das Ziel erreichen, bevor er selbst gefressen wird.
Bild: Imago/M. Eichhammer
Das Buch der Bücher: Das Parfum
Deutschland hat einen neuen Bestseller. Der scheue Schriftsteller Patrick Süskind schreibt einen morbiden Thriller über einen Mann, der den Duft seines Lebens kreieren möchte - aus der Essenz schöner, toter Frauen. "Das Parfum" gehört zu den berühmtesten deutschsprachigen Büchern des 20. Jahrhunderts, übersetzt in 48 Sprachen und mehr als 20 Millionen Mal verkauft.
Bild: picture-alliance/dpa/K. Nietfeld
Öl, Sex und Intrigen: "Dallas" kommt ins Fernsehen
In den USA läuft die Serie seit 1978 mit großem Erfolg. 1981 kommt die Soap um Familie Ewing und deren Oberhaupt J.R. ins deutsche Fernsehen. Es klappt: Die deutschen Zuschauer sind genau so fasziniert wie das US-Publikum. Auch als es zum berühmtesten Cliffhanger aller Zeiten kommt: Der totgeglaubte Bobby taucht nach 30 Folgen fröhlich in der Dusche auf. Alles Vorherige war nur ein böser Traum.
Bild: picture-alliance/dpa
Zum Heulen schön: E.T., der Außerirdische
1982 bringt Steven Spielberg die Deutschen im Kino zum Weinen. Die Geschichte um E.T., den Außerirdischen, der durch ein Versehen auf der Erde zurückgelassen wird, sprengt alle Kinokassen. Eine Kinderclique hilft E.T. dabei, Kontakt mit seinem Heimatplaneten aufzunehmen ("nach Hause telefonieren") und schützt ihn vor neugierigen Wissenschaftlern. E.T.s bester Freund ist der kleine Elliot.
Bild: picture alliance/dpa/Universal
Nena: schön, frech und chartskompatibel
Die "Neue Deutsche Welle" schwappt über Deutschlands Musikszene herein. Die Musik wird elektronisch, die Texte erinnern manchmal an Dadaismus. Bands wie Trio, Hubert Kah, Ideal oder Joachim Witt sind Ikonen der NDW, aber eine Frau sticht mit Songs wie "Nur geträumt" oder "99 Luftballons" hervor. Nena ist DAS musikalische Gesicht der 80er in Deutschland und liefert einen Hit nach dem anderen ab.
Bild: picture alliance/dpa/H.Galuschka
Discofox für Gewohnheitstiere: Modern Talking
Für diejenigen, denen Nena zu bunt und zu laut ist, gibt es diese beiden Herren: Thomas Anders und Dieter Bohlen sind "Modern Talking". Sie werden von den einen geliebt, von den anderen gehasst. Ihre Songs sind sich stets sehr ähnlich, dennoch erreichen sie immer wieder Spitzenpositionen in den Charts. Anders' "NORA"-Kette ist Kult. Bohlen sitzt heute in Jurys bei deutschen TV-Casting-Formaten.
Bild: picture-alliance/dpa/E. von Maydell
Michael Jackson wird zum Megastar
1982 erscheint das Album "Thriller", produziert von einem der größten Produzenten der 80er, Quincy Jones. Die ganze Welt tanzt zu Jackson's "Beat it", "Billie Jean" und "Thriller". Jackson setzt mit dem Video zu "Thriller" neue Maßstäbe: Die Tanzszene mit den Zombies ist in das Gedächtnis der 80er-Jugend eingebrannt. Bis heute hält das Album den Weltrekord der meistverkauften Platten aller Zeiten.
Bild: picture alliance/dpa
Madonna wird zur Pop-Ikone
Deutschland hat Nena, die Welt hat Madonna. Mit Spitzenröckchen und Lolita-Mund versetzt Madonna Louise Ciccone Moralisten und Sittenwächter in helle Aufregung. Als sie 1984 bei den MTV Video Music Awards "Like A Virgin" in einem Brautkleid aufführt und sich dabei lasziv auf der Bühne herumwälzt, ist das junge Publikum von den Socken. Bis heute hat keine Frau Madonnas Erfolge toppen können.
