Große Unterschiede
16. Juli 2010Wenn eine europäische Firma eine Niederlassung in Angola gründen will, dann muss sie Geduld mitbringen. Rund sechs Monate dauert es, bis man eine Zulassung hat. Wem das zu lange ist, der sollte es in Kanada oder Georgien probieren: Hier kann man bereits nach einer Woche loslegen.
Die Zahlen stammen aus einer neuen Untersuchung der Weltbank. 87 Länder untersuchten die Forscher in der Studie "Investing Across Borders". Die Organisation aus Washington stellte vier Fragen: In welche Bereiche der Wirtschaft dürfen Ausländer überhaupt investieren? Wie schnell können sie ein Unternehmen gründen? Wie leicht können die Investoren Land kaufen? Und: Wie schnell können Handelskonflikte geschlichtet werden?
Sechs Monate Wartezeit in Nicaragua
Dabei gibt es große Unterschiede. So dauert es in Nicaragua ein halbes Jahr, bis man Industrieflächen bekommt, in Ländern wie Armenien oder Südkorea dagegen weniger als zwei Wochen. Doch diese Unterschiede werden kleiner, denn das Investitionsklima weltweit verbessert sich nach Einschätzung der Weltbank.
"Wenn Länder im internationalen Wettbewerb mithalten wollen, dann müssen sie für Investoren attraktiv sein", sagt Pierre Guislain, einer der Autoren der Studie. "Es gibt immer mehr Länder, die ein Bewusstsein dafür entwickeln." Die Wirtschaftskrise habe zusätzlichen Druck auf die Märkte ausgeübt, sich für Investoren zu öffnen.
Osteuropa top, Ostasien flop
Wenn ein Land Vorbehalte habe, dann könne es sich Unterstützung der Weltbank holen, sagt Guislain. Vor allem in Ostasien fand die Weltbank noch relativ große Hindernisse für ausländische Investoren. Hier fällt China auf. Der Zugang zu manchen Bereichen des Marktes ist stark eingeschränkt. Und Unternehmensgründer aus dem Ausland müssen hier rund 100 Tage auf eine Genehmigung warten. Das große Land China sei eben ein begehrter Markt, sagt Guislain. Da könne man sich Einschränkungen erlauben.
Weniger Beschränkungen fanden die Forscher in Osteuropa. Diese Länder seien aus einem sowjetischen Wirtschaftssystem hervorgegangen. "Das hat viel Raum für neue Investitionen aus dem Ausland gegeben", sagt Guislain. Außerdem hätten sie Handelsabkommen mit der Europäischen Union geschlossen oder seien der EU beigetreten. Das führte zu niedrigen Investitionshürden.
Niedrige Hindernisse attestiert die Weltbank auch Irland, Großbritannien und den USA. Hier habe es viele Investitionen aus dem Ausland gegeben. Aber gerade diese Länder erlebten einen rasanten Abstieg in Wirtschaftskrise. Könnte der der offene Markt nicht auch zum schnellen Abschwung geführt haben? Diese Frage, sagt Pierre Guislain, sei nicht Gegenstand der Studie gewesen. Er wolle sich dazu nicht äußern.
Autor: Benjamin Hammer
Redaktion: Rolf Wenkel