Magdeburg macht mobil gegen Neonazis
15. Januar 2012Magdeburgs Oberbürgermeister Lutz Trümper und Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (beide SPD) betonten zur Eröffnung der "Meile der Demokratie", die Stadt und mehr als 150 Initiativen wollten ein kraftvolles Zeichen gegen Rechtsextremismus und Fremdenhass setzen. An der 1,5 Kilometer langen "Meile" beteiligten sich rund 180 Vereine, Schulen, Gewerkschaften, Theater, kirchliche Einrichtungen und Parteien. Zu der Aktion, die zum vierten Mal stattfand, hatten das Magdeburger "Bündnis gegen Rechts" und die Stadtverwaltung aufgerufen.
Mit den Aktionen wollten die Teilnehmer gegen einen zeitgleich stattfindenden Aufmarsch von 1200 Neonazis protestieren. Zudem demonstrierten 700 Anhänger der linken Szene nördlich des Stadtzentrums, wo die Demonstrationsroute der Rechten verlief. Linke Gegendemonstranten verzögerten nach Polizeiangaben wiederholt den rechtsextremen Aufzug mit Sitzblockaden.
Polizei greift zu Pfefferspray
Bei der Auflösung kam es zu Rangeleien zwischen Teilnehmern und der Polizei, die auch Pfefferspray einsetzte. Mindestens 15 Personen wurden vorübergehend festgenommen. Um Ausschreitungen zu verhindern, war die Polizei mit einem Großaufgebot von mehr als 2000 Beamten aus Sachsen-Anhalt und sieben weiteren Bundesländern im Einsatz.
Anlass für den "Gedenkmarsch" der Neonazis ist der 67. Jahrestag des Luftangriffs auf Magdeburg am 16. Januar 1945. Bei dem Luftangriff wenige Monate vor Kriegsende waren etwa 2500 Menschen ums Leben gekommen. Fliegerbomben zerstörten 90 Prozent der Altstadt. Der Jahrestag wird regelmäßig von rechtsextremen Gruppierungen für ihre Propaganda missbraucht.
Magdeburg galt neben Dresden und Köln als eine der im Zweiten Weltkrieg am schwersten zerstörten Städte Deutschlands.
Ruf nach NPD-Verbot
Zur "Meile der Demokratie" waren auch etliche Landes- und Bundespolitiker gekommen. SPD-Chef Sigmar Gabriel, Grünen-Chefin Claudia Roth und die Vorsitzende der Linken, Gesine Lötzsch, forderten in ihren Ansprachen ein Verbot der NPD und würdigten das Engagement der Magdeburger im Kampf gegen Rechts.
"Die große Resonanz dieser Veranstaltung zeigt, dass die Magdeburger ihre Stadt nicht preisgeben und für Demokratie kämpfen", sagte Gabriel. Lötzsch rief dazu auf, politischen "Sonntagsreden" Taten und einen "Aufstand der Zuständigen" folgen zu lassen.
kle/wa (epd, dpa)