1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Madrid erhöht Druck auf Katalonien

19. Oktober 2019

Nach den gewaltsamen Protesten in Barcelona hat die Regionalregierung in Katalonien Madrid zu Gesprächen aufgerufen. Spaniens Zentralregierung stellt dafür jedoch Bedingungen.

BdT, Katalanische Demonstranten rufen zum Generalstreik auf
Brände und Barrikaden: Am Freitagabend waren die Proteste in Barcelona so gewalttätig wie noch nie Bild: Getty Images/J. J. Mitchel

Nach der fünften Krawall-Nacht im katalanischen Unabhängigkeitskonflikt hat die spanische Zentralregierung den separatistischen Regionalpräsidenten Quim Torra erneut zu einer klaren Verurteilung der Gewalt aufgefordert. Auf den Vorschlag von Torra für ein Treffen mit dem sozialistischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez antwortete Madrid, erst müsse das Gesetz respektiert werden, dann könne es auch einen Dialog geben. Torra hatte sich am Mittwoch zwar für ein Ende der Gewalt ausgesprochen, diese aber nach Ansicht der Zentralregierung nicht ausdrücklich verurteilt.

Torra betonte, die jüngsten Unruhen spiegelten nicht den friedlichen Charakter seiner Unabhängigkeitsbewegung wider. Am Freitag war es erneut zu schweren Ausschreitungen gekommen. Laut den Gesundheitsbehörden wurden mehr als 180 Menschen verletzt. Barcelona macht sich mittlerweile auf neue Ausschreitungen gefasst. 

Auch Jugendliche festgenommen 

Wie die Regionalbehörden in ihrer jüngsten Bilanz mitteilten, wurden am Freitag in ganz Katalonien 83 zum Teil minderjährige Demonstranten festgenommen. Radikale Separatisten, die Barrikaden errichtet hatten, warfen Steine und Feuerwerkskörper auf Polizisten, wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP berichteten.

Regionalpräsident Torra (Mitte) soll sich nach Ansicht Madrids stärker von den gewaltvollen Protesten distanzieren Bild: Imago Images/Agencia EFE/D. Borrat

Die Beamten reagierten demnach mit dem Einsatz von Tränengas und Gummigeschossen. Im Stadtzentrum spielten sich chaotische Szenen ab. Die Lage verschärfte sich am späten Abend, nachdem es bereits in den Stunden zuvor Ausschreitungen in der katalanischen Hauptstadt und andernorts gegeben hatte.  

Rund eine halbe Million Demonstranten in Barcelona 

Vor den nächtlichen Unruhen hatten nach Polizeischätzung allein in Barcelona rund 525.000 Menschen friedlich gegen die Verurteilung von neun Separatistenführern der abtrünnigen Region im Nordosten Spaniens sowie für mehr Selbstbestimmung demonstriert. Proteste und Unruhen gab es auch in anderen katalanischen Städten wie Tarragona, Lleida und Girona. 

Hunderttausende Demonstranten liefen aber auch völlig friedlich durch Barcelonas Straßen Bild: Getty Images/J. Mitchell

Nach übereinstimmender Einschätzung von Medien und Politikern war es die gewalttätigste Nacht seit dem Wiederaufflammen des Konflikts. Anlass der jüngsten Proteste ist ein Urteil von Spaniens Oberstem Gerichtshof. Er hatte kürzlich Haftstrafen von bis zu 13 Jahren gegen prominente katalanische Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft wegen "Aufruhrs" verhängt. Dabei ging es um ihre Rolle bei dem umstrittenen Referendum zur Unabhängigkeit Kataloniens im Jahr 2017.  

sth/jj/uh (dpa, afp) 

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen