ASEAN-Gipfel: Frieden für Unruhe-Regionen in Südostasien?
Veröffentlicht 25. Oktober 2025Zuletzt aktualisiert 26. Oktober 2025
Malaysia hat derzeit den rotierenden Vorsitz der ASEAN-Gruppe. Zum Gipfel der Organisation Südostasiatischer Nationen kommen 30 Staats- und Regierungschefs in die Hauptstadt Kuala Lumpur, darunter auch Donald Trump. Der US-Präsident sieht sich als Vermittler eines Friedens zwischen Thailand und Kambodscha. Er war bei der Unterzeichnung eines Friedensabkommens zwischen den Konfliktparteien an diesem Sonntag am Rande des Gipfels dabei.
Die beiden Nachbarländer haben einen jahrzehntealten Grenzstreit, der über ein Jahrhundert zurückreicht. Im Juli eskalierten die Spannungen entlang der thailändisch-kambodschanischen Grenze zu einem offenen Grenzkonflikt. Mindestens 43 Menschen wurden getötet und 300.000 Zivilisten während der fünftägigen Kämpfe vertrieben. Ein Waffenstillstandsabkommen, vermittelt durch Malaysia, China und den USA, trat am 29. Juli in Kraft.
Trotz des nun unterzeichneten Friedensabkommens bleiben die Spannungen zwischen den beiden Ländern hoch. Thailand wirft Kambodscha vor, Landminen entlang der gemeinsamen Grenze gelegt zu haben, wodurch seit Juli mehrere thailändische Soldaten verletzt worden seien. Kambodscha weist die Vorwürfe zurück und erklärt, einige thailändische Soldaten seien auf Munition getreten, die während des jahrzehntelangen Bürgerkriegs gelegt wurde.
USA drängen auf dauerhaftes Friedensabkommen
US-Präsident Trump hatte während der Friedensverhandlungen Druck auf die Konfliktparteien ausgeübt. Er drohte, die Handelszölle für beide Länder zu erhöhen, sollte der Konflikt andauern. Nach dem Waffenstillstand im Juli sicherten sich Thailand und Kambodscha einen reduzierten Zollsatz von 19 Prozent.
Mark S. Cogan, Honorarprofessor für Friedens- und Konfliktforschung an der Kansai Gaidai Universität in Osaka, Japan, sagte der DW, Malaysia begrüße Washingtons Druck auf Bangkok und Phnom Penh, um die eigenen Bemühungen zu einer dauerhaften Konfliktlösung zu verstärken.
"Malaysia hat die USA und Trump in den thailändisch-kambodschanischen Gesprächen unterstützt, in der Hoffnung, dass zusätzlicher politischer Druck und wirtschaftliche Anreize aus Washington ausreichen, damit beide Seiten der bevorstehenden Erklärung zustimmen", so Cogan. Die malaysische Diplomatie sei jedoch ein zentraler Bestandteil der Verhandlungen gewesen.
Das Friedensabkommen - das sogenannte "Kuala Lumpur Abkommen" - soll beide Parteien zur Aufrechterhaltung des Waffenstillstands bewegen.
Kann die ASEAN eine friedliche Lösung für Myanmar finden?
Im Konflikt in Myanmar haben die diplomatischen Bemühungen der ASEAN-Gruppe bisher keine Wirkung gezeigt. Myanmar befindet sich seit einem Militärputsch im Februar 2021, bei dem die demokratisch gewählte Regierung unter Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi gestürzt wurde, im Bürgerkrieg.
Seit dem Putsch wurden mehr als 3,5 Millionen Menschen vertrieben und Tausende getötet. Eine Kombination aus Oppositionsgruppen, Volksverteidigungskräften und ethnischen bewaffneten Organisationen kämpft gegen die Militärjunta.
Im Juli wurde die Macht an eine zivile Übergangsregierung übertragen, die ab dem 28. Dezember Wahlen abhalten will. Junta-Chef Min Aung Hlaing ist derzeit amtierender Präsident und preist die bevorstehenden Wahlen als Weg zur Versöhnung - obwohl er zugibt, dass sie aufgrund der anhaltenden Kämpfe nicht landesweit stattfinden werden.
Internationale Beobachter und Menschenrechtsgruppen sehen die Wahl als Versuch, die militärische Herrschaft in Myanmar zu legitimieren.
Myanmar: Wahlen oder Frieden?
Malaysia erklärte, dass die Priorität in Myanmar nicht bei Wahlen, sondern bei der Beendigung der Gewalt und der Suche nach Frieden liegen sollte - die Delegierten beim ASEAN-Gipfel werden nach Angaben des Malaysischen Aupenministers Mohamad Hasan über eine Entsendung von Beobachtern zur Überwachung der Wahl beraten.
"Malaysia muss eine Antwort darauf geben, wie die ASEAN mit den Wahlen in Myanmar im Dezember umgehen wird. Das Militär hat einige Beobachter eingeladen, aber ich glaube nicht, dass ASEAN-Beobachter entsendet werden", sagt Sharon Seah, Senior Fellow am ISEAS-Yusof Ishak Institute in Singapur.
Die ASEAN-Gruppe versucht weiterhin, den sogenannten Fünf-Punkte-Konsens durchzusetzen, der 2021 von Vertretern des südostasiatischen Bündnisses vereinbart wurde, um die Krise in Myanmar zu beenden. Dieser umfasst Gewaltverzicht, Vermittlung, verbesserten Dialog, humanitäre Hilfe und der Besuch eines Sondergesandten. Myanmar gehört zwar zum ASEAN-Bündnis, die Militärjunta wurde jedoch vom Gipfel ausgeschlossen, weil sie den Fünf-Punkte-Konsens nicht umgesetzt hat.
Außenminister Hasan erklärte nach einem Treffen hochrangiger ASEAN-Vertreter, dass Myanmar erneut zur Umsetzung des Plans und zur Verteilung von Hilfsgütern aufgefordert wurde. "Ich denke, Malaysia wird nach diesem Gipfel mehr Bedingungen an Myanmar stellen", vermutet Seah.
Konfliktforscher Cogan meint, dass die unterschiedlichen Herangehensweisen innerhalb der ASEAN den Fortschritt im Konflikt behindern. Er erwartet keinen großen Durchbruch für eine Friedenslösung in Myanmar. "Es ist schwer vorstellbar, wie sich die Lage verbessern soll, wenn es zwei Lager innerhalb von ASEAN gibt - Staaten, die auf Isolation setzen, und solche, die sich für Engagement entschieden haben", erklärte er.
Adaption aus dem Englischen: Sabine Faber.
Dieser Artikel wurde zuletzt nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens zwischen Thailand und Kambodscha am 26.10.2025 aktualisiert.