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PolitikVenezuela

Maduros Unterstützer gehen massiv gegen Proteste vor

30. Juli 2024

In Venezuela sind tausende Oppositionsanhänger gegen die Wiederwahl von Präsident Maduro auf die Straßen gegangen. Polizei und Anhänger des autoritär herrschenden Staatschefs reagieren darauf nicht gerade zimperlich.

In Venezuelas Hauptstadt Caracas stehen sich zahlreiche Oppositionsanhänger und Polizisten gegenüber
Konfrontation zwischen Oppositionsanhängern und Polizei in Venezuelas Hauptstadt CaracasBild: Pedro Rances Mattey/Anadolu/picture alliance

Bei Protesten tausender Oppositionsanhänger gegen das Wahlergebnis in Venezuela hat es nach Angaben einer Nichtregierungsorganisation mindestens einen Toten gegeben. Zudem seien 46 Menschen in verschiedenen Städten und Bundesstaaten des südamerikanischen Landes festgenommen worden, teilte die NGO Foro Penal auf der Plattform X mit. Der Tod eines Demonstranten wurde demnach aus dem Bundesstaat Yaracuay gemeldet, Details sind bisher nicht bekannt. Lokale Medien berichteten von mindestens zwei Toten.

In ganz Venezuela war es nach der umstrittenen Präsidentenwahl zu Protesten mit teils heftigen Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften gekommen. Im Fernsehen war zu sehen, wie Polizisten Tränengas einsetzen und vereinzelt auf Menschen einschlagen. Außerdem wurden Schüsse auf Demonstranten abgegeben, die zum Präsidentenpalast in der Hauptstadt Caracas zogen.

Brennende Barrikaden als Gradmesser der Gewalt nach der umstrittenen Präsidentenwahl in Venezuela Bild: Pedro Rances Mattey/Anadolu/picture alliance

Bei den Schützen könnte es sich um sogenannte Colectivos handeln - regierungsnahe paramilitärische Gruppen, die die Agenda der Regierung mit Gewalt durchsetzen. Ein entsprechendes Video zeigt, wie Polizisten beim Angriff auf die Demonstranten nicht eingreifen, um diesen zu verhindern.

Großkundgebungen von beiden Seiten

Mitarbeiter von Oppositionsführerin Maria Corina Machado berichteten auch von einem Versuch der Sicherheitskräfte, in die argentinische Botschaft in Caracas einzudringen, in der sich sechs Oppositionelle aufhalten. Diese hatten im März Zuflucht in der Botschaft gesucht, um einer Verhaftung wegen angeblicher Verschwörung zu entgehen.

Für diesen Dienstag rief die Opposition zu einer Großdemonstration gegen die Regierung auf. Auch das Regierungslager will seine Anhänger auf die Straße bringen.

Der - offiziell - wiedergewählte venezolanische Staatschef Nicolás Maduro bei einer Rede vor dem Präsidentenpalast Miraflores in CaracasBild: Fernando Vergara/AP/dpa/picture alliance

Der Nationale Wahlrat von Venezuela hat den seit 2013 regierenden Nicolás Maduro offiziell zum Sieger der Präsidentschaftswahl erklärt. Demnach kam der linke Staatschef bei der Abstimmung am Sonntag auf 51,2 Prozent der Stimmen, der Oppositionskandidat Edmundo González Urrutia erhielt 44,2 Prozent. Die Opposition erkennt das offizielle Ergebnis nicht an und spricht von Wahlbetrug.

Opposition: In allen Bundesstaaten gewonnen

Die Regierungsgegner hätten Zugang zu 73 Prozent der Ergebnislisten, die einen uneinholbaren Vorsprung des Herausforderers belegten, sagte Oppositionschefin Machado vor Medienvertretern in Caracas. González habe in allen Bundesstaaten gewonnen und über 6,2 Millionen Stimmen erhalten, Maduro hingegen nur 2,7 Millionen. Auch die USA, die EU und eine Reihe lateinamerikanischer Staaten meldeten Zweifel am offiziellen Wahlergebnis an und forderten eine vollständige Überprüfung.

Der Präsidentschaftskandidat der Opposition, Edmundo González Urrutia, reklamiert den Wahlsieg für sich Bild: Pedro R. Mattey/Anadolu/picture alliance

Die Vereinten Nationen verlangten die Veröffentlichung lokaler Abstimmungsdaten. "Der Generalsekretär fordert vollständige Transparenz und regt die zeitnahe Veröffentlichung der Wahlergebnisse und eine Aufschlüsselung nach Wahllokalen an", teilte die Weltorganisation in New York mit. UN-Chef António Guterres vertraue zugleich darauf, dass alle Wahlstreitigkeiten friedlich gelöst würden und rufe alle Akteure zur Mäßigung auf.

Botschaftspersonal soll abgezogen werden 

Angesichts der internationalen Zweifel am Wahlergebnis erklärte Venezuela inzwischen, sein diplomatisches Personal aus sieben lateinamerikanischen Ländern abzuziehen. In einer Mitteilung wies das Außenministerium die "interventionistischen Handlungen und Erklärungen" der Regierungen von Argentinien, Chile, Costa Rica, Peru, Panama, Uruguay und der Dominikanischen Republik zurück. Venezuela protestiere mit dem Schritt gegen die "Einmischung" der Regierungen. Caracas verlange zudem, dass die Diplomaten der Länder Venezuela verließen, hieß es weiter.

sti/pg (afp. dpa, rtr)