Bild: picture-alliance/dpa/Reimer
Udo in Ostberlin
Westdeutschlands Rocksänger Nummer 1, Udo Lindenberg, möchte gerne in der DDR auftreten und bewirbt sich beim Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker mit dem frechen Lied "Sonderzug nach Pankow". 1983 lädt die DDR-Führung Udo zu einem "Friedenskonzert" nach Ostberlin ein. Mit seinem Satz, von keinem Boden dürfe jemals mehr ein Krieg ausgehen, setzt Lindenberg ein Zeichen für gemeinsame Abrüstung.
Bild: picture-alliance/Dieter Klar
Mauerfall - die Welt wächst zusammen
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 fällt die Berliner Mauer - die Grenze zur DDR ist offen. Der gesamte Ostblock öffnet sich, der Eiserne Vorhang fällt. Der russische Präsident Michail Gorbatschow, der die Öffnung vorangetrieben hat, wird wie ein Popstar gefeiert, die Welt wird neu geordnet. Ein spannendes Jahrzehnt geht zu Ende. Politisch, musikalisch und modisch.
Bild: picture-alliance/W.Kumm
18 Bilder1 | 18
Wer heute um die 50 Jahre alt ist, erinnert sich noch ganz genau an merkwürdige Fönfrisuren, Musik wie aus Plastikeimern, Schulterpolster und Neonfarben. Er erinnert sich auch an die Friedensbewegung, das Waldsterben und die ersten Grünen im Bundestag. Das Jahrzehnt hat vor einem unfassbaren Bedrohungsszenario durch Atomkraft und einen möglichen Atomkrieg viele große und kleine Revolutionen gefeiert. Das kulturelle Erbe dieser Zeit ist bis heute zu spüren.
Auch wenn wir heute über die ersten kabellosen Riesentelefone lachen - für die Menschen jener Zeit waren die technischen Neuheiten Realität gewordene Science-Fiction. Computer, die sonst nur in Forschungslaboren oder bei Geheimdiensten verortet wurden, hielten Einzug in die Haushalte - obwohl man ihnen jeglichen Nutzen für den Hausgebrauch abgesprochen hatte.
Computer- und Kommunikationstechnologie ist auch ein wichtiger Bestandteil der Oldenburger Ausstellung, die in Teilen auch interaktiv ist: Die Besucher können sich an Originalcomputer und Spielekonsolen setzen und daddeln wie in den 1980ern.
Politik und "Nirvana"
Auch einer der größten journalistischen Skandale des 20. Jahrhunderts fehle bei dieser Ausstellung nicht, verspricht der Kurator der Ausstellung, Dr. Michael Reinbold: "Präsentiert wird beispielsweise ein von Konrad Kujau gefälschtes Hitler-Tagebuch."
Auch die Lederjacke von Udo Lindenberg, die er einst DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker schenkte, wird ausgestellt oder seltene Originalrelikte zu einem Nirvana-Konzert in Oldenburg 1989.
Modetrends der Achtziger
Karottenhosen, Schulterpolster, Stirnbänder, breite Taillengürtel, das alles in Neonfarben und Metallic-Tönen und dazu ein Vokuhila-Schnitt bei Männern oder eine aufgeplusterte Dauerwelle bei den Damen. Es entwickelten sich Lifestyle-Kult-Szenen von Popper bis Punker - den Soundtrack dazu lieferten die Bands der Neuen Deutschen Welle oder internationale Megastars wie Michael Jackson, Madonna oder Prince.
Die gezeigten Objekte stammen von privaten Leihgebern, aus öffentlichen Kultureinrichtungen und der Sammlung des Landesmuseums. Zu sehen ist die Ausstellung vom 25. November 2018 bis 24. Februar 2019 im Oldenburger Schloss.