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Politik

Mordprozess im Fall Kim geht weiter

Brenda Haas
22. Januar 2018

Der Prozess gegen zwei Frauen aus Südostasien wegen des Mordes am Halbbruder des nordkoreanischen Diktators Kim Jong Un wird fortgesetzt. Die DW fasst die wichtigsten Punkte zusammen.

Malaysia Nordkorea Mord an Kim Jong Nam
Bild: picture-alliance/AP Photo/S. Kambayashi

Es war eine bizarre Tat. Zwei Frauen näherten sich am 13. Februar 2017 in der Abflughalle des Flughafens von Kuala Lumpur einem Mann. Sie schmierten ihm eine Flüssigkeit ins Gesicht. Es handelte sich dabei um den chemischen Kampfstoff VX. Das Opfer litt bald unter schweren Krämpfen und starb zwei Stunden nach der Attacke.

Das Opfer hatte einen nordkoreanischen Pass bei sich, der auf den Namen Kim Chol ausgestellt war. Später stellte sich heraus, dass es sich um Kim Jong Nam handelte, den 46-jährigen Halbbruder von Nordkoreas Diktator Kim Jung Un.

Die beiden Frauen, die Indonesierin Siti Aisyah und die Vietnamesin Doan Thi Huong, beteuerten nach ihrer Verhaftung, dass sie davon ausgegangen waren, Teil eines TV-Streichs mit versteckter Kamera gewesen zu sein. Sie seien von vier Nordkoreanern, die sich als chinesische und japanische TV-Produzenten ausgegeben hätten, vor der Attacke angesprochen worden. Zuvor hätten sie eine Reihe von Testläufen in Hotels, Einkaufszentren und dem Flughafen absolviert. Als Honorar seien ihnen 85 beziehungsweise 170 Euro versprochen worden. Die vier Verdächtigen flohen kurz nach dem Mordanschlag aus Malaysia und stehen seither auf der Fahndungsliste von Interpol. Beide Tatverdächtigte haben bei Prozessbeginn am 2. Oktober 2017 auf nicht schuldig plädiert. Sollten sie für Mord verurteilt werden, droht ihnen in Malaysia die Todesstrafe

Die Todesursache

Eine akute Vergiftung mit dem Kampfstoff VX wurde als einzige Todesursache angegeben. Der Kampfstoff ist als Massenvernichtungswaffe qualifiziert (vermutlich gibt es VX auch im nordkoreanischen Chamiewaffenarsenal). Spuren von VX wurden auf dem Gesicht von Kim Jong Nam, in seinen Augen, seinem Blut, seinem Urin und seiner Kleidung gefunden. Der Pathologe der malaysischen Regierung, Mohamad Shah Mahmood, gab an, dass die schnellste Aufnahme des Gifts wohl über die Bindehaut des Auges erfolgte. Sobald VX im Blutkreislauf aufgenommen ist, "ist die Chance zu überleben minimal."

Die Polizei gab an, dass Kim Jong Nam nicht nur vier Diplomatenpässe mit dem Namen Kim Chol bei sich trug, sondern auch 100.000 US-Dollar in bar. Nicht zuletzt fanden die Ermittler zwölf Ampullen Atropin bei Kim, ein Antidot, dass auch bei einer Vergiftung mit VX angewendet wird.

Der erstgeborene uneheliche Sohn des ehemaligen nordkoreanischen Diktators Kim Jong Il lebte seit Jahren im Exil in Macau. Er hatte die Gunst seines Vaters verloren. Einige Zeit vor seinem Tod hatte Kim Jong Nam die Dynastie der Kims kritisiert. Südkoreanische Geheimdienste gehen deshalb davon aus, dass sein Halbbruder Kim Jong Un die Ermordung angeordnet hat. Allerdings bestreitet die nordkoreanische Regierung jede Beteiligung.

Die beiden Tatverdächtigten: Die Indonesierin Siti Aisyah (links) und die Vietnamesin Doan Thi Huong (rechts)

Die Angeklagten

Die beiden Angeklagten, Siti Aisyah und Doan Thi Huong, gaben bei den Ermittlungen an, in Kuala Lumpur als Escort-Damen gearbeitet haben. Spuren von VX wurden auf ihrer Kleidung und Huongs Fingernägeln gefunden. Videomaterial des chinesischen Staatssenders CCTV zeigt, wie beide Frauen nach der Attacke in zwei getrennte Toiletten laufen und dabei die Hände von sich weghalten. Die Strafermittler halten das für ein Indiz dafür, dass sie wussten, dass sie es mit einer giftigen Substanz zu tun hatten.

Die Strafverteidigung hingegen argumentiert, dass sie einfach den Anweisungen der Nordkoreaner Folge leisteten. Außerdem hätten die Frauen weder versucht, das Land zu verlassen, noch ihre verunreinigte Kleidung zu entsorgen. Das spreche dafür, dass sie nicht wussten, was vor sich ging.

Die Hintermänner

Die beschuldigten Frauen kannten die vier Nordkoreaner nur unter ihren Spitznamen: Herr Chang, Herr Y, "Großvater" Hanamori und James. Das Gericht identifizierte sie später als Hong Song Hac, Ri Ji Hyon, Ri Jae Nam und O Jong Gil. Sie alle hielten sich am Tatmorgen am Flughafen auf. Der leitende Ermittler, Wan Azirul Nizam Che Wan Aziz, erklärte, dass "Großvater" Hanamori vermutlich der Drahtzieher und Planer des Angriffs gewesen sei. Herr Chang und Herr Y hätten kurz vor der Tat eine Flüssigkeit auf die Hände der Frauen geschüttet. Die vier wurden ebenfalls von Überwachungskameras gefilmt. Dabei zeigte sich, dass sie vor der Tat andere Kleidung trugen als danach. Sie trafen sich außerdem mit Mitgliedern der nordkoreanischen Botschaft, bevor sie Malaysia fluchtartig verließen.

Der Chemiker Ri Jong Chol wurde im März nach Nordkorea abgeschobenBild: Reuters/Kyodo

Drei weitere Tatverdächtige entgingen der Befragung durch die Polizei, da sie sich in der nordkoreanischen Botschaft versteckt hielten. Eine Befragung kam nicht zustande, da die malaysische Regierung einem Austausch zustimmte, bei dem die drei Verdächtigen gegen neun malaysische Diplomaten, die zuvor in Nordkorea festgehalten wurden, ausgetauscht wurden.

Einer der drei Tatverdächtigen war der nordkoreanischen Chemiker Ri Jong Chol, der nicht nur die vier Kontaktpersonen der Angeklagten zum Flughafen gefahren hat, sondern in seiner Wohnung auch ein Labor eingerichtet hatte, indem er möglicherweise den VX-Kampfstoff hergestellt hat.

Das Verfahren

Das Verfahren, das sieben Wochen lang ausgesetzt war, soll 23 Verhandlungstage umfassen. 153 Zeugen sind geladen. Die Hauptzeugen, darunter Mitarbeiter des Flughafens, Mediziner, Pathologen und die Polizei, haben bereits ausgesagt. Die Verteidiger gaben an, dass die wahren Schuldigen Malaysia bereits verlassen hätten und dass ihre Mandantinnen nur benutzt worden sein. Sie hätten nie beabsichtigt, Kim Jong Nam zu ermorden. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass unsere Mandantin am Ende des Prozesses freigesprochen werden", sagte der Anwalt Hisyam Teh Poh von Doan der AFP.

Wenn alle Zeugen vernommen wurden, soll der Prozess im März vorerst ruhen. Dann entschiedet der Richter, ob genügend Hinweise vorliegen, um den Prozess gegen die Frauen fortzusetzen. Sollte das der Fall sein, dann wird das Verfahren noch Monate dauern. Wenn nicht, dann könnten die Frauen tatsächlich auf freien Fuß gesetzt werden.

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