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Politik

"Maduro kann sich nur auf Gewalt stützen"

Amir Valle
20. Februar 2019

Wie schauen venezolanische Künstler auf die Krise im Land? Die DW hat sieben Regimekritiker - im Land selbst und im Exil - um ihre Einschätzung gebeten. Alle fordern freie Wahlen - und einer schickte eine Karikatur.

Karikatur von Eduardo “Edo” Sanabria
Die Karikatur von Eduardo Sanabria zeigt Juan Guaidó als David gegen den Goliath von der Regierung Maduro Bild: Eduardo Sanabria

Gisela Kozak-Rovero, Schriftstellerin und Dozentin

"Der von der venezolanischen Opposition eingeschlagene Weg, deren sichtbarer Kopf Juan Guaidó ist, ist meiner Meinung nach der vernünftigste Ausweg aus der gegenwärtigen Situation. Er würde den Zugang zu humanitärer Hilfe ermöglichen, dringende Sofortmaßnahmen zur wirtschaftlichen Konsolidierung zulassen und eine friedliche Lösung des politischen Konflikts suchen, zusammen mit denjenigen, die bereit sind, den Autoritarismus aufzugeben.

Die venezolanische Schriftstellerin Gisela Kozak-Rovero. Bild: Privat

Venezuela ist die Bühne für die größte globale politische Herausforderung: Demokratie versus linken beziehungsweise rechten Autoritarismus. Angesichts der Tyrannei von Nicolás Maduro ist seine Ablehnung einer Lösung, die freie Wahlen einschließt, nachvollziehbar. Daher ist es unerlässlich, dass die demokratischen Nationen der Welt zusammen mit der venezolanischen Gesellschaft Druck auf diese Clique von Usurpatoren ausüben."

Vasco Szinetar, Fotograf

Vasco SzinetarBild: Privat

"Wir können Lenin paraphrasieren und sagen, dass der "Madurismus" das höchste Stadium des "Chavismus" ist: Eine Drogendiktatur, dessen zentrale Stützen Raub und Mord sind. Um die Krise in Venezuela auf friedliche und demokratische Weise zu überwinden, verlangt die Mehrheit der venezolanischen Gesellschaft vor allem freie Wahlen, bei denen alle politischen Akteure unter gleichen Bedingungen antreten können."

Laureano Márquez, Humorist und Politologe

Laureano MárquezBild: Vasco-Szinetar

"Ich glaube, dass das Regime von Nicolás Maduro mit den gefälschten Wahlen von 2018 der Opposition vielleicht zum ersten Mal einen verfassungsgemäßen und demokratischen Fahrplan zur Lösung der schweren politischen Krise in Venezuela und zur Beendigung der Diktatur geliefert hat. Die Opposition hat sich hinter einen praktisch unbekannten Anführer gestellt: Juan Guaidó. Sie hat die mehrheitliche Unterstützung der Bevölkerung und der internationalen Gemeinschaft. Maduro kann sich derzeit nur auf Gewalt stützen. Wenn er seine Haltung nicht aufgibt und die Streitkräfte weiterhin seine Usurpation stützen, wird Venezuela zusätzlich zu der bereits herrschenden humanitären Krise ein höheres Maß an Anarchie und Gewalt erleiden.

Es ist dringend notwendig, dass Maduro von der Macht verdrängt wird. Damit dies passieren kann, liegen drei Optionen auf dem Tisch: a) ein ausgehandelter Ausstieg mit Amnestie für Maduro und seine Anhänger, b) ein Szenario, bei dem sich die Streitkräfte als Institution auf die Seite der Verfassung stellen und einen Übergang durch einen erzwungenen Rücktritt Maduros erzwingen, und c) ein gewaltsamer Abgang Maduros, entweder durch eine Intervention venezolanischer oder ausländischer Streitkräfte. Guaidó versucht den friedlichsten Ausweg über eine Amnestie zu finden, was sehr vernünftig ist."

Juan Carlos Méndez Guédez, Schriftsteller

Juan Carlos Méndez GuédezBild: Lisbeth Salas

"Eine ideologische Betrachtung führt nur auf die falsche Fährte. Was in Venezuela geschieht, ist die Rückkehr des ranzigsten und wildesten Militarismus, des großen Albtraums der kurzen Geschichte unseres Landes. Die venezolanischen Militärführer waren Liberale, Konservative, Zentralisten, Föderalisten, Nazis, Proallierte oder Kommunisten, je nachdem, ob es ihrem Hauptzweck, der Plünderung und Kontrolle des Landes dienlich war. Die einzige Lösung ist die sofortige Rückkehr zur Demokratie, zu einer Zivilregierung, zur Gewaltenteilung, zur wirtschaftlichen Freiheit. Dazu ist es notwendig, dass diejenigen Offiziere, die erkennen, dass die Streitkräfte wieder einmal als bewaffneter Arm eines kriminellen Projekts benutzt wurden, die von uns Venezolanern unterstützte verfassungsgemäße Autorität anerkennen: den Übergangspräsidenten Juan Guaidó." 

Eduardo "Edo" Sanabria, Karikaturist

"Ich schicke ihnen eine Karikatur (siehe Artikelbild), die widerspiegelt, was die meisten von uns Venezolanern denken."

Die Karikatur von Eduardo Sanabria zeigt Juan Guaidó als David gegen den Goliath von der Regierung Maduro Bild: Eduardo Sanabria

Néstor Rojas, Journalist und Dichter

Néstor RojasBild: Privat

"In Venezuela wurde die Macht von einer korrupten Clique übernommen, die das Land zerstört und die Bevölkerung in Hunger, Not und Tod getrieben hat. Es ist unglaublich, dass eine Nation mit den größten Rohstoffreserven an Öl, Gas, Gold, Coltan, Thorium, Eisen, großen Flüssen und fruchtbaren Landschaften an Hunger stirbt, weil eine Mafia von Kriminellen sich weigert, nach 20 Jahren die Macht abzugeben."

Claudia Sierich Giorgi, Dichterin und Übersetzerin

Claudia Sierich GiorgiBild: Privat

"Guaidó kam nicht aus dem Nichts. Und er steht mit seinen Forderungen nicht alleine da. Die Hauptelemente seiner Argumentation sind versöhnlich, inklusiv, nüchtern, klar und auf eine nachhaltige Lösung ausgerichtet. Damit hat er eine enorme Verantwortung übernommen. In der Zwischenzeit rufen alle in Venezuela nach sofortigen Lösungen. Aber es wird keine geben. Trotz aller Dringlichkeit. Niemand, der bei klarem Verstand ist, kann sich vorstellen, dass eine Restauration dieser Größenordnung (Institutionen, Sicherheit auf allen Ebenen, Versorgung aller Art, Wirtschaft, Aussöhnung, Demokratie) über Nacht geschehen kann. Man wird nur Stück für Stück vorankommen, mit dem, was da ist, um einen Übergang mit einem klar festgelegten Ziel zu erreichen: freie und transparente Wahlen."