Magnum-Fotograf René Burri ist tot
20. Oktober 2014Der Schweizer René Burri, einer der großen Fotografen des 20. Jahrhunderts, ist tot. Der Mann, dessen Porträts des rauchenden Revolutionärs Che Guevara weltweiten Ruhm erlangten, starb am Montag im Alter von 81 Jahren zu Hause in Zürich, bestätigte ein enger Freund der Nachrichtenagentur sda.
Burri war Mitglied der Agentur MAGNUM und reiste für seine Reportagen um die Welt. Bekannt wurden auch seine Porträts von Künstlern wie Pablo Picasso oder Alberto Giacometti. Seine Fotos vom geteilten und wiedervereinigten Berlin gelten als wichtige Dokumente der Zeit.
Mit 13 Jahren: Schnappschuss von Churchill
René Burri wurde am 9. April 1933 in Zürich in einfachen Verhältnissen geboren. Bereits als 13-Jähriger lieh er sich die Kamera seines Vaters und fotografierte 1946 Winston Churchill, stehend im Wagen, vor dessen Rede in Zürich. Nach der Schulzeit studierte er an der Kunstgewerbeschule in Zürich, der heutigen Zürcher Hochschule der Künste. Seine Rekrutenausbildung ab 1954 dokumentierte er mit einer Leica.
Burris Berufstätigkeit begann als Kameramann für die Walt Disney Film Production in der Schweiz, bei der er 1954-1955 beschäftigt war. Es drängte ihn jedoch in die Ferne. 1955 fuhr er per Autostopp nach Paris und stellte sich bei der heute internationalen Agentur MAGNUM mit einem Portfolio vor.
Rastlose Reportagereisen: Ein legendäres Foto von Che Guevara
Ab 1956 fotografierte Burri große Persönlichkeiten auf Reportagereisen weltweit. "Die Leica, die Kamera, das dritte Auge, das hat mich an diese Orte hingeführt. Dann ließ ich mich überraschen", sagte er einmal im Gespräch mit der DW. 1960 beschäftigte sich Burri mit dem Thema "Die Deutschen", das Porträts von Bürgerinnen und Bürgern der Bundesrepublik und der DDR versammelte. 1962 reiste er in den Nahen Osten und besuchte Israel, Jordanien und den Libanon. Ein Jahr später traf er Che Guevara, von dem er das weltberühmt gewordene Foto als Zigarrenraucher machte, und Fidel Castro. Im selben Jahr dokumentierte er die Beisetzung von John F. Kennedy.
Picasso in der Stierkampfarena
Häufiger und von längerer Dauer war Burris Zusammenarbeit mit Künstlern. Sechs Jahre lang versuchte er, an den Maler Pablo Picasso heranzukommen. Dann habe er ihn eines Tages in Nîmes in einem Hotelzimmer getroffen, wo Picasso gerade eine kleine Musikkapelle dirigierte. "Für mich ist er die väterliche Leitfigur in der Kunst geworden", sagte Burri im DW-Gespräch. In den folgenden Jahren fotografierte er den Künstler in seinem Atelier oder beim Abendessen. Burris Foto von Picasso in der Stierkampfarena ist eine der bekanntesten Aufnahmen.
"Vibration des Lebendigen"
Burris Fotografien gelten als einzigartige Dokumente zeitgeschichtlicher Ereignisse und prägender Persönlichkeiten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Seine Bilder entwickelten sich zu Ikonen und beeinflussten den klassischen Fotojournalismus. Sie seien jedoch keine statuarischen Abbilder, sondern aus dem Leben heraus eingefangen in einer "Vibration des Lebendigen", wie Burri es selbst formulierte.
ag/mak (dpa/Munzinger